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Epstein und Trump in Florida

© Getty Images/Davidoff Studios Photography; Bearbeitung: Tagesspiegel

Update

US-Präsident soll von Missbrauch gewusst haben: Sexualstraftäter Epstein wollte sein Wissen über Trump zu seinem Vorteil nutzen

Trump bestreitet, von Epsteins Sexualstraftaten an Minderjährigen gewusst zu haben. Nun liegen E-Mails vor, die ein anderes Bild zeichnen. Demnächst könnten die gesamten Epstein-Akten öffentlich werden.

Stand:

Im Epstein-Skandal gerät US-Präsident Donald Trump aufgrund einer Reihe neu veröffentlichter E-Mails weiter unter Druck. Er soll frühzeitig von den Verbrechen des toten Sexualstraftäters gewusst haben und „Stunden“ in dessen Haus mit einem der Epstein-Opfer verbracht haben.

Das geht aus E-Mails hervor, die Epstein mutmaßlich an seine Komplizin Ghislaine Maxwell geschrieben hat und die nun von den Demokraten im einflussreichen Kongressausschuss „Oversight Committee“ veröffentlicht wurden.

In einer der Mails von 2011 an Maxwell heißt es:

„Ich möchte, dass du dir bewusst machst, dass dieser Hund, der nicht gebellt hat, Trump ist. [Opfer] hat Stunden mit ihm in meinem Haus verbracht.“

Die Namen der Opfer wurden vor der Veröffentlichung geschwärzt. Insgesamt wurden rund 20.000 Seiten an Akten vom Oversight Committee des Repräsentantenhauses (einem Rechenschaftsausschuss) freigegeben. Sie sind aber nur ein kleiner Teil der sogenannten Epstein-Akten, die die Justizbehörden bisher unter Verschluss halten.

In zwei E-Mails an den Autor und Trump-Biografen Michael Wolff soll Epstein zudem laut „New York Times“ und „Guardian“ geschrieben haben, dass der Republikaner „natürlich von den Mädchen wusste“, die Ermittler später als minderjährig identifiziert hatten. Und er tauschte sich mit Wolff aus, wie er sein Wissen über Trump für seine eigenen Zwecke nutzen könnte.

Aus den E-Mails geht auch hervor, dass Epstein sein Wissen über Trump an den russischen Präsidenten Wladimir Putin weitergeben wollte.

Maxwell und Epstein waren erst ein Paar, dann befreundet.

© IMAGO/ZUMA Wire/IMAGO/SDNY

Zu diesem Zeitpunkt war Epstein schon ein erstes Mal verurteilt worden, bekam aber wegen eines fragwürdigen Deals mit Ermittlern nur eine geringe Strafe.

Epstein war 2019 erhängt in seiner Gefängniszelle in New York aufgefunden worden. Ihm wurde vorgeworfen, hunderte Mädchen und junge Frauen missbraucht und Prominenten zugeführt zu haben. Ghislaine Maxwell half ihm dabei und sitzt wegen Sexhandels mit Minderjährigen und weiterer Vergehen eine 20-jährige Haftstrafe ab.

Das Weiße Haus reagierte mittlerweile auf die neuen Veröffentlichungen. Sprecherin Karoline Leavitt warf den Demokraten vor, mit „selektiven Leaks“ eine „Fake-Erzählung“ zu schaffen, um Präsident Trump zu diffamieren. Die Unterlagen bewiesen „absolut nichts“, so Leavitt , außer dass Trump „nichts falsch gemacht“ habe.

Außerdem verriet Leavitt den Namen des Opfers, der in den E-Mails geschwärzt war: „Das in diesen E-Mails erwähnte „unbenannte Opfer“ ist die verstorbene Virginia Giuffre, die wiederholt erklärt hat, dass Präsident Trump in keinerlei Fehlverhalten verwickelt war und ihr gegenüber in ihren begrenzten Interaktionen „nicht freundlicher hätte sein können“, erklärte Leavitt. Virginia Giuffre beging im April Suizid und hatte lebenslang mit den Folgen des Missbrauchs durch Epstein zu kämpfen.

Trump beruft Treffen im „Situation Room“ ein

Epstein sei einst Mitglied in Trumps Club Mar-a-Lago gewesen, bis dieser ihn hinausgeworfen habe, „weil er ein Pädophiler und ein widerlicher Typ war“. Trump selbst erklärte auf seiner Plattform, die Demokraten versuchten mit dem „Epstein-Hoax“ nur, vom gescheiterten Umgang mit dem Regierungsstillstand abzulenken. Epstein bestreitet in den E-Mails, dass er Mitglied in Trumps Club war.

Umgehend nach Bekanntwerden der E-Mails berief Trump ein Treffen hochrangiger Republikaner und der Justizbeamten im Lagezentrum des Weißen Hauses ein (das sogenannte „Situation Room“), um zu klären, wie mit dem Fall weiter umzugehen ist. Ein Zeichen dafür, wie ernst man den Vorgang im Weißen Haus nimmt.

Im Wahlkampf versprach Trump, die Epstein-Akten vollständig offenzulegen. Weil dieses Versprechen seit seinem Amtsantritt im Januar jedoch nicht eingelöst wurde, steht der Präsident unter wachsendem Druck. 

Ein Fehlverhalten Trumps in dieser Affäre konnte allerdings nie nachgewiesen werden. Auch aus den jetzt veröffentlichten Unterlagen geht kein Fehlverhalten Trumps hervor. Sollte er allerdings von Epsteins Taten gewusst haben, ist die Frage, warum er darüber schwieg – und damit Epstein und andere Männer, denen Epstein Mädchen zuführte, lange Jahre auch schützte.

Er selbst bestreitet jede Beteiligung an oder Kenntnis von Epsteins Sexualstraftaten. Bekannt ist, dass beide eine Zeit lang eine enge Freundschaft pflegten. Anfang der 2000er-Jahre kam es jedoch wegen eines Streits um eine Immobilie zu einem Zerwürfnis der beiden.

Mit der Stimme der Demokratin Adelita Grijalva könnte eine Petition verabschiedet werden, die die Herausgabe der Epstein-Akten erwirkt.

© AFP/Alex Wroblewski

„Je mehr Donald Trump versucht, die Epstein-Akten zu vertuschen, desto mehr decken wir auf“, sagte der ranghöchste Abgeordnete des Ausschusses, Robert Garcia, der „New York Times“ zufolge. „Diese neuesten E-Mails und Korrespondenzen werfen drängende Fragen darüber auf, was das Weiße Haus noch verbirgt und wie die Beziehung zwischen Epstein und dem Präsidenten aussieht.“

Der Druck auf Trump könnte in Kürze weiter steigen. Am Mittwoch wird die neu gewählte demokratische Abgeordnete des Repräsentantenhauses, Adelita Grijalva, in Washington vereidigt. Mit ihrer Stimme könnten Republikaner und Demokraten eine parteiübergreifende Petition beschließen, alle Epstein-Akten zu veröffentlichen. Dafür sind im Repräsentantenhaus 218 Stimmen nötig, bisher fehlte eine Stimme zur Verabschiedung.

Schon in der nächsten Woche ist dazu die Abstimmung im Repräsentantenhaus geplant, wie der republikanische Vorsitzende der Parlamentskammer, Mike Johnson, vor Journalisten ankündigte. Demokraten in der Opposition, aber auch einige von Trumps Republikanern drängen seit Monaten darauf. (mit Agenturen)

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