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Erst zu Ministerpräsidentin Meloni, dann in den Vatikan. US-Vizepräsident JD Vance besucht zu Ostern Rom.

© dpa/Andrew Medichini

US-Vizepräsident in Rom und im Vatikan: Viel Lob, aber wenig Lohn für Giorgia Meloni als Vermittlerin

Erst in Washington, nun in Rom: Italiens Ministerpräsidentin Meloni trifft Trumps Vize Vance erneut innerhalb von 24 Stunden. Doch ihr Erfolg als Vermittlerin im Handelsstreit ist übersichtlich.

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Giorgia Meloni versuchte es mit einem Scherz: Sie freue sich, Vizepräsident J. D. Vance, den sie „lange nicht mehr gesehen hat“, in Rom willkommen zu heißen, erklärte die italienische Ministerpräsidentin vor den bilateralen Gesprächen mit dem Gast aus den USA.

Dabei hatte sie mit Vance vor weniger als 24 Stunden im selben Raum gesessen, 7211 Kilometer entfernt, im Oval Office des Weißen Hauses in Washington.

In Rom wollten Meloni und Vance die Gespräche über die von US-Präsident Trump verhängten Zölle weiterführen, erklärte der Gast aus den USA. Dabei sollte es laut Meloni ausdrücklich nicht um bilaterale Sonderregelungen für Italien, sondern um eine gemeinsame Lösung für die gesamte EU gehen.

Komplimente von Trump

Die Gespräche hatten tags zuvor mit Komplimenten von US-Präsident Donald Trump für die italienische Regierungschefin begonnen. „Meloni gefällt mir sehr, wir sind stolz, sie bei uns zu haben“, erklärte Trump, um dann gönnerhaft weiterzufahren: „Sie hat großes Talent und macht in Italien einen großartigen Job, sie ist eine Leaderin von Weltniveau.“

Solange die Rechtspolitikerin in Rom am Ruder bleibe, würden die USA mit Italien „fantastische Beziehungen haben“, betonte Trump weiter.

Meloni revanchierte sich, indem sie die politischen Gemeinsamkeiten zwischen ihr und dem US-Präsidenten hervorhob, namentlich bei der Migrationspolitik und bei der Ablehnung von allem, was irgendwie nach „woke“ aussieht.

Sorge europäischer Regierungen zerstreut

Der Besuch Melonis bei Trump und auch die Gespräche mit Vance in Rom sind in den europäischen Staatskanzleien mit Spannung, aber auch mit etwas Sorge erwartet worden: Würde Meloni die bisherige europäische Geschlossenheit im Handelsstreit aufbrechen, um für Italien Vorteile herauszuschlagen?

Und würde sie die politische und militärische Unterstützung für die Ukraine, an welcher sie bis jetzt keine Zweifel hatte aufkommen lassen, infrage stellen?

Melonis Antworten waren eindeutig: Sie sei nicht gekommen, um bilaterale Abmachungen zu treffen, sondern um im Handelsstreit zwischen Europa und den USA zu vermitteln, erklärte sie in Washington gleich zu Beginn ihres Besuchs.

Trafen sich erst am Donnerstag im Weißen Haus: Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni und JD Vance.

© Reuters/Evelyn Hockstein

Zur Enttäuschung von Trump blieb sie auch bei der Unterstützung von Kiew unerschütterlich: „Meine Meinung ist die: Die Ukraine wurde angegriffen, und der Aggressor heißt Wladimir Putin.“

Magere Ergebnisse der Besuche

Bei aller demonstrativen gegenseitiger Sympathie – die Resultate der Treffen fielen aus italienischer und europäischer Sicht mager aus. Vor allem bei den Fragen der Zölle scheint eine Lösung nicht näher gerückt.

Trump erklärte lediglich vage, dass man „hundertprozentig“ eine Lösung finden werde; gleichzeitig ließ er keinen Zweifel daran, dass er es nicht eilig habe, weil die Zölle die USA reich machten.

Immerhin konnte Meloni dem US-Präsidenten die Zusage abringen, in naher Zukunft nach Rom zu kommen. Sein Besuch soll laut Meloni den Rahmen bilden für direkte Verhandlungen zwischen Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Diese bemüht sich seit Wochen vergeblich um ein Treffen mit Trump. Sollte Meloni ein solches einfädeln können, würde sie sich tatsächlich als das erweisen, was sie so gerne sein möchte: eine Brückenbauerin zwischen Washington und Brüssel.

Auch beim Treffen zwischen Meloni und Vance in der italienischen Hauptstadt waren keine Durchbrüche zu erwarten.

Der Konvertit Vance eher auf Privatbesuch

Beim Rom-Besuch von Vance handelt es sich in erster Linie um eine private Reise: Der Konvertit, der im Jahr 2019 zum Katholizismus übergetreten ist, will mit seiner Familie die Ostertage in der Ewigen Stadt verbringen.

Osterausflug mit Kind und Kegel: Der US-Vizepräsident JD Vance landet am frühen Karfreitagmorgen in Rom.

© Reuters/Kenny Holston

Am Karfreitag plante Vance, der Kreuzwegprozession beim Kolosseum beizuwohnen; zudem will er den Petersdom, die Heilige Treppe bei der Lateranskirche sowie die Basilika Sankt Paul außerhalb der Mauern besuchen.

Am Ostersamstag ist ein Treffen mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Vatikan vorgesehen. Ob auch eine Privataudienz bei Papst Franziskus zustande kommt, ist noch nicht entschieden; aber laut Vatikankreisen ist das wegen des Gesundheitszustands von Franziskus eher unwahrscheinlich.

Zwist über Nächstenliebe zwischen Vance und dem Papst

Möglicherweise sind die päpstlichen Gesundheitsprobleme auch nur ein Vorwand, um ein Treffen zu vermeiden. Die weltanschauliche Distanz zwischen dem Papst und dem Konvertiten aus den USA könnte kaum größer sein.

Trotz seiner gesundheitlichen Probleme besuchte Papst Franziskus am Palmdonnerstag das Gefängnis Regina Coeli.

© dpa/Vatican Media

Nach seiner Taufe hatte sich Vance umgehend den ultrakonservativen Franziskus-Gegnern angeschlossen, von denen es in den USA viele gibt.

Kurz nach seiner Ernennung zum Vizepräsidenten der USA meinte Vance sogleich, den Papst bezüglich der christlichen Nächstenliebe belehren zu müssen.

Im Zusammenhang mit der Aufnahme von Migranten vertrat Vance die Theorie, dass sich die Nächstenliebe in erster Linie gegenüber Familienmitgliedern, nahen Angehörigen und Freunden offenbare und erst danach, wenn überhaupt, gegenüber Fremden.

Der Papst entgegnete, dass die wahre Nächstenliebe jene des barmherzigen Samariters sei, der allen Menschen in Not helfe.

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