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USA deaktivieren Zielerfassung bei den Himars: Verliert die Ukraine jetzt eine ihrer effektivsten Waffen?
Rund 40 Himars-Raketenwerfer aus den USA sind in der Ukraine im Einsatz. Vor allem bei Angriffen auf größere Distanzen sind sie hocheffektiv. Nun aber schränken auch hier die USA die Nutzung ein.
Stand:
US-Präsident Donald Trump will sich die ukrainische Regierung gefügig machen. Koste es, was es wolle. Nach dem diplomatischen Eklat im Weißen Haus am vergangenen Freitag, als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach einem hitzigen Wortwechsel von Trump hinausgeschmissen wurde, stellten die USA die Waffenlieferungen an Kiew ein.
Auch Geheimdienstinformationen, die Kiew zum Beispiel für die Angriffe auf russische Truppen nutzt, gibt Washington nicht mehr an die Ukraine weiter.
Wie jetzt bekannt wird, greifen die USA auch in die Nutzung von US-Waffensystemen in der Ukraine ein. So zum Beispiel bei den Himars-Raketenwerfern, die Geschosse auf Ziele in bis zu 300 Kilometern Entfernung abfeuern können. Die Raketenwerfer, von denen die Ukraine rund 40 Stück im Einsatz hat, sind hocheffektiv gegen russische Ziele.
Zwar können die Ukrainer noch Raketen von den Himars abschießen. Offenbar scheint aber eine automatische Echtzeiterfassung von Zielen nicht mehr zu funktionieren. Das bestätigen dem Tagesspiegel auch Quellen aus der Ukraine.
Allerdings heißt es von dort, dass die Himars weiter „effektiv“ eingesetzt werden könnten. Die Ziele müssten nun von Ukrainern selbst gefunden und deren Koordinaten eingegeben werden. Die Ziele finden die Ukrainer meist mittels Drohnen, die im Luftraum über den russisch-besetzten Gebieten unterwegs sind.
Die Himars-Raketenwerfer können sechs präzisionsgelenkte Raketen gleichzeitig auf Ziele in bis zu 80 Kilometern Entfernung abfeuern. Auch Raketen mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern, sogenannte ATACMS, können von den Himars aus abgeschossen werden.
Aus großer Distanz konnte die ukrainische Armee damit zielgenau wichtige russische Infrastrukturpunkte zerstören: Munitions-, Öl- und Waffendepots oder Bahnlinien zum Beispiel.
Auch Munition, die sich über eine größere Fläche verteilt, kann mit den Himars abgefeuert werden. Bei der Explosion der sogenannten M30A1-Sprengköpfe, die noch in der Luft passiert, werden kleine Metallkugeln in Hochgeschwindigkeit über ein großes Areal verteilt. Eine Salve von sechs dieser Sprengköpfe deckt angeblich eine Fläche von etwa 1,3 Quadratkilometern ab, was ungefähr einer Größe von 185 Fußballfeldern entspricht.
Satelliten erfassen Himars-Ziele auf russischem Gebiet
In einem Sprengkopf stecken 182.000 einzelne Kugeln. Soldaten in Reichweite haben keinen effektiven Schutz gegen die kleinen Geschosse, leichtgepanzerte Fahrzeuge, die von den Russen offenbar vermehrt eingesetzt werden, ebenfalls nicht. Der Vorteil gegenüber herkömmlicher Streumunition: Es bleiben keine Blindgänger liegen, die später Zivilisten gefährden können.
Wie sich der Eingriff der Amerikaner bei den Himars auf die Situation auf dem Schlachtfeld auswirkt, ist noch unklar. Der Chef des ukrainischen Verteidigungsnachrichtendienstes, Kyrylo Budanow, versuchte schon vor einiger Zeit die Abhängigkeit von den Amerikanern herunterzuspielen.
Er erklärte, dass die Ukraine auch Operationen in Russland durchführe – ohne Hilfe von internationalen Partnern. Die Aktionen würden die genaue Lage von Ölraffinerien, Flugplätzen und zum Beispiel Rüstungsunternehmen bestimmen, die dann zum Beispiel von Drohnen attackiert würden.
Allerdings werden zum Beispiel Truppenbewegungen und Ansammlungen von Truppen hauptsächlich durch Satelliten erfasst. Hier sind die Amerikaner führend, die Daten fließen in Echtzeit. Die Lücke können auch die Europäer nicht füllen.
Der Militärjournalist David Axe schreibt auf der US-Nachrichtenseite „Forbes“, dass nun vor allem die Angriffe über größere Distanzen schwierig würden. Alles, was in Frontnähe passiere, könnten die Ukrainer gut mit ihren Drohnen überwachen. Jenseits der Front, auf russischem Gebiet, ist das nicht der Fall.
Korrektur: In einer früheren Version des Artikels wurden die M30A1-Sprengköpfe als Streumunition bezeichnet. Das ist nicht korrekt. Es handelt sich um Splittersprengköpfe.
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