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Volker Türk gab die Ergebnisse der mehrmonatigen UN-Untersuchung bekannt.

© REUTERS/Denis Balibouse

Vereinte Nationen: Hinrichtungen und Vergewaltigungen bei Armeeeinsatz in Mali

Es gibt starke Hinweise darauf, dass bei einem Einsatz des malischen Militärs mehr als 500 Menschen getötet worden sind. Das sagt Volker Türk, der UN-Hochkommissar für Menschenrechte.

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Bei einem Einsatz gegen mutmaßliche Islamisten ist es einem UN-Bericht zufolge im März vergangenen Jahres in Mali zu Menschenrechtsverstößen und Hunderten Toten gekommen. Es gebe starke Hinweise darauf, dass mehr als 500 Menschen getötet worden seien, sagte Volker Türk, der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, am Freitag zu den Ergebnissen einer mehrmonatigen Untersuchung des Einsatzes des malischen Militärs und ausländischer Truppen gegen Islamisten in dem Dorf Moura in der Region Mopti. Die meisten der getöteten Einwohner seien hingerichtet worden.

Türk sprach von „äußerst beunruhigenden Erkenntnissen“. „Hinrichtungen, Vergewaltigungen und Folter während eines bewaffneten Konflikts stellen Kriegsverbrechen dar und können, abhängig von den Umständen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit sein.“ Wie es bei der Vorstellung des Berichts hieß, hatten die malischen Behörden dem UN-Team den Zugang nach Moura verweigert. Der Bericht beruhe auf den Aussagen von Zeugen und Überlebenden, aber auch auf der Auswertung etwa von Satellitenbildern.

Dem Bericht zufolge hatte am 27. März 2022 zunächst ein Militärhubschrauber das Dorf überflogen und das Feuer eröffnet, während weitere Hubschrauber mit Soldaten landeten. Einige Mitglieder der islamistischen Bewegung Katiba Macina hätten aus der Menge heraus auf die Truppen geschossen.

An diesem Tag seien etwa 20 Zivilisten und etwa ein Dutzend Islamisten getötet worden. In den folgenden vier Tagen wurden dem Bericht zufolge mindestens 500 Menschen hingerichtet. Dem UN-Team lägen die Namen von fast 240 Opfern vor. Mindestens 58 Frauen und Mädchen seien vergewaltigt worden.

Zeugen schilderten dem Bericht zufolge, dass auch „bewaffnete weiße Männer“ vor Ort gewesen seien und offenbar Aufsichtsfunktionen gehabt hätten. Bei der Suche nach mutmaßlichen Terroristen seien offenbar Männer mit langen Bärten oder Einkerbungen an der Schulter, die auf das regelmäßige Tragen eines Gewehrs hindeuteten, beiseite gebracht und erschossen worden. Es seien aber auch Menschen als mutmaßliche Terroristen abgeführt worden, die Anzeichen von Angst zeigten.

Die malische Regierung hatte kurz nach dem Vorfall eine Untersuchung angekündigt, bislang aber keine Ergebnisse vorgestellt. (dpa)

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