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Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan ist festgefahren.

© dpa/Dmitri Lovetsky

Vor Friedensgesprächen: Schüsse an der Grenze zwischen Armenien und Aserbaidschan

Armenien und Aserbaidschan streiten sich seit Jahren um die Region Bergkarabach. Nun sollte es Friedensgespräche geben – doch die Gewalt an der Grenze eskalierte wieder.

Stand:

Wenige Tage vor geplanten Gesprächen über ein dauerhaftes Friedensabkommen in Brüssel haben sich Armenien und Aserbaidschan gegenseitig vorgeworfen, entlang der Grenze geschossen zu haben. Die Verteidigungsministerien beider verfeindeter Kaukasusrepubliken erklärten am Donnerstag, die jeweils andere Seite habe den Beschuss gestartet.

Nach Regierungsangaben beider Länder wurde bei den Schusswechseln ein aserbaidschanischer Soldat getötet, vier armenische Militärangehörige wurden demnach verletzt.

Das Verteidigungsministerium in Eriwan gab an, aserbaidschanische Streitkräfte würden „armenische Stellungen in der Region Sotk mit Artillerie und Mörsergranaten“ beschießen, vier Militärangehörige seien verletzt worden. Die armenischen Soldaten hätten demnach „angemessene Verteidigungsmaßnahmen“ ergriffen.

Das Verteidigungsministerium in Baku beschuldigte wiederum Armenien, mit „großkalibrigen Waffen“ auf die aserbaidschanischen Stellungen an der Grenze zu schießen und bezeichnete dies als „Provokation“. Die armenische Seite habe „erneut gegen die vereinbarte Feuerpause verstoßen“, erklärte das Ministerium. Ein aserbaidschanischer Soldat sei getötet worden, das „Mörserfeuer“ habe auch am Donnerstagvormittag weiter angehalten.

Der Vorfall ereignete sich nur wenige Tage vor einem Treffen von Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan und Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew am Sonntag in Brüssel. Die Friedensgespräche unter EU-Vermittlung sollen nach Angaben von EU-Ratspräsident Charles Michel dazu beitragen, „die Stabilität im Südkaukasus und die Normalisierung zwischen beiden Staaten“ zu befördern.

Paschinjan sagte, er habe weiterhin vor, an den Gesprächen in Brüssel teilzunehmen. „Ich habe es mir nicht anders überlegt“, erklärte er. Allerdings gebe es nur eine „sehr geringe“ Chance, dass bei dem Treffen ein Friedensabkommen mit Aserbaidschan unterschrieben werde. Er warf Aserbaidschan zudem vor, die „Gespräche untergraben“ zu wollen.

Erst in der vergangenen Woche hatten sich Vertreter Armeniens und Aserbaidschans nahe der US-Hauptstadt Washington zu von den USA vermittelten Gesprächen getroffen. US-Außenminister Antony Blinken hatte nach dem Treffen von „greifbaren Fortschritten in Richtung eines dauerhaften Friedensabkommens“ gesprochen.

Die beiden Kaukasusrepubliken Aserbaidschan und Armenien streiten seit dem Zerfall der Sowjetunion um die Grenzregion Berg-Karabach und lieferten sich bereits zwei Kriege um das Gebiet. Nach den jüngsten Kämpfen mit mehr als 6500 Toten im Jahr 2020 hatte Russland ein Waffenstillstandsabkommen vermittelt, das Armenien zur Aufgabe großer Gebiete zwang. Dennoch gibt es immer wieder tödliche Scharmützel an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze. (AFP)

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