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Ein Meer aus Blumen zum Gedenken an die mindestens 15 Todesopfer und die mehr als 40 Verletzte nach dem Anschlag vom Sonntag am Bondi Beach.

© IMAGO/Bestimage/IMAGO/The Bondi Reporter / Bestimage

Was über die Attentäter von Sydney bekannt ist: Der Vater hatte einen Waffenschein, der Sohn war früher im Visier des Geheimdienstes

Ein aus Pakistan stammender Mann und sein Sohn sollen für den Anschlag von Sydney verantwortlich sein. Der Sohn soll wegen Verbindungen ins Islamistenmilieu dem Geheimdienst bekannt gewesen sein. Der Vater besaß legal sechs Waffen.

Stand:

Australien steht einen Tag nach dem Anschlag auf das jüdische Chanukka-Fest im australischen Sydney mit mindestens 15 Toten und 40 Verletzten unter Schock. Nun dringen immer mehr Informationen über die beiden mutmaßlichen Attentäter ans Licht.

Bei den Tätern soll es sich um den 50-jährigen Sajid Akram und seinen 24-jährigen Sohn Naveed Akram handeln. Das berichten mehrere australische Medien unter Berufung auf Polizeiangaben.

Sajid, der bei einem Schusswechsel mit der Polizei am Sonntag getötet wurde, ist demnach 1998 mit einem Studentenvisum aus Pakistan nach Australien eingereist und besaß inzwischen eine dauerhafte Aufenthaltsbewilligung. Er war offenbar Besitzer eines Obstladens.

Polizeiangaben zufolge war er im legalen Besitz mehrerer Waffen und einer Schießlizenz und Mitglied in einem Schießverein. Alle sechs Waffen wurden sichergestellt, teilte die Polizei mit.

Der Sohn geriet 2019 ins Visier des Geheimdienstes

Sein Sohn Naveed soll in Australien zur Welt gekommen sein und die australische Staatsbürgerschaft besitzen. Er wurde bei dem Schusswechsel mit der Polizei schwer verletzt und befindet sich laut Medienberichten in einem kritischen, aber stabilen Zustand in einem Krankenhaus. Bis vor wenigen Monaten arbeitete Naveed als Maurer, habe aber gekündigt, berichtet der „Guardian“.

Naveed Akram war der Polizei und den Sicherheitsbehörden des Bundesstaates New South Wales bekannt, wie Australiens Premierminister Anthony Albanese bestätigte. Im Oktober 2019 geriet er ins Visier des Inlandsgeheimdienstes Asio und wurde damals sechs Monate lang beobachtet. Offenbar ging es dabei um seine Verbindung zu Personen aus dem islamistischen Milieu.

Er sei „aufgrund seiner Verbindungen zu anderen Personen überprüft“ worden, erklärte Australiens Premierminister Anthony Albanese. Dabei sei festgestellt worden, „dass es keine Anzeichen für eine anhaltende Gefahr oder die Gefahr von Gewalttaten seinerseits gab“.

Später präzisierte Albanese, es gebe „keine Hinweise darauf, dass diese Personen Teil einer Zelle waren“. Es sei aber „klar, dass sie von dieser extremistischen Ideologie motiviert waren“, sagte der Premier mit Verweis auf den radikalen Islamismus.

Auch Mike Burgess, Direktor des Asio, rechtfertigte auf einer Pressekonferenz, dass der mutmaßliche Attentäter zuletzt offenbar aus dem Visier des Geheimdienstes geraten war. Der Vorfall von vor sechs Jahren habe nicht automatisch eine Hochstufung von Naveed in die höchste nationale Gefahrenstufe nach sich gezogen. Ein namentlich nicht genannter Beamter vermutet gegenüber australischen Medien, dass sich der spätere Attentäter in den vergangenen Jahren bewusst bedeckt gehalten und sich unauffällig verhalten habe, um unerkannt von den Behörden den Anschlag vom Sonntag vorzubereiten.

Der TV-Sender ABC News berichtet, die Polizei habe in dem Auto, mit dem die beiden Täter zum Tatort am Bondi Beach in Sydney gefahren waren, zwei Fahnen des IS gefunden. Der Polizeichef von New South Wales, Mal Lanyon, wollte diese Berichte nicht bestätigen.

Naveed soll 2002 am Al-Murad-Institut im Westen Sydneys ein Koranstudium abgeschlossen haben. Sein damaliger Lehrer verurteilte den Anschlag gegenüber ABC News. Dieser stehe im Widerspruch zur Friedensbotschaft des Islams.

Mutter berichtet von letztem Kontakt am Tag des Anschlages

Ihren Familienmitgliedern sollen die beiden Männer vor dem Anschlag erzählt haben, sie würden zum Angeln an die Südküste Australiens fahren, schreibt unter anderem der „Sydney Morning Herald“.

Naveeds Mutter, Verena Akram, sagte australischen Medien, ihr Sohn habe die Familie letztmals am Sonntagmorgen kontaktiert. „Er rief mich an und sagte: ,Mama, ich war gerade schwimmen. Ich war tauchen. Wir gehen jetzt etwas essen, und danach bleiben wir zu Hause, weil es sehr heiß ist heute‘“, sagte die Mutter. Ihr Sohn habe ihr erzählt, sie befänden sich in Jervis Bay, etwa zweieinhalb Autofahrstunden südlich von Sydney.

Die Mutter sagte weiter, dass sie ihren Sohn auf den TV-Aufnahmen des Anschlages nicht identifizieren konnte. Sie beteuerte, dass sie nicht glaube, dass er in die Gewalttat oder in einen extremistischen Anschlag involviert sei. „Er besitzt keine Waffe. Er geht nie aus. Er trifft sich nie mit Freunden. Er trinkt nicht, er raucht nicht, er geht nicht an ,schlimme’ Orte. Er arbeitet, kommt danach nach Hause und lernt. Mehr tut er nicht“, wird die Mutter zitiert. „Jeder würde sich wünschen, einen Sohn wie meinen zu haben. Er ist ein guter Junge.“

Der Schock sitzt tief: Menschen gedenken am Tag nach dem Attentat am Bondi Beach den Opfern des mutmaßlich antisemitisch motivierten Anschlages.

© IMAGO/Bestimage/IMAGO/The Bondi Reporter / Bestimage

Die Mutter berichtete weiter, ihr Sohn, der die Cabramatta High School besucht haben soll, sei nicht besonders kontaktfreudig gewesen und habe auch nicht viel Zeit online verbracht. Sie sagte, er habe gerne geangelt, sei tauchen gegangen, geschwommen und habe gerne Sport getrieben. Eine Nachbarin der Familie bestätigt, dass sich Sohn und Vater eher ruhig und unauffällig verhalten haben. „Sie sagten nie Hallo oder sonst was. Wir dachten, das seien ganz normale Menschen“, erzählte die Frau ABC News.

Außer Naveed haben die Akrams noch eine 22-jährige Tochter und einen 20-jährigen Sohn. Alle fünf lebten bisher in einem Haus in einem Vorort von Sydney namens Bonnyrigg, das die Eltern 2024 gekauft hatten. Verena Akram ist Hausfrau und kümmert sich auch um ihre ältere Mutter, die in der Nähe wohnt.

Das Haus wurde noch am Sonntagabend von der Polizei durchsucht. Der Polizeichef von New South Wales, Mal Lanyon, wurde in australischen Medien zitiert, dass dabei nichts gefunden worden sei, „was darauf hindeuten würde, dass einer der beiden Männer, die an dem gestrigen Angriff beteiligt waren, diesen geplant hätte“.

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