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Menschen werden aus dem Sudan evakuiert.

© AFP/Fayez Nureldine

Update

WHO warnt vor „Katastrophe“: Sudan gibt Einigung auf siebentägige Waffenruhe ab Donnerstag bekannt

Im Sudan herrscht ein bitterer Machtkampf zwischen zwei Generälen. Seit einigen Tagen soll die Waffenruhe humanitäre Versorgung ermöglichen - doch sie wurde erneut gebrochen.

Stand:

Die Konfliktparteien im Sudan haben sich nach Angaben der südsudanesischen Regierung auf eine siebentägige Waffenruhe geeinigt. Wie das Außenministerium in Juba am Samstag erklärte, einigten sich der sudanesische Armeechef Abdel Fattah al-Burhan und der Befehlshaber der RSF-Miliz, Mohamed Hamdan Daglo, in einem Telefongespräch mit dem südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir „grundsätzlich auf eine siebentägige Waffenruhe vom 4. bis 11. Mai“.

Zuvor hatten sich die Konfliktparteien nach der erneuten Verlängerung der brüchigen Waffenruhe im Sudan wieder heftige Kämpfe geliefert. Über die Hauptstadt Khartum flogen am Montag Kampfflugzeuge; Schüsse und Explosionen erschütterten nach Angaben von Augenzeugen zahlreiche Viertel. UN-Generalsekretär António Guterres entsandte wegen der „beispiellosen“ Situation Nothilfekoordinator Martin Griffiths in die Region.

Die WHO-Vertreter warnte, das Gesundheitswesen in dem nordostafrikanischen Land stehe vor einer „Katastrophe“. Die Armee und die paramilitärische RSF-Miliz bestätigten beide am Sonntagabend kurz vor Auflaufen einer Waffenruhe um Mitternacht, dass diese um weitere 72 Stunden verlängert werde. Sie wurde aber zunächst ebenso wie die Waffenruhen davor nicht eingehalten.

Ziel der Waffenruhe sei es, humanitäre Korridore offenzuhalten, damit die Menschen sich mit dem Nötigsten versorgen könnten und in sichere Gebiete gelangen könnten, erklärte die RSF-Miliz bereits am Sonntagnachmittag. Die Entscheidung sei eine Reaktion auf internationale und regionale Forderungen. Von der Armee lag zunächst keine Stellungnahme vor.

Bereits am Dienstag trat eine unter Vermittlung der USA und Saudi-Arabiens ausgehandelte 72-stündige Feuerpause in Kraft, die am Donnerstag um 72 Stunden bis Sonntag um Mitternacht verlängert wurde. Die Waffenruhe hatte am Wochenende zeitweise eine gewisse Normalität in Teile der umkämpften Hauptstadt Khartum zurückgebracht, blieb aber insgesamt fragil.

Augenzeugen berichteten, die Polizei patrouilliere wieder in den Straßen - unter anderem, um Plünderungen zu verhindern. Nur vereinzelt waren demnach Schüsse zu hören. Aus manchen Stadtteilen gab es jedoch auch Berichte sporadischer Gefechte. Die beiden Konfliktparteien warfen sich gegenseitig vor, die Waffenruhe nicht einzuhalten.

Großbritannien kündigt weitere Evakuierung an

Die britische Regierung kündigte für Montag einen weiteren Evakuierungsflug an, um Landsleute aus Port Sudan nach Großbritannien in Sicherheit zu bringen. „Wir tun alles in unserer Macht Mögliche, um einen langfristigen Waffenstillstand, einen stabilen Übergang zu einer Zivilregierung und ein Ende der Gewalt im Sudan zu erreichen“, sagte Außenminister James Cleverly. Bisher seien 2122 Menschen mit 23 Flügen vom Flugplatz Wadi Saeedna nahe der Hauptstadt Khartum ausgeflogen worden. Eigentlich hatte die britische Regierung betont, die Mission sei beendet.

Die irische Regierung teilte mit, dass insgesamt 209 Bürgerinnen und Bürger aus dem Sudan evakuiert worden seien.

Im Hafen der Stadt ist US-Regierungskreisen zufolge auch ein Schiff der US-Marine eingelaufen, um bei der Evakuierung von Amerikanern zu helfen. Mit dem Transportschiff würden wohl Hunderte US-Bürger evakuiert.

Das erste Hilfspaket vom Internationalen Komitee des Roten Kreuzes erreicht Sudan

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat rund acht Tonnen medizinischer Hilfsgüter in den von Kämpfen erschütterten Sudan geflogen. Der erste internationale Hilfstransport der Organisation seit dem Beginn der schweren Gefechte vor zwei Wochen werde helfen, Tausende Menschen zu versorgen, die Schussverletzungen erlitten hätten, erklärte das IKRK am Sonntag.

Die Hilfsgüter - darunter Betäubungsmittel, Verbände und chirurgisches Material - seien per Flugzeug aus Jordanien in die Hafenstadt Port Sudan gebracht worden. Eine weitere Maschine mit zusätzlichen Vorräten und Einsatzkräften solle bald folgen, hieß es.

Nach Angaben des sudanesischen Ärztekomitees sind viele Krankenhäuser infolge der Gefechte nicht mehr funktionstüchtig. Zudem fehle es an Medikamenten, medizinischen Gütern und Blutkonserven. Nach Angaben der Behörden sind den Kämpfen bereits mehr als 500 Menschen zum Opfer gefallen, fast 5000 sind verletzt worden.

In dem nordostafrikanischen Land mit rund 46 Millionen Einwohnern kämpft der De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan mithilfe der Streitkräfte seit dem 15. April gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, der die einflussreichen Paramilitärs RSF anführt. Die beiden Generäle hatten die Führung Sudans durch zwei gemeinsame Militärcoups 2019 und 2021 übernommen. (Reuters/dpa)

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