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Ein Foto zeigt Greta Thunberg nach ihrer Festnahme durch Israel.

© REUTERS/ISRAEL FOREIGN MINISTRY

Update

Wenig Wasser, Hautausschläge durch Bettwanzen: Thunberg soll harte Behandlung in Haft beklagt haben – Israel spricht von „dreisten Lügen“

Die israelische Marine hatte Thunberg festgenommen, während sie auf dem Weg in den Gazastreifen war. Die Schwedin macht Israel schwere Vorwürfe. Das Außenministerium widerspricht.

Stand:

Israels Außenministerium hat Vorwürfe, die Schwedin Greta Thunberg und weitere propalästinensische Aktivisten seien in Haft harsch behandelt worden, scharf als „dreiste Lügen“ zurückgewiesen. Der rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben-Gvir sagte dagegen, er sei „stolz, dass wir die Flotten-Aktivisten wie Terrorunterstützer behandeln“. In einer Mitteilung Ben-Gvirs hieß es: „Wer Terror unterstützt, ist ein Terrorist und verdient die Bedingungen, die Terroristen zustehen.“

Die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg hatte schwedischen Beamten zuvor berichtet, in israelischer Haft hart behandelt worden zu sein. Das meldete der britische „Guardian“ am Samstag unter Berufung auf eine der Zeitung vorliegende Korrespondenz.

Die 22-Jährige sei im Gefängnis gezwungen worden, Flaggen zu halten, während israelische Streitkräfte Fotos von ihr gemacht hätten. So berichtet es der „Guardian“ unter Bezug auf die Angaben eines anderen Aktivisten. Um welche Flaggen es sich handelte, sei unklar.

Aus der E-Mail eines Beamten des schwedischen Außenministeriums an Personen aus Thunbergs Umfeld gehe hervor, dass Thunberg geschildert habe, in einer von Wanzen befallenen Zelle festgehalten worden zu sein. Sie habe auch zu wenig zu essen und zu trinken erhalten. Obendrein habe sie Hautausschläge bekommen – der Vermutung nach durch Bettwanzen verursacht. Thunberg habe zudem lange Zeit auf harten Oberflächen sitzen müssen. Der schwedische Beamte hat sie den Angaben zufolge im Gefängnis besucht.

Andere Aktivisten gaben dem Bericht zufolge an, Thunberg sei an den Haaren geschleift und geschlagen worden. Man habe sie auch gezwungen, eine israelische Flagge zu küssen. Ähnliche Vorwürfe wurden auch mit Blick auf weitere propalästinensische Aktivisten geäußert. 

Das schwedische Außenministerium erklärte laut der Nachrichtenagentur TT, Vertreter der Behörde hätten sich mit den Festgenommenen getroffen. Vom Ministerium hieß es demnach weiter, dass man in seinen Kontakten mit den israelischen Behörden die Wichtigkeit der Deckung des medizinischen Bedarfs betont habe und dass „der Bedarf an Nahrungsmitteln und sauberem Wasser sofort gedeckt werden muss“, sowie die Möglichkeit zu Treffen mit Rechtsvertretern.

Thunberg war auf einem der mehr als 40 Boote der Gaza-Flotte, die bis Freitag von der israelischen Marine auf dem Weg in den Küstenstreifen abgefangen wurden. Die junge Schwedin wurde wie die anderen Aktivisten der Global Sumud Flotilla (GSF) festgenommen. Viele sind inzwischen in ihre Heimatländer abgeschoben worden. Thunberg ist offenbar noch in Haft.

Die insgesamt 437 Aktivisten, Parlamentarier und Juristen, die Teil der Global Sumud Flotilla sind, hatten den eigenen Angaben nach das Ziel verfolgt, humanitäre Hilfsgüter in den Gazastreifen zu transportieren. Das israelische Außenministerium hatte den Aktivisten hingegen vorgeworfen, auf all den Booten keine Hilfsgüter geladen zu haben.

Wie der „Guardian“ weiter berichtet, habe das die Gaza-Flottille vertretende italienische Anwaltsteam bestätigt, dass die Inhaftierten „stundenlang ohne Essen und Wasser ausharren mussten – bis spät in die Nacht“. Einzig eine Tüte Chips sei Thunberg überreicht und vor den Kameras gezeigt worden. Die Anwälte berichteten demnach auch von Fällen verbaler und körperlicher Misshandlung.

In der Stellungnahme des israelischen Außenministeriums hieß es: „Die Behauptungen über die Misshandlung von Greta Thunberg und anderen Inhaftierten der Hamas–Sumud-Flottille sind dreiste Lügen.“ Alle Rechte der Inhaftierten seien „vollständig gewahrt“ worden.

„Interessanterweise haben Greta selbst und andere Inhaftierte sich geweigert, ihre Abschiebung zu beschleunigen, und darauf bestanden, ihren Aufenthalt in Gewahrsam zu verlängern. Greta hat sich außerdem bei den israelischen Behörden über keine dieser absurden und haltlosen Anschuldigungen beschwert – weil sie nie stattgefunden haben.“

Polizeiminister Ben-Gvir sagte dagegen, die Aktivisten und Aktivistinnen sollten die Haftbedingungen „deutlich zu spüren bekommen und sich zweimal überlegen, bevor sie sich wieder Israel nähern“. Sein Fazit: „Wer geglaubt hat, hierherzukommen und einen roten Teppich und Fanfaren zu bekommen – der irrt sich.“

Ben-Gvir sagte, er habe die Schiffe der Gaza-Flotte besucht und dort „keine Hilfe und keine Humanität gesehen“. Stattdessen habe er „eine Packung Babynahrung gesehen und ein ganzes Schiff voller Menschen, die sich als Menschenrechtsaktivisten ausgaben, in Wirklichkeit aber gekommen waren, um den Terror zu unterstützen und sich auf unsere Kosten zu amüsieren“. (Tsp, dpa)

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