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Bundeskanzler Friedrich Merz (links) besuchte Belém und traf dabei auch auf Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva.

© dpa/Kay Nietfeld

„Wir sind auch froh über Ihre Abreise“: Brasilianer fluten soziale Medien von Kanzler Merz

Friedrich Merz war froh, als er die Amazonasstadt Belém wieder verlassen konnte. In Brasilien hat er sich damit unbeliebt gemacht. Jetzt reagiert auch das Internet.

Stand:

Mit einem kurzen Presseauftritt hat Bundeskanzler Friedrich Merz eine ganze Nation gegen sich aufgebracht. Ein Sturm, der schnell wieder vorbeigehen würde, hoffte er vielleicht. Aber ihm scheint nicht klar zu sein, mit wem er sich angelegt hat.

Nach einem gerade einmal 20-stündigen Aufenthalt in der brasilianischen Amazonasstadt Belém, in der die Weltklimakonferenz jetzt endet, sagte er bei einer Pressekonferenz in Berlin: „Ich habe einige Journalisten, die mit mir in Brasilien waren, letzte Woche gefragt: Wer von euch würde denn gerne hierbleiben? Da hat keiner die Hand gehoben. Die waren alle froh, dass wir vor allem aus diesem Ort, wo wir da waren, wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind.“

In Brasilien ebenso wie in Deutschland löste Merz mit diesen Aussagen viel Empörung aus. Medien und Politikerinnen und Politiker äußern sich seitdem über den „unglücklichen, arroganten und voreingenommenen“ Auftritt des Bundeskanzlers. So drückte es etwa der Bürgermeister von Belém, Igor Normando, aus. Aber nicht nur die: Merz muss sich auch der brasilianischen Meme-Kultur stellen.

Auf Twitter und Instagram, sowohl auf dem offiziellen Bundeskanzler-Account als auch auf dem von Friedrich Merz, explodierte die Zahl der Kommentare. Teilweise sind es mehr als 10.000, die meisten von ihnen auf Portugiesisch verfasst: „Respect Brasil“, „Respect the Amazon“ oder „Wir sind auch froh über ihre Abreise“. Dazu lange Texte, die dem CDU-Politiker erklären, warum seine Aussagen unsensibel und neokolonial sind.

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Und: jede Menge Memes. Tanzende Brasilienflaggen, die Statue Cristo Rendedor aus Rio de Janeiro, die mit einen Hula Hoop-Reifen jongliert, brasilianische Fußballfans.

In Brasilien gehören Memes beinahe zur Kultur. Aus allem und jedem werden in Windeseile ein Bild oder ein Video gemacht, das dann über soziale Medien verbreitet wird. Da nämlich, wo die Brasilianer besonders aktiv sind. Nur in drei Ländern der Welt – Indien, USA und Indonesien – gibt es mehr Internetnutzer als in dem südamerikanischen Land.

Wer in den sozialen Medien unterwegs ist, dürfte auch schon mal über ein brasilianisches Meme gestolpert sein. Die verwirrte Frau mit den komplizierten mathematischen Formeln vor Augen? Eine Schauspielerin aus einer brasilianischen Soap-Opera.

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Über das brasilianische Memes-Phänomen haben Journalisten und Wissenschaftlerinnen im Land ganze Bücher und wissenschaftliche Abhandlungen geschrieben.

„Brasilianer nutzen Memes, um selbstironische Witze über die Schwierigkeiten ihres Landes zu machen“, sagte zum Beispiel Viktor Chagas, Professor für Medien- und Kulturwissenschaft dem Medium „The Rio Times“. Er hat an der Universidade Federal Fluminense ein Meme-Museum gegründet. „Politischer Humor ist unsere Art, viele unserer tieferen Sorgen zu verarbeiten.“

Vielleicht gibt es demnächst auch neue Memes mit Friedrich Merz zu sehen.

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