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„Zu lange eine Geisel Putins“: Großbritannien erleichtert Bau neuer Atomkraftwerke
Neue Kraftwerke sollen den Briten günstigen Strom und tausende Arbeitskräfte bringen. Die Regierung in London sieht vor allem Mini-Atomkraftwerke als Lösung für Energiesicherheit.
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Die britische Regierung will den Bau sogenannter Mini-Atomkraftwerke in ihrem Land vorantreiben. Änderungen im Planungsrecht würden den Weg frei machen für „kleinere, sicherere und leichter zu bauende Kernreaktoren“, teilte die von der Labour-Partei geführte Regierung am Donnerstag in London mit.
Großbritannien erhofft sich dadurch günstigeren Strom und eine höhere Energiesicherheit bei weniger Emissionen. Die Energiesicherheit sei „zu lange eine Geisel (des russischen Präsidenten Wladimir) Putins“ gewesen, sagte Premierminister Keir Starmer. „Ich setze dem ein Ende.“ Starmer bringe das Land „zurück ins weltweite Rennen um die Kernenergie“, schrieb die Regierung.
Die Labour-Partei geht davon aus, dass die Lockerung der Vorschriften und der Bau sogenannter Small Modular Reactors (SMR) die schwächelnde Wirtschaft ankurbeln und tausende Jobs schaffen wird.
Aktuell ist der Aufbau einer Infrastruktur für Kernenergie auf acht Standorte begrenzt. Die neuen Pläne sollen das aufheben, gleichzeitig aber strenge Regeln für Standorte von Kernreaktoren aufrechterhalten. In dicht besiedelten Gebieten und im Bereich von Armeestandorten wird der Aufbau demnach weiter eingeschränkt.
SMR sind Kernreaktoren, die hinsichtlich Größe und Stromerzeugungskapazität kleiner sind als herkömmliche Reaktoren. Durch eine standardisierte Bauweise können sie einfacher und kostengünstiger installiert werden. Die kleineren Reaktoren waren auch in der deutschen Debatte zum Atomausstieg als Alternative genannt worden. In Deutschland waren die letzten drei Atomkraftwerke im April 2023 abgeschaltet worden.
Die Umweltorganisation Greenpeace zeigte sich angesichts der Pläne skeptisch. Premierminister Keir Starmer und seine Regierung stellten ihre Vorstellungen zu niedrigeren Kosten, schnellen Lieferung und zur Sicherheit als Fakten dar. Das sei „mutig – oder dumm“, da bisher noch kein einziger Mini-Reaktor in Großbritannien gebaut wurde, erklärten die Umweltschützer.
In Großbritannien war 1995 das bislang letzte Atomkraftwerk gebaut worden. Aktuell sind fünf Kraftwerke in Betrieb, von denen vier ihre Laufzeit laut Ankündigung des französischen Betreibers EDF verlängern werden. Im Bau ist derzeit das Kraftwerk Hinkley Point C. (AFP/dpa)
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