
© dpa / Annette Riedl
Kolumne Ländersache (Folge 11): Kann Klaus Lederer Berliner Kultursenator bleiben?
Wird es weitergehen mit der rot-grün-roten Koalition in Berlin oder setzt sich CDU-Mann Kai Wegner durch - und bringt als Kultursenator seinen Favoriten Joe Chialo mit? Amtsinhaber Klaus Lederer würde gerne bleiben.
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Wir stehen selbst enttäuscht und seh’n betroffen: Der Vorhang zu und alle Fragen offen. Das gute, alte Brecht-Zitat, es passt wie die Faust aufs Auge am Tag nach der Berliner Wiederholungswahl. Wie wird sich der neue hauptstädtische Senat zusammenruckeln? Bleibt die rot-grün-rote Koalition an der Macht oder gelingt es dem nach Prozentpunkten erfolgreichen CDU-Mann Kai Wegner, eine der beiden Konkurrentinnen auf seine Seite zu ziehen – also Franziska Giffey samt SPD oder Bettina Jarasch samt den Grünen?
Klaus Lederer von den Linken hat nur eine Zukunft, wenn es bei der bisherigen Konstellation bliebe. Wenn es also zum „Weiter so“ kommt, ungeachtet des Erdrutschsiegs der CDU. Lederer liebt seinen Job, das ist bekannt, und er würde nur zu gerne an der Spitze der Kulturverwaltung in der Brunnenstraße weitermachen.
Lederer hat seine Agenda noch nicht abgearbeitet
Um seine Agenda ganz abarbeiten zu können, sein Programm für die prekär arbeitenden und kaum je im Rampenlicht stehenden Akteure der Szene, von den Kinder- und Jugendtheatern über die bezirklichen Kulturämter bis zu den Freiberuflern, die dringend bezahlbare Atelier- und probenräume suchen.
Wenn er bleibt, könnte Klaus Lederer zudem zeigen, inwieweit er mittlerweile auch im Bereich der Leuchtturm-Kultur Kompetenzen erworben hat. Mit der anstehenden Neuberufung der Generalmusikdirektoren oder -direktorinnen sowohl an der Staatsoper als auch an der Deutschen Oper vermag der Senator die langfristige Entwicklung der hauptstädtischen Musiktheaterlandschaft vorzugeben.
Sollen die drei Häuser jeweils genau definierte Bereiche des Repertoires abdecken – und damit dem Publikum eine maximale Angebotsvielfalt eröffnen? Oder gilt die bisherige Devise: Jeder Maestro macht, was er will, egal, ob es sich mit den Interessen der Konkurrenten doppelt.
Löst aber Kai Wegner die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey ab, dann wird Joe Chialo Kultursenator. Ein Mann, der vor allem dadurch bekannt wurde, dass ihn schon Armin Laschet in seinem Schattenkabinett hatte.
Wobei ja nicht gesagt ist, dass Wegner alle seine Wunschkandidaten durchbekommen würde. Denn der potenzielle Koalitionspartner will ja auch attraktive Posten besetzen. Wird es die SPD, könnte mit André Schmitz ein erfahrener Kulturpolitiker sein Comeback feiern. Oder würde vielleicht sogar Klaus Wowereit? Der Vorhang zu und alle Fragen offen. Dennoch: Knisternde Spannung im Parkett.
Die Kolumne „Ländersache“ erscheint immer dienstags und kommentiert die aktuelle Berliner Kulturpolitik.
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