zum Hauptinhalt
Wie den Abstand halten im Kino? Blick ins Ravensburger Kino Burgtheater vor der Wiedereröffnung vergangene Woche.

© Felix Kästle/dpa

Corona-Hilfsgelder für die Filmbranche: 120 Millionen Euro für den Film: Wer verteilt das Geld?

Das Hilfspaket der Kulturstaatsministerin enthält auch einen Fonds für den Film. Die Verteilung regeln die Verbände, meinte Monika Grütters. Dem ist aber nicht so.

Noch weiß keiner nichts Genaues. Erkundigt man sich nach den 120 Millionen Euro für die Filmbranche, die Kulturstaatsministerin Monika Grütters im Rahmen des Ein-Milliarden-„Neustart“-Pakets zugesichert hat, stößt man neben freudiger Zustimmung vor allem auf Fragen. Die CDU-Politikerin hatte erklärt, die Verteilung der Gelder werde von den Verbänden geregelt. Zumindest beim Film ist das jedoch nicht der Fall. Die Politik wird, in enger Abstimmung, wohl selber entscheiden – schon weil eine brancheninterne Einigung darüber, wie viel wer von den Millionen bekommt, kaum zumutbar wäre.

Die Produzentenallianz dringt jedenfalls auf einen Ausfallfonds, „als Abdeckung für Corona-bedingte Ausfallrisiken“ bei Filmproduktionen. Der Verleiherverband wiederum forderte schon im April einen Liquiditätsfonds, mit Verweis auf die Summe von 500 Millionen Euro, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) als notwendige Finanzsoforthilfe für die gesamte Branche ausgerechnet hatte.

Der Verband der technischen Betriebe hofft auf Investitionen in nachhaltige Produktionstechnik. Und die ProQuote-Initiative beklagt, dass die Filmschaffenden selbst, sprich: die Solo-Selbstständigen und kurzfristig Beschäftigten, einmal mehr im Regen stehen gelassen werden. Sie werden weiterhin lediglich auf die Möglichkeit verwiesen, Grundsicherung zu beantragen. "Insbesondere für Kulturschaffende und andere Gruppen von Selbstständigen und Freiberufler*innen enthält das Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket der Bundesregierung keine effektiven Hilfen", kritisiert Berlins Kultursenator Klaus Lederer jetzt generell die Maßnahmen des Bundes.

In den Kinos ist eine Rückkehr zum Normalbetrieb noch lange nicht möglich

Hauptnutznießer des 120-Millionen-Film-Pakets sollen die Kinos sein, so ist es im Grütters-Papier explizit formuliert. Was die Kinoverbände natürlich freut, befürchten sie wegen der dreimonatigen Schließung doch alleine Ertragsverluste in Höhe von 186 Millionen Euro. Der mittelständische Markt habe nicht die Power, ohne Unterstützung weiter zu existieren, meint AG-Kino-Vorstand Christian Bräuer.

Denn eine Rückkehr zum Normalbetrieb ist noch lange nicht möglich: Wegen Abstandsregeln und der verständlichen Zurückhaltung des Publikums bei der Planung von Kinobesuchen sind weitere Verluste unvermeidlich. Bräuer rechnet vor, dass die 14 Berliner Yorck Kinos, deren Geschäftsführer er ist, nach der Wiedereröffnung am 2. Juli in mehr als Zweidrittel ihrer Säle nur 5 bis 36 Besucher empfangen dürfen. Rentabel ist das nicht.

[Verfolgen Sie in unseren Liveblogs die aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus in Berlin und zum Coronavirus in Deutschland und der Welt.]

Christine Berg vom Hauptverband der Filmtheater spricht gleichwohl von einer zweiten Chance für die Branche, der Chance zu einem gemeinsamen Konzept – nachdem es mit einem einheitlichen Termin für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs nicht geklappt hat. Die wichtigste Frage für die Kinos: Nach welchem Verteilungsschlüssel soll Grütters’ Behörde vorgehen? Soll nach Besucherzahl bezuschusst werden (wovon die Multiplexe profitieren würden)? Pro Kino, pro Leinwand? Wird es neben quantitativen auch kulturelle Kriterien geben? Und wenn ja, wer entscheidet darüber?

Bloß nicht zu lange diskutieren: Je schneller die Gelder fließen, desto effektiver können sie helfen. Am Dienstag trifft sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Filmemacher Andreas Dresen im Kino International, um die Lage des Films zu erörtern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false