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Das Kunstwerk "Transit", eine Skulpturengruppe aus Tonfiguren des Bildhauers Korner, stehen auf einer Installation der Kunstmesse "Positions" beim ehemaligen Flughafen Tempelhof.

© Arne Immanuel Bänsch/dpa

Bilanz der Kunsttage: 120.000 Besucher kamen zur Berlin Art Week

Wer am Wochenende zur Art Berlin wollte, brauchte Geduld. Von den rund 120 000 Besuchern der Art Week wollten allein 35 000 die neue Kunstmesse sehen.

Schlangen an Berlins Flughäfen sind nichts Neues. Aber wenn das Ziel Kunst zum Kaufen ist, erstaunt der Andrang vor den Hangars von Tempelhof dann doch. Am Wochenende brauchte Geduld, wer zur neuen Messe Art Berlin wollte, die nach diversen Häutungen aus dem ewigen Experiment Art Berlin Contemporary (ABC) hervorgegangen ist. Seit ihrer Eröffnung vier Tage zuvor war sie gut besucht. Am – gefühlten – anderen Ende des Flughafens kam es an den Türen der zweiten Berliner Kunstmesse Positions zwar nicht zu langen Wartezeiten. Aber auch hier herrschte reges Treiben.

Kein Zweifel, beide Plattformen für insgesamt fast 200 Galerien kamen beim Publikum der Berlin Art Week gut an. Auch wenn die siebte Ausgabe dieser Kunsttage so viel Programm wie nie bot. Von den rund 120 000 Besuchern der Art Week kamen allein 35 000 zur Messe Art Berlin. Entsprechend sieht Direktorin Maike Cruse die Messe auf ihrem Weg „in die richtige Richtung“. Tempelhof, ursprünglich bloß Ausweichquartier für dieses Jahr, ist mit seinen hohen, lichten Hallen sofort zum Lieblingsort bei der Veranstalter geworden. Die Fazits der an den Messen teilnehmenden Galeristen fallen unterschiedlich aus – je nach Verkaufserfolg.

Kein Grund zum Jammern

Am besten fasst die momentane Situation wohl Amadeo Kraupa-Tuskany von der Berliner Galerie Kraupa-Tuskany Zeidler zusammen. „Location und Architektur“ seien toll, das Publikum an ihrem Stand sei „vorwiegend aus Deutschland, mit hervorragenden Sammlern und Kuratoren auch aus Rheinland, Hamburg und Süddeutschland“ gekommen. Verkäufe habe es vor allem „im unteren und mittleren Preissegment“ gegeben. Das klingt gut, verrät jedoch einiges darüber, was Berlin nicht zu leisten vermag: Die Stadt ist kein Magnet für den Kunst-Jetset. Ihre großen Umsätze machen wichtige hier ansässige Galerien wie Esther Schipper oder Sprüth Magers eher auf der Art Basel als auf der Art Berlin. Dass Heinrich Carstens und Kristian Jarmuschek als Direktoren der Positions von der Internationalität ihrer Sammler und den guten Verkäufen ihrer rund 75 Teilnehmer schwärmen, ist kein Widerspruch: Die Positions ist traditionell eine Messe für Einsteiger und Kunst mit niedrigeren Preisen.

Kein Grund zum Jammern also. Sondern ein Moment, in dem Sachlichkeit walten sollte. Berlin hat seine eigenen Bedingungen: Statt auf die weltweiten Messen zu schielen, sollte die Hauptstadt an ihrem eigenen Messeprofil feilen. Keine Millionenkunst, sondern junge, coole, spannende Positionen, die sich mitunter auch ein Teil jenes Publikums leisten kann, das neugierig und offen durch die Hallen strömt. Dass man damit fast wieder an jenes Konzept anknüpfen würde, das die zu Unrecht viel gescholtene Vorgängermesse Art Forum bis 2010 in Berlin verwirklicht hat, ist bloß eine Anmerkung am Rand.

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