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Olivia Newton-John als Sandy und John Travolta als Danny in "Grease".

© dpa

Nachruf auf Olivia Newton-John: Am Ende heben sie ab in den Himmel

„Grease“ war ihr größter Triumph, Nummer-1-Hits hatte sie schon vorher: zum Tod der Sängerin und Schauspielerin Olivia Newton-John.

Als in der Nacht zum Dienstag bekannt wurde, dass Olivia Newton-John gestorben ist, begannen die sozialen Medien förmlich heißzulaufen. Fans bekundeten ihre Trauer mit einem Strom von hochgeladenen Videos, Songs und Bildern. Newton-John, wie sie durch eine bunt blinkende Rollschuh-Disco wirbelt und „Xanadu“ singt, den Hit aus dem gleichnamigen Fantasy-Musical. Newton-John im Aerobic-Outfit mit pinken Leggins und weißem Stirnband, ihren zweideutigen Fitness-Aufruf „Physical“ performend. Und dann natürlich Newton-John in „Grease“, ihrem erfolgreichsten Film. Am schönsten die Schlusseinstellung, in der sie mit dem stark pomadisierten John Travolta im Roadster in den Himmel abhebt. Sie dreht sich um und winkt uns lachend zu. Ihre hochgetürmte Lockenfrisur sieht unfassbar aus.

Aufruhr wegen "Physical"

Man hat beinahe schon vergessen, was für ein großer Star Olivia Newton-John war, als die Disco-Ära endete. „Grease“, Auslöser eines Rock’n’Roll- Revivals, war nur ein Höhepunkt ihrer langen und vielfältigen Karriere. Sie hatte fünf Nummer-1-Hits in den US-Billboard-Charts. „Physical“ gehört zu den Songs, die in den Achtzigerjahren am längsten dort an der Spitze platziert waren. Obwohl sich einige Radiosender weigerten, ihn zu spielen, weil sie den Text für zu anzüglich hielten.
Newton-John kam 1948 in Cambridge zur Welt, aufgewachsen ist sie in Australien. Ihre aus Deutschland stammende Mutter war eine Tochter des Physik-Nobelpreisträgers Max Born. Der Vater arbeitete als Deutschlehrer und hatte im Krieg, wie die Tochter dreißig Jahre später erfuhr, als Offizier im Enigma-Programm des Geheimdienstes MI5 gedient.
Als Schülerin gründete Olivia eine Girl-Group namens Sol Four, es folgten Fernsehauftritte und ein Science-Fiction- Film als Teil der zusammengecasteten Band Toomorrow, der australischen Antwort auf die Monkees. Sie war mit Bruce Welch von den Shadows liiert und arbeitete mit Cliff Richards. 1971 gelang ihr mit „If Not For Your“, der braven Version eines von Bob Dylan geschriebenen Liebeslieds, der erste internationale Hit. „Ich hatte Glück“, hat Newton-John in einem Interview gesagt. Mit größerem Erfolg habe sie nicht gerechnet.

Platz 4 beim Eurovision Song Contest

„Ich war nicht besonders ehrgeizig. Ich war total entspannt – es gab viele Sänger und Schauspieler, die es mehr ,wollten’ als ich.“ Mag sein. Aber hart genug gearbeitet hat sie für ihre Karriere. Den Durchbruch schaffte sie 1974: Auftritt für Großbritannien beim Eurovision Song Contest mit „Long Live Love“ (4. Platz), erster Number-One-Triumph mit „I Honestly Love You“ in den Vereinigten Staaten. Im Sommer 1958 begegnet ein Lederjacken-Halbstarker an einem kalifornischen Strand einem australischen Mädchen, das dort Urlaub macht. Er heißt Danny, sie ist Sandy. Seine Gang sind die T-Birds, sie schließt sich den Pink Ladies an. Sie verlieben sich ineinander, gehen gemeinsam zum Schultanzwettbewerb, aber er tanzt dann doch mit einer anderen.

So wie sie später den Ring zurückgeben wird, den sie von ihm bekommen hat. Liebe bevorzugt Umwege, so stiegen Olivia Newton-John und John Travolta als Sandy und Danny zu einem der größten Liebespaare der Epoche auf. Im echten Leben blieben sie Freunde.

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Dabei hatte die Schauspielerin die Rolle ursprünglich nicht annehmen wollen. Weil sie dachte, mit 29 Jahren zu alt dafür zu sein. Der Film kam 1978 in die Kinos und spielte weltweit fast 400 Millionen Dollar ein. Der Plot lässt sich auch so zusammenfassen: „Hopelessly Devoted to You“.

So der Titel einer aus dem Soundtrack ausgekoppelten Ballade, die genauso ein Erfolg wurde wie das aufgekratzte „Summer Nights“ und vor allem der Gassenhauer „You’re the One That I Want“, ein überschwängliches, sich jauchzend steigerndes Duett von Newton-John und Travolta.

"Grease 2" war ein Flop

Die Fortsetzung „Grease 2“ floppte 1982 an der Kinokasse. Nicht besser erging es „Xanadu“, in dem Gene Kelly mittanzte und für den Jeff Lynne mit dem Electric Light Orchestra die Musik geliefert hatte. Über „Zwei vom gleichen Schlag“, ein Travolta/Newton-John-Vehikel, in dem Gott auftritt und Engel Golf spielen, bemerkte der Filmkritiker Roger Ebert: „Dieser Film hätte von einem Blitz vernichtet werden sollen.“ Olivia Newton-John setzte ihre Musiklaufbahn mit eher mittleren Erfolg fort. Sie heiratete den Tänzer Matt Lattanzi, bekam mit ihm eine Tochter, veröffentliche eine Platte mit Kinderliedern. Mit dem Album „Gaia – One Woman’s Journey“ verarbeitete sie eine Brustkrebs-Erkrankung.

2017 kehrte der Krebs zurück, nun ist sie in Kalifornien daran gestorben. Newton-John wurde 73 Jahre alt.

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