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Reden ist Gold: „Politik mit Anne Will“

© dpa/Britta Pedersen

Anne Wills neuer Podcast: Talk geht auch ohne Show

Im vergangenen Dezember moderierte Anne Will nach 16 Jahren ihre letzte Talksendung in der ARD, nun ist sie mit einem Podcast zurück. In der ersten Folge ging es um die Kriegstüchtigkeit Deutschlands.

Eine Kolumne von Joachim Huber

Da ist sie ja wieder, nur wenige Monate nach dem Ende ihrer 16-jährigen Talkshow-Moderation. „Politik mit Anne Will“ heißt der unprätentiöse Titel des Podcasts, der ab sofort jeden Donnerstag Politik erklären will. Das Premierenthema „Wie wird Deutschland kriegstüchtig?“ nimmt eine Forderung von Verteidigungsminister Boris Pistorius nach eben jener Kriegstüchtigkeit der Deutschen auf.

Wer die folgenden 40 Minuten anhört, der bekommt gleich den Eindruck vermittelt, hier würde wieder „Anne Will“ stattfinden – nur eben ohne Bild. Die 58-jährige Journalistin ist Gastgeberin, pardon: host. Sie hat sich, wie es in der Ankündigung heißt, einen „tollen Gast“ eingeladen: Melanie Amann, stellvertretende Chefredakteurin des „Spiegel“ und zu Wills Talkshow-Zeiten Stammgast im Studio. Frau kennt sich, Frau schätzt sich, Frau duzt sich jetzt.

Und schon geht der Podcast auf Distanz zum TV-Format. Melanie Amann bleibt alleiniger Gast, also sind die Perspektiven des Themas nicht personell, nicht parteipolitisch, nicht kontrapunktisch besetzt. Es geht bei „Politik mit Anne Will“ nicht zuvorderst um Streit, Rechthaberei, es geht um Information und Seriosität, um Aufklärung und Vertiefung. Und es geht auch um Ängste, denn wen würde die Pistorius-Forderung nicht ängstigen?

Anne Will bleibt im gelernten Fragemodus, Melanie Amann bespielt behänd die Antwortecke, zuweilen wagt sie sich raus und forciert das Gespräch mit einer Gegenfrage. All das im gemäßigten Ton. Nein, „Politik mit Anne Will“ sucht nicht die Konfrontation, auch dann nicht, wenn das Thema seine Erweiterung erhält durch Auszüge aus einem Interview der Gastgeberin mit SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert, auch er eine erprobte Talkshow-Größe.

Anne Will wird im Interview fordernder als im Gespräch, quasi inquisitorisch belagert sie Kühnert, wie die Bundesregierung der Bundeswehr die weiteren Milliarden zukommen lassen will. Der SPD-General lässt sich nicht locken, wenngleich er eine rote Linie zieht. Niemals darf der Wehretat zulasten der Sozialleistungen erhöht werden! Dann wird darauf verwiesen, dass sich das komplette Interview im Bonus-Material findet.

„Politik mit Anne Will“ ist beileibe nicht der erste Polit-Podcast. Es wird sich weisen, ob da eine Perle im Meer liegt. Was jetzt schon feststeht: Talkshow geht auch ohne Show.

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