zum Hauptinhalt
Blick in den gemeinsamen Stand der Galerien Sprüth Magers und Michael Werner, die Blätter der Künstlerin Hanne Darboven mit Bildern von A.R. Penck kombinieren.

© Art Cologne/Hanne Darboven, A.R. Penck (VG Bild-Kunst Bonn 2025)

Auf den letzten Metern: Die Art Cologne sortiert sich neu und glänzt mit einer jungen Galerienszene

Eine der späten Messen in der Kunstmarktsaison ist die Art Cologne. Mit 167 Galerien zeigt sie, was gerade wichtig und oft auch erschwinglich ist.

Von Julia Stellmann

Stand:

Ein milder Herbst begleitet die Eröffnung der Art Cologne, die dieses Mal weit luftiger wirkt als in den vergangenen Jahren. Was auch daran liegen mag, dass die Zahl der Teilnehmer um acht auf 167 Galerien gesunken ist. Messedirektor Daniel Hug weist auf ähnliche Zahlen Ende der 1960er Jahre hin, als die Art Cologne eine der wichtigsten Kunstmessen weltweit war.

Von den Galeristen hört man allerdings auch, man könne und wolle sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht zwei benachbarte Messen leisten. In Köln fällt besonders auf, dass Düsseldorfer Galerien wie Sies + Höke, Konrad Fischer und seit Neuestem Lucas Hirsch fehlen, die entsprechend im Frühjahr an der Art Düsseldorf teilnehmen werden.

Kunst aus New York

Größer geworden ist auf der Kölner Messe die Sektion Neumarkt mit 34 statt 26 Teilnehmern im Vorjahr. Hier setzt man auf junge Kölner Galerien wie Clementine Seedorf, DOD oder Cherry Hill. Letztere hat sich erst kürzlich vom Off-Space zur Galerie gewandelt und zeigt auf der Messe unter anderem die skulpturalen Arbeiten „Rolodex“ der New Yorker Künstlerin Anna Rubin für je 4000 Euro: Darin abgeheftete Prints lassen sich wie Daumenkinos betrachten.

Anna Rubin, „Rolodex 12 (Psychic)“, 2025.

© Galerie Cherry Hill

Die ebenfalls aus Köln kommende Galerie Khoshbakht zeigt mit den materialaffinen Arbeiten von Mitchell Kehe (Preise 4000 bis 11.500 Euro) ebenfalls eine US-amerikanische Position. Generell halten die hiesigen Galerien der Messe die Treue: Daniel Buchholz etwa bietet eine 2001 entstandene Fotografie von Wolfgang Tillmans für 125.000 Euro an.

Gut vertreten sind auch die Berliner Galerien. Buchmann und KTZ kehren nach einer Pause zurück, Sweetwater ist ganz neu dabei. Letztere zeigt Friedemann Heckel mit Bildern, die mit der Ästhetik der deutschen Nachkriegszeit spielen.

Die Galerie Sprüth Magers nennt die Messe sogar ein Heimspiel, weil Monika Sprüth ihre Karriere als international etablierte Galeristin hier begonnen hat. Sprüth Magers hat einen regulären Stand und kollaboriert darüber hinaus mit der Galerie von Michael Werner: Zusammen präsentieren sie wandfüllende Diagramme von Hanne Darboven (60.000 bis 800.000 Euro) und Figurenbilder von A.R. Penck (15.000 bis 375.000 Euro).

Besonders gelungen ist die Zusammenarbeit zwischen dem Galeristen Max Goelitz (München/Berlin) mit Temnikova & Kasela aus Tallinn, die unter anderem Arbeiten von Jenna Sutela und Katja Novitskova zeigen. Zusammengeführt hat sie Sutela, die in beiden Galerien vertreten ist.

Den Eingang zum geteilten Stand flankiert ein abgeformtes Gesicht der Künstlerin, durch das farbiges Licht pulst (23.500 Euro). Es imitiert neuronale Signale und simuliert einen Ruhezustand des Gehirns. Die Sektion, in der jene Kollaborationen stattfinden, steht dieses Mal nicht mehr isoliert auf der Messe, sondern fügt sich organisch zwischen die anderen Stände.

Drei Werke von Jenna Sutela am Stand der Galerien Max Goelitz und Temnikova & Kasela, darunter das abgeformte Gesicht der Künstlerin.

© Galerie Max Goelitz 

Internationale Galerien finden dagegen nur vereinzelt den Weg nach Köln. Zaza’ mit Standorten in Mailand und Neapel setzt laut eigener Aussage auf das bestehende Netzwerk in der Rheinstadt, ist zum ersten Mal dabei und präsentiert Arbeiten von Emanuele Marcuccio und Lydia Ourahmane. Letztere zeigt einen in Plastik vakuumierten Stand im Stand (50.000 Euro) – eine Kritik an globalisierten Märkten und somit der Messe selbst.

Die brasilianische Galerie Yehudi Hollander-Pappi macht ihren Aufschlag mit einem Paukenschlag. In ihrem futuristisch gestalteten Stand befindet sich eine raumgreifende Installation von Adriano Amaral für 80.000 Euro: Sie besteht aus einer oktagonalen Kapsel, in der sich ein von einem Tuch bedeckter Schädel auf und ab bewegt und aus einer milchigen Flüssigkeit auftaucht.

Es ist die erste Messe der Galerie außerhalb Brasiliens, Matheus Yehudi begründet seine Entscheidung mit der Verbundenheit zu Köln und den historischen künstlerischen Positionen, die die Stadt geprägt haben.

Daniel Hug verweist darauf, dass die Zahl anreisender Kuratoren und Kuratorinnen sowie Direktoren und Direktorinnen diverser Museen um das Dreifache gestiegen ist. Internationale Sammler sind auf der Messe dafür weniger zu sehen. In London oder Paris herrscht mehr Aufbruchsstimmung, und das VIP-Programm ist reichhaltiger.

In Köln reagiert man seitens der Galerien und hat die Satellitenmesse „Neu Cöln“ gegründet. Initiiert von JUBG, Arjan Stockhausen, Cherry Hill und Nora Langen soll sie sich ähnlich dem Basel Social Club als Nukleus der jungen Szene während der Messewoche etablieren.

Dazu trägt ein Programm aus Konzerten, Lesungen und Performances bei. An der Tür kam es zur Eröffnung zu Wartezeiten bis zu einer Stunde, drinnen gab es weder Objektschilder noch separate Stände der 35 teilnehmenden Galerien. Die im Riphahn-Bau neben dem Kunstverein beheimatete Veranstaltung soll im Einvernehmen mit der Art Cologne entstanden sein – JUBG bleibt der Messe in diesem Jahr jedoch fern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })