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Aus für die Reform der Filmförderung?: „Weckruf“ von Schlöndorff, Tykwer und Wenders
Die drei renommierten Regisseure sehen den deutschen Film „in höchster Gefahr“. Sie fordern die Parlamentarier auf, die Filmförderreform trotz Ampelbruch zu realisieren.
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Die Regisseure Volker Schlöndorff, Tom Tykwer und Wim Wenders haben sich mit einem „Weckruf“ an den Bundestag gewandt, in dem sie auf die gravierenden Folgen eines nicht verabschiedeten Filmfördergesetzes aufmerksam machen. Das bisherige FFG läuft Ende des Jahres aus, es regelt die Abgaben der Filmverwerter und die Ausschüttung für neue Produktionen. Das neue Gesetz droht nach dem Ampel-Aus nicht mehr durchs Parlament zu kommen.
„Der deutsche Film ist in höchster Gefahr“, schreiben Schlöndorff, Tykwer und Wenders in ihrem Appell. „Auch Sie gehen wohl ab und zu ins Kino oder sehen einen Film im Fernsehen. Ob Unterhaltung oder Kultur, Film gehört zu unserem Leben. Seine Herstellung beschäftigt über 100.000 Menschen, aber weder ihre Arbeitsplätze noch das Kulturgut Film sind in Zukunft sicher.“
Aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sei die deutsche Produktion nicht mehr wettbewerbsfähig, „die schönsten Projekte wandern ab ins Ausland“, schreiben die Filmemacher. Dort sei man Deutschland in Sachen Förderung bei Steuermaßnahmen weit voraus. Österreich garantiere bis zu 50 Prozent Steuererleichterungen bei Filmproduktionen, in Tschechien, Polen, Frankreich und Italien seien es circa 30 Prozent der Herstellungskosten. „Bei uns dagegen stehen die Studios leer, Produzenten und technische Betriebe melden Insolvenz an, unsere Talente, unser technisches, handwerkliches und künstlerisches Knowhow gehen verloren.“
Die von Kulturstaatsministerin Claudia Roth bereits 2023 angeschobene große Filmförderreform sah neben der Gesetzesnovellierung auch ein Steueranreizsystem vor, wie es in vielen Ländern üblich ist, und eine Investitionsverpflichtung für Streamingdienste und die Anbieter von Mediatheken, also auch die öffentlich-rechtlichen Sender.
Für diese beiden anderen Säulen hatte vor dem Bruch der Ampelregierung jedoch nicht einmal die erste Lesung im Parlament stattgefunden. Bereits im Oktober zeichnete sich ab, dass sie – wenn überhaupt – erst nächstes Jahr realisiert werden können.
„Es liegt in ihrer Hand, noch in dieser Legislaturperiode, das neue FFG sowie die beiden Säulen, auf denen es ruht, nämlich die Beteiligung der Streamer und steuerliche Incentive-Maßnahmen, zu verabschieden,“ appellerien Schlöndorff, Tykwer und Wenders. Denn falls nicht einmal das neue Gesetz bis zum 31. Dezember verabschiedet wird, müsste im neuen Jahr viele Produktionen gestoppt werden oder könnten nicht an den Start gehen.
Allerdings zeichnet sich ab, dass bei der für nächste Woche anberaumten Verabschiedung des FFG doch noch eine parlamentarische Mehrheit zustande kommen könnte. Die CDU-Abgeordnete Christiane Schenderlein sagte dem Branchenmagazin „Blickpunkt Film“, ihre Partei werde eine Beschlussfassung „mit der früheren Ampelmehrheit noch vor Weihnachten ermöglichen“.
Die Unterzeichner des Weckrufs gehören zu den renommiertesten deutschen Filmemachern. Volker Schlöndorff gewann für „Die Blechtrommel“ einen Oscar, Wim Wenders wurde am vergangenen Wochenende beim Europäischen Filmpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet und Tom Tykwer („Babylon Berlin“) wird mit seinem Spielfilm „Das Licht“ im Februar die Berlinale eröffnen.
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