zum Hauptinhalt
Momentaufnahe aus dem Basel Social Club. Die Bilder sind das Ergebnis eines Kids-Workshops.

© Kaspar Müller

Basel Social Club: Der Abend der gigantischen Pantoffeln

Mit dem Basel Social Club hat sich ein neues, unkonventionelles Event in der traditionellen Schweizer Messestadt niedergelassen.

Stand:

Ein beliebtes Small-Talk-Thema unter Leuten aus derselben Branche ist die allgemeine Meckerei. Da bildet auch die Art Basel keine Ausnahme: „Die Unlimited, hatte in den letzten Jahren deutlich mehr zu bieten“, „die Galerien gehen mit ihrem Programm wieder mal zu sehr auf Nummer sicher“ oder, „Ich weiß gar nicht, warum ich mir den Stress immer noch antue“, sind Gesprächsfetzen, die man aufschnappen kann – wenn man nicht gerade selbst in ein solches Gespräch verwickelt wurde. Weil die mäkelnden Kritiker aber konstruktiv sein wollen, schieben sie wissend nach: „Zum Glück gibt es seit letztem Jahr den ‚Basel Social Club‘, einen Ort, der hat, was Basel fehlte“.

Also gut, fußläufig 15 Minuten vom Basler Messegelände entfernt, in einer ehemaligen Mayonnaise-Fabrik, befindet sich besagter Club, der exklusiver klingt, als er in Wahrheit ist. Vielleicht liegt es am Wort „Club“ oder an den unterschiedlichen Bedeutungen von „sozial“, dass nicht ganz klar ist, was einen erwartet. Doch zahlt man am unauffälligen Eingang keinen Eintritt und wird sogar herzlich begrüßt. Auch komplizierte Anmeldungen oder Distinktionsmerkmale sind nicht vonnöten.

Haushohe Räume ohne Fenster

Man betritt ein enges Treppenhaus, gelangt in ein Hipster-Restaurant, läuft durch einen glasüberdachten Hof mit Bar und steht mittendrin im Getümmel, das tatsächlich mehr „artsy“ nicht sein könnte. Die alte Fabrik beeindruckt allein schon wegen ihrer Architektur: haushohe Räume mit glatten, fensterlosen Wänden, die wegen Aussparungen unter der Decke, trotzdem lichtdurchflutet sind.

Der Inhalt wirkt ein bisschen zusammengewürfelt. In den Ausstellungsräumen stößt der Besucher auf Performances, auf einen Eisstand, immer wieder auf Bars und Essensstände und ganz viel Kunst. Großformatige Malereien, Skulpturen wie eine überdimensionale Handtasche oder kolossale Pelzpantoffeln, Installationen, Videoarbeiten, Fotografien. Kunst zum Anfassen, Kunst zum Mitmachen. Die Stimmung ist entspannt, Kinder wuseln herum. Klänge aus entfernteren Ecken vermischen sich in den Gängen.

Das Art-Basel-Publikum kommt ebenso wie die Nachbarschaft

Den Basel Social Club gibt es seit vergangenem Jahr: Eine Gruppe Galeristen, Kuratoren und eine Künstlerin wollten etwas „Unkonventionelles machen“, in einer alten Stadtvilla, die abgerissen werden sollte. „Das Resultat funktioniert aber nur in der Art-Basel-Woche, weil Werke aus der ganzen Welt gezeigt werden sollen“, sagt Hannah Weinberger, die als einzige Künstlerin zu den Gründerinnen des Basel Social Clubs gehört. Man profitiere vom globalen Transport für die Hauptmesse.

Das Unkonventionelle, von dem sie spricht, spiegelt sich in der Diversität: „Ortsspezifische Werke, historische Werke. Von Künstlern ohne Markt bis zu etablieren Positionen. Gleiches gilt fürs Publikum. Wir haben die hochkarätigen Art-Basel-Besucher, denken aber auch an die direkte Nachbarschaft und wollen die Menschen zusammenführen“, erklärt Weinberger.

Viele Werke könnten gekauft werden. Eine Messe ist der Basel Social Club trotzdem nicht, die Organisatoren nehmen keine Kommission, die Auswahl wird genau durchdacht. Oft entstünden die Überlegungen im Gespräch, sagt Weinberger: „Wir wollen ein Werk ausstellen, schreiben deshalb Galerien oder Off-Spaces an und entscheiden dann gemeinsam.“ Wie genau das Prozedere funktioniert, wird im Gespräch nicht ganz deutlich. Nur, dass teilnehmende Galerien unabhängig von ihrer Größe jeweils 1500 Schweizer Franken zahlen – in Anbetracht der Summen für die Art Basel Kleingeld.

Weshalb dann auch Galerien wie Hauser & Wirth im Programm des Social Clubs vertreten sind, die natürlich ihren großen Auftritt auf der Hauptmesse haben? Weinberger antwortet gelassen: „Hauser & Wirth gehört schon fast der Markt. Man kann in dieser speziellen Woche die großen Player nicht außer Acht lassen, sondern sollte subtil die Synergien nutzen.“ Nicht zuletzt vertritt die Galerie mit Pipilotti Rist die wohl prominenteste Künstlerin, die in Basel studierte. „Wir wollten Werke von Pipilotti zeigen, auch weil die Band ‚Les Reines Prochaines‘, zu deren Gründungsmitgliedern sie gehörte, im Basel Social Club ein Konzert hatte. Wir haben uns das alles genau überlegt“ sagt Hannah Weinberger. Nach der zweiten Ausgabe sieht es aus, als könnte sich der Basel Social Club als konstantes Highlight etablieren (bis 18. Juni).

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })