zum Hauptinhalt
Die 1989 geborene Berlinerin ist Autorin, Körperkünstlerin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Jüdischen Museum Berlin. In ihrer Kolumne „Schlamasseltov“ beschäftigt sich Debora Antmann mit dem jüdischen Leben in Berlin.

© privat

Berlin durch jüdische Augen gesehen: Vom Scherz zum Text

In ihrer letzten Schlamasseltov-Kolumne schaut Debora Antmann auf die zweieinhalb Jahre zurück, in denen sie für uns über jüdische Berlin-Themen geschrieben hat.

Debora Antmann
Eine Kolumne von Debora Antmann

Stand:

Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich schweren Herzens von einer Kolumne verabschiede. Nachdem ich sieben Jahre lang meine Kolumne „Loud’n Jewcy“ beim „Missy Magazin“ geschrieben habe, wurde der Tagesspiegel mein neues Zuhause.

Noch während meiner Zeit bei „Missy“ habe ich im Scherz zu meiner Partnerin gesagt, dass ich irgendwann eine jüdische Kolumne beim Tagesspiegel schreiben werde. Weil der Checkpoint damals immer mal wieder meine Tweets aufgegriffen hat.

Und dann schrieb mir Sasha Salzmann Anfang 2023, dass eine Kulturredakteurin nach meinem Kontakt gefragt hat. Für eine jüdische Kolumne – beim Tagesspiegel! Das erste Telefonat war super nett, aber auch besorgniserregend. Eine 14-tägige Kolumne zu jüdischen Themen. Die Herausforderung: immer mit Berlinbezug.

Kindheitsfantasie und Geschmack

Berlin hat die größte jüdische Bevölkerung Deutschlands, was beeindruckend klingt, aber sich schnell relativiert, wenn man in Betracht zieht, wie klein die jüdische Gesamtbevölkerung Deutschlands ist. „Die meisten Jüd*innen“ von wenig Jüd*innen, ist immer noch sehr wenig. Ist es also realistisch, alle 14 Tage über etwas Jüdisches mit explizitem Berlinbezug zu schreiben? Ist Berlin überhaupt jüdisch genug? Zweieinhalb Jahre und über 60 Texte später kann ich sagen: Jain.

Berlin war vor 1933 eine sehr jüdische Stadt. Heute existieren wir nur in ihr. Mal schlecht, mal recht. Aber mein Berlin ist jüdisch. Weil ich es durch meine jüdischen Augen erlebe. Weil ich in ihr jüdische Erfahrungen mache, gute wie schlechte.

Weil ich als Jüdin in dieser Stadt aufgewachsen bin. Weil Ortsnamen wie „Lichterfelde“ oder Einrichtungen wie die FU Teil meiner jüdischen Erinnerung und jüdischen Kinderfantasie sind. Weil ich mein Berlin in meinem Jüdisch-Sein sehe, erfahre und sogar schmecke. Das hat mich diese Kolumne gelehrt: Berlin liegt im Auge der (jüdischen) Betrachterin.

Danke an alle Leser*innen, an die Kulturredaktion, danke für zweieinhalb wundervolle Jahre in denen ich mein jüdisches Berlin teilen konnte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })