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Berliner Museumsinsel: Was passiert mit dem Pergamon-Panorama und dem Interimsbau?
Weil das Pergamonmuseum umfassend saniert werden muss, wurde ein temporärer Ausstellungsbau erstellt. Nun ziehen erste Stücke zurück – und die Genehmigung läuft aus.
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Bald ziehen sie ein zweites Mal um: die Gewandstatuen, der Telephos-Fries des Pergamonaltars, die Königsporträts der Attaliden. Für die antiken Exponate geht es im September zurück in das historische Pergamonmuseum auf der Berliner Museumsinsel.
Ohne sie auskommen muss dann das 360 Grad-Panorama des Künstlers Yadegar Asisi, das die antike Metropole auch in Zeiten der jahrelangen Sanierung des weiterhin geschlossenen Museums erlebbar macht.
Noch einschließlich dieses Sonntags können Besucher:innen die 80 Originale aus der Antikensammlung gemeinsam mit dem immersiven 360 Grad-Panorama im temporären Ausstellungsbau gegenüber dem Bode-Museum sehen. Danach schließt der Interimsbau nahe der Berliner Museumsinsel vorübergehend. Es wird umgebaut.

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Am 14. Oktober wird im Interimsbau dann eine „modifizierte Präsentation“ zum antiken Pergamon eröffnet – eine „attraktive Ausstellung“ sei es trotz einiger Stücke weniger weiterhin, heißt es aus der Pressestelle der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK).
In der Ausstellung verbleiben neben multimedialen Installationen und dem Asisi-Panorama „zahlreiche Objekte“ aus der Sammlung – und das bis Frühjahr 2027. Dann soll der erste Teilbereich des historischen Pergamonmuseums wiedereröffnen, der Nordflügel mit dem Museum für Islamische Kunst und der Mittelteil mit dem Hellenistischen Saal und dem Pergamonsaal.

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Nicht bekannt war bislang, was anschließend mit dem Ausstellungsgebäude gegenüber dem Bode-Museum passiert. Von Beginn an war es als Zwischenlösung gedacht, eine Genehmigung liegt nur bis Ende März 2028 vor. Will sie weiter darin ausstellen, müsste die SPK eine neue oder erweiterte Genehmigung beantragen. Ob der Bau ohne eine solche neue Genehmigung gar abzureißen wäre, „ist zu prüfen“, heißt es aus der Pressestelle der SPK.
Stiftung will Genehmigung verlängern
Die SPK plane einen Genehmigungsantrag, so die Institution auf Anfrage des Tagesspiegels. Der Zustand des Gebäudes sei „dem Alter entsprechend“ – eröffnet worden ist es im Jahr 2018 – und stehe einer Nutzungsverlängerung nicht entgegen.
Und was sollen Besucher:innen dann dort sehen? Als Folgenutzung bereite das Vorderasiatische Museum – ebenfalls im Pergamonmuseum untergebracht – eine thematische Präsentation vor, sagt die Preußenstiftung. Diese Nutzung von Beginn 2027 an werde aktuell geprüft.
Sammlung aus Altem Museum soll langfristig einziehen
Geht es nach den Wünschen der SPK, könnte in noch fernerer Zukunft das Alte Museum „einen repräsentativen Querschnitt an Sammlungsbeständen“ im Interimsgebäude zeigen. Denn: Auch das Alte Museum soll generalsaniert und müsste dafür laut SPK geschlossen werden.

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Diese Sanierung sei bisher aber lediglich ein Wunsch und „weder mit einer konkreten Planung noch mit einer Finanzierung“ hinterlegt, so die Stiftung. Angesichts des Mittelbedarfs und der Berliner Haushaltslage sei eine spezifischere Planung weiter als zwei Jahre in die Zukunft nicht möglich.
Erst im Januar dieses Jahres hatte die damalige Kulturstaatsministerin Claudia Roth mitgeteilt, dass die SPK von 2026 an mehr Geld von Bund und Ländern erhält – demnach sollen sich die jährlichen Finanzierungsbeiträge um zwölf Millionen Euro erhöhen, neun davon zahlt der Bund.
Zukunft des Asisi-Panorama ist noch ungewiss
Und das Asisi-Panorama? Auch Mathias Thiel, Managing Director des Studio Asisi, weiß noch nicht, wie es ab 2027 für die Kunstinstallation weitergeht. Denkbar sei ein Folgeprojekt zum Thema Babylon im Falle einer Weiternutzung des Hauses durch die Vorderasiatische Sammlung – vereinbart sei das aber bislang nicht.
Das bestätigt die Pressestelle der SPK: Im Falle einer solchen Weiternutzung sei es „natürlich eine großartige Möglichkeit“, ein thematisch passendes, modifiziertes Panorama von Asisi einzubinden. Bestätigen könne man dies aber noch nicht.

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Das Panorama sei ein „Touristenmagnet“, heißt es von der Tourismusmarketinggesellschaft Visit Berlin. „In Zeiten, in denen Bilder eine große Rolle spielen, bietet es mit seinen Szenen einen niedrigschwelligen Zugang zur Geschichte“, sagt Pressesprecher Christian Tänzler – das ziehe eine andere Kategorie von Besuchern ins Museum und sei besonders von Schulklassen nachgefragt. Und: „Viele vermissen den Pergamonaltar während der Schließung, da ist das Panorama eine gute Alternative.“
Stiftung muss wohl 17 Millionen Euro rückzahlen
Drückt sich das Interesse auch in Zahlen aus? Laut Angaben der SPK liegt die Besucherzahl für die Pergamon-Ausstellung im Interimsbau zwischen November 2018 und Mitte August 2025 bei 1.175.000 – bei mehr als sechs Jahren wären das etwa 173.000 Besucher:innen pro Jahr. Allerdings fällt auch die Corona-Pandemie in diesen Zeitraum.
Das geschlossene Pergamonmuseum gilt als Publikumsliebling in Berlin und ganz Deutschland. Im Jahr 2018 vermeldete es 780.000 Besucher:innen.
Ticketerlöse sind für das Projekt des temporären Ausstellungsgebäudes besonders wichtig: Denn die Baukosten, die damals mit 17 Millionen Euro veranschlagt worden waren, hat nicht die SPK bezahlt. Übernommen wurde der Bau zunächst „kostenneutral“ von der Stuttgarter Wolff Gruppe Holding GmbH – das Geld sollte über Eintrittsgelder zurückgezahlt werden.
Erst bei Erreichen der schwarzen Null verdient statt der Wolff Gruppe die SPK. Eine Antwort der SPK auf eine Tagesspiegel-Anfrage, wie viel von den Baukosten bereits an Wolff gezahlt wurden und wann mit einer Kostenneutralität zu rechnen ist, steht noch aus.
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