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„Staatsoper für alle“ auf dem Bebelplatz.

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Berlins Senat spart an der Kultur: Kauft Eintrittskarten, macht die Säle voll!

Kultursenator Joe Chialo hat es nicht verhindern können, dass sein Etat massiv eingedampft wird. Jetzt liegt es an uns allen, der Politik klarzumachen, wie wichtig Kultur ist.

Ein Kommentar von Frederik Hanssen

Stand:

Die schwarz-rote Regierungskoalition rammt die Machete mit voller Wucht in den Berliner Kulturetat, und verzweifelte Bürger fragen: „Was können wir jetzt tun, um die betroffenen Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen?“ Ganz einfach: Kauft Eintrittskarten, macht die Säle voll!

Die Bühnen und Konzerthäuser der Hauptstadt sind generell schon sehr gut besucht, ebenso viele Museen. Aber ein paar Plätze sind immer noch frei. Wer mit seinem Ticket jetzt für ausverkaufte Vorstellungen sorgt, spendet nicht nur Applaus, sondern eben auch Geld, das in die Kassen der gebeutelten Institutionen fließt.

Bitte keine amerikanischen Verhältnisse!

Menschen, die sich mit den Traditionen der Kulturfinanzierung nicht auskennen, sagen ja gerne: Sollen doch die Eliten die Inszenierungen und Ausstellungen bezahlen, so wie in den USA! Dort sind staatliche Subventionen nahezu unbekannt, die Institutionen müssen sich ihre Mittel bei Mäzenen und Firmen selbst zusammenschnorren. Ein mühsames Geschäft, häufig genug erkauft damit, dass die edlen Spender ihre Namen an prominenter Stelle lesen wollen.

Es geht auch um Zusammenhalt

Nicht nur über der Eingangstür: Yannick Nézet-Séguin, der Chefdirigent der New Yorker Metropolitan Opera, trägt offiziell den Titel „Jeanette Lerman-Neubauer Music Director“. Würden wir uns einen Friede-Springer-Generalmusikdirektor Christian Thielemann Unter den Linden wünschen?

Nein, amerikanische Verhältnisse sind wahrlich kein Vorbild. Nicht ohne Grund hat 1918 die junge deutsche Demokratie nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs die zuvor vom Adel finanzierten Bühnen in ihre Obhut genommen, und viele privatwirtschaftlich betriebene auch. Weil nun einmal eine Wechselwirkung besteht zwischen Kultur und gesellschaftlichem Zusammenhalt.

Dieses Begriffspaar prangt darum auch bei Joe Chialo auf dem Klingelschild seiner Senatsverwaltung. Er hat es nur nicht geschafft, diese Erkenntnis in der aktuellen Spardebatte klarzumachen. Das müssen jetzt eben die Bürger tun, wir alle, durch aktive Teilhabe. Jedes gekaufte Ticket ist eine Protestnote.

Die bürgerlichen Parteien CDU und SPD kürzen den Berliner Kulturetat um 11,6 Prozent – und gleichzeitig geht die Auslastung der Veranstaltungsorte um 11,6 Prozent nach oben. Das wäre doch mal ein starkes Zeichen!

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