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Choreographin Pina Bausch gestorben

© dpa

Reaktionen: Pina Bausch: Picasso des Tanzes

Der überraschende Tod von Pina Bausch hat weltweit große Bestürzung hervorgerufen. In Nachrufen wurde die international gefeierte Choreografin, die am Dienstagmorgen mit 68 Jahren starb, als Avantgardistin gerühmt.

„Da Tanz keine Worte benutzt, wird er selten als Theater wahrgenommen“, schreibt die „New York Times“ in Erinnerung an Bauschs Leistung, die darin bestanden habe, dass ihre Stücke „immer und sofort als Theater verstanden“ wurden. Der Londoner „Guardian“ attestiert ihr, zu der Handvoll Choreografen zu zählen, „die das Gesicht des modernen Tanzes verändert haben“. „La Repubblica“ nennt sie gar „Picasso des Tanzes“. Eine Einschätzung, die der österreichische Theatermacher Johann Kresnik teilt. Im Deutschlandfunk sagte er: „Was Pina Bausch gemacht hat, ist eine der größten künstlerischen Leistungen nach dem Krieg gewesen.“

Seit 1973 leitete Bausch das Wuppertaler Tanztheater und führte es zu Weltruhm. John Neumeier, Intendant des Hamburger Balletts, betont die Sprengkraft von Bauschs Inszenierungen. Sie habe, sagt er, „die ganze Tanzwelt regelrecht geschüttelt“ mit ihren offenen, ehrlichen Arbeiten. Das sei „ein Gegengift zum Manierismus des traditionellen Balletts“ gewesen. Die Berliner Choreografin Sasha Waltz trauert in einem an Pina Bausch gerichteten Brief um eine „Mutter“. Sie schreibt: „Dein großes Herz und deine Neugier, deine tiefe Humanität, deine Offenheit hat Ausdruck gefunden ... auch in deinem ,Fest für Pina’, wo du uns alle an einen Tisch geladen hast, mit dir das Leben und den Tanz in all deinen Schattierungen zu feiern.“

Auch Wim Wenders zeigte sich persönlich getroffen. Der Regisseur hatte ein Filmprojekt mit Bausch geplant. „Ihre Kunst hat unsere Zeit bereichert und reflektiert wie kaum eine andere“, schreibt er. Sein spanischer Kollege Pedro Almodóvar, der mit Bausch gut befreundet war, würdigt sie als Erscheinung, die ihn stets inspiriert habe. Er pflegte nach eigenen Worten „von der ersten Umarmung an eine sehr enge Beziehung“ zu der Künstlerin. Sie hatte unter anderem an seinem 2002 oscarprämierten Film „Sprich mit ihr“ mitgewirkt. Darin trat Bausch in einer von ihr selbst gestalteten Szene als Tänzerin auf, um das Drama einer in sich selbst gefangenen Seele darzustellen.

Wie stark sie als Vertreterin einer deutschen Kunsttradition gesehen wird, lässt sich am Urteil von „Le Figaro“ erkennen, wonach mit Bausch „die Kaiserin des deutschen expressionistischen Tanzes“ gestorben sei. Und die Moskauer Tageszeitung „Kommersant“ meint emphatisch: „Mit ihrem Tod riss das letzte Glied in der Kette der großen Tradition des deutschen Expressionismus der 30er Jahre, der auf wundersame Weise alle Katastrophen des 20. Jahrhunderts überlebte.“

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