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Götz Teutsch kam 1970 zu den Berliner Philharmonikern.

© Monika Rittershaus

Cellist Götz Teutsch wird 80: Die Neugier hört niemals auf

Eine Stütze des Orchesters und Erfinder des "Philharmonischen Salons": zum 80. Geburtstag des Berliner Philharmoniker-Cellisten Götz Teutsch.

„Die Musik sollte einen Mittelpunkt haben“: Aus dieser Idee entwickelte der Cellist Götz Teutsch eine Konzertreihe, die seit 21 Jahren den Spielplan der Berliner Philharmoniker bereichert. Es ist der „Philharmonische Salon“, der zahlreiches Publikum anzieht, weil er eine eigene Atmosphäre aus Wort und Ton, aus Literatur, Weltbildern und Musik vermittelt.

Am Anfang stand ein Versuch über „Wien um die Jahrhundertwende“, dem folgte schon ein Salon zum Thema Sonntagsmusiken bei Mendelssohns, bald wurde aus den einzelnen Recitals die beliebte Serie.

Geboren am 14. Juli 1941 in Hermannstadt, verbringt Teutsch seine Lehr- und Wanderjahre in Siebenbürgen, bis das Radio-Sinfonieorchester Bukarest ihn zum Solocellisten wählt. 1970 kommt er zu den Berliner Philhharmonikern, zunächst als Mitglied der Cellogruppe, aus der er 1976 als Solocellist hervorgeht. Er ist Mitbegründer der „12 Cellisten“ und musiziert im Orchester unter den Chefdirigenten Herbert von Karajan, Claudio Abbado und Simon Rattle.

Das Instrument spielen zu dürfen, sieht er als einen Segen. Nach einem Unfall vor vier Jahren hat ein Handchirurg ihm so weit geholfen, dass er wieder Cello üben kann. Das tut er „eisern“ jeden Tag. Und nimmt zudem Gambenstunden. Pendelnd zwischen Wohnsitzen in Salzburg und Berlin muss er seine Zeit einteilen: Denn zu den musikalischen Übungen kommt seine „Lesewut“ – und die findet auch ihre Resonanz im Philharmonischen Salon.

Wesentlich für die Themenprogramme ist das gesprochene Wort. Von Anfang an gelingt es Teutsch, Schauspieler wie Gert Voss oder Peter Matic in seine Salons im Kammermusiksaal einzuladen. Denen folgen mit den Jahren die Besten der Zunft wie Udo Samel, Gerd Wameling, Imogen Kogge und Thomas Thieme. Ihre instrumentale Kunst lassen Solisten und Kammermusiker aus den Reihen der Philharmoniker erklingen, aber auch Gäste etwa aus der Staatskapelle, dazu die getreue Pianistin Cordelia Höfer.

Bald geht es um Casanova, Wagner und E.T.A. Hoffmann

Ob es um den Weimarer Musenhof der Herzogin Anna Amalia geht, um den Dirigenten Furtwängler und seine Haltung in schwieriger Zeit oder die untergegangene Kulturmetropole Czernowitz: Als Programmgestalter kommt es Teutsch darauf an, Versunkenes in die Gegenwart zu holen. Seine Aboserie der Saison 2021/22 kündigt sich wiederum mit drei Doppelterminen zu spannenden Themen an: Giacomo Casanova, Richard Wagner und Mathilde Wesendonck sowie die musikalisch-literarische Doppelbegabung E.T.A. Hoffmanns.

Heute vollendet Götz Teutsch das 80. Lebensjahr. Die Geburtstagsgäste werden eine Bach-Suite in seiner Interpretation „anhören müssen“, betont er mit scherzhaftem Ernst. Seine Gedanken als Musiker und Kurator wandern in die Zukunft des Salons, um bei einem Thema, das ihm vorschwebt, konkret zu werden: Schostakowitsch in seinen historisch-politischen Veränderungen. „Ich denke in Zielen“, meint er und fühlt sich aufgehoben in dem Goethe-Wort „zum freudigen Ziele“.

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