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„Chefsache ESC 2025“: Abor & Tynna fahren für Deutschland nach Basel
In vier Runden hat Stefan Raab den deutschen Act für den Eurovision Song Contest ermittelt. So lief das Finale, bei dem auch das Publikum mitmachen durfte.
Stand:
Ein Cello, schnelle Elektrobeats und ein sofort im Ohr hängen bleibender La-la-la-la-Refrain – mit ihrem Song „Baller“ haben die Wiener Geschwister Abor & Tynna das Finale des deutschen ESC-Vorentscheids gewonnen. Ihr Lied war in der Konkurrenz das einzige mit komplett deutschem Text – und wird beim Wettbewerb in Basel der erste in der Landessprache gesungene deutsche Eurovisionsbeitrag seit 2007 sein.
Dass die Kinder eines Cellisten der Wiener Philharmoniker bei der Abschlussshow von „Chefsache ESC 2025“ gute Chancen haben würden, zeichnet sich schon ab, als die Jury nach ihrem Auftritt zu Wort kommt. Stefan Raab nennt „Baller“ den „modernsten Song des Abends“. Kollege Nico Santos findet daran alles „supergeil“. Conchita Wurst bringt es später noch besser auf den Punkt als sie sagt: „Der Song ist ein Hit, der funktioniert im Club, der ist Wahnsinn, Abriss einfach.“
Damit hat sie recht und tatsächlich könnte „Baller“, das die Zeit nach einer Trennung beschreibt, auch bei einem Publikum ankommen, das den Text nicht versteht. Es ist auf jeden Fall einer der unpeinlicheren deutschen ESC-Beiträge der jüngeren Vergangenheit. Ähnlich wie Isaak, der im vergangenen Jahr auf Platz zwölf kam, könnten Attila und Tünde Bornemisza wie Abor & Tynna bürgerlich heißen, einen respektablen Mittelfeld-Platz erreichen oder sogar in die Top Ten gelangen.
Der Song ist ein Hit, der funktioniert im Club, der ist Wahnsinn, Abriss einfach.
Jurorin Conchita Wurst über den Gewinner-Song „Baller“.
Mit ihrer Nominierung endet ein wochenlanger Auswahl-Prozess, der gleichzeitig Teil von Stefan Raabs Fernsehcomeback ist. Der 58-Jährige startet mit staatstragenden Tönen in den Abend: „Dies hier ist ein wichtiger Abend für Deutschland“, sagt er. Als Bundesmusikkanzler stellt ihn Moderatorin Barbara Schöneberger zu Beginn der mehr als dreistündigen Show vor, in der neun Sänger*innen und Bands dabei sind.
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24 aus über 3000 Bewerber*innen ausgewählten Acts hatten an den drei vorangegangenen deutschen ESC-Ausscheidungen teilgenommen, für die die ARD mit dem Raab-Sender RTL kooperierte. Das Finale läuft dann zur besten Samstagabend-Sendezeit im Ersten – und soll wohl allein schon durch die Länge an den echten Eurovision Song Contest erinnern.
Alle Teilnehmenden führen neben dem Lied, das sie in Basel präsentieren wollen, auch noch einen Coversong auf. Ein Gimmick, der ebenso überflüssig erscheint wie die Auftritte aus dem Kreis der Jury. So darf Nico Santos den Abend eröffnen, Yvonne Catterfeld kommt während der Abstimmungsphase dran und Raab selbst setzt mit seinem Friedrich-Merz-Lied „Rambo Zambo (Was ist Bubatz?)“ den cringy Schlusspunkt.
Dass er dem CDU-Politiker durch das Stück eine Art Popkultur-Momentum beschert hat, wirkte schon kurz vor der Wahl fragwürdig und danach unangenehm ranschmeißerisch.
Conchita Wurst bereichert die Jury
Seinen Job als Jury-Chef erledigt Raab, der 2010 maßgeblich am letzten deutschen ESC-Sieg durch Lena Meyer-Landruts „Satellite“ beteiligt war, hingegen professionell und stets freundlich. Keine Spur von Dieter-Bohlen-Fiesheiten auch beim Rest seines Teams, in dem Nico Santos und Conchita Wurst erstmals dabei sind. Sie ersetzen Elton beziehungsweise Max Mutzke und Max Giesinger.
Die Neuen sind eine Bereicherung, vor allem die österreichische ESC-Gewinnerin Conchita Wurst ist immer wieder für enthusiastische Urteile gut. Den Auftritt des 24-jährigen Benjamin Braatz aus der „Musikwelthauptstadt Hagen“ (Braatz) kommentiert sie mit „Du hast ein Herz aus Gold. Ich schmelze!“, bei Lyza kriegt sie sich gar nicht mehr ein, findet, dass ihre Leistung „crazy“ ist und die Berlinerin eine „fantastische Sängerin“.
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Lyza, die bei den „Chefsache“-Shows überhaupt zum ersten Mal öffentlich auftritt, wird auch vom Rest der Jury gefeiert. Raab attestiert ihr eine Ausnahme-Performance. Catterfeld gefällt das „Creep“-Cover der 23-Jährigen so gut, dass sie ihm ESC-Sieg-Qualitäten bescheinigt.
Mit dem Midtempo-Popsong „Lovers On Mars“, der ein wenig an einen Hit der US-Musikerin LP erinnert, kommt Lyza bei der Endabstimmung auf den zweiten Platz. Mit 31,1 Prozent muss sie sich gegen die 34,9 Prozent von Abor & Tynna geschlagen geben.
Die Jury hat den Kreis der Kandidat*innen vor dem Televoting noch einmal auf fünf Acts verkleinert. Neben Lyza und Abor & Tynna sind am Ende nur noch der in Berlin lebende Brite Moss Kena, die Londoner Indierock-Band The Great Leslie sowie die Solinger Sängerin Leonara dabei. Damit scheidet ein Favorit, die Mittelalter-Metal-Combo Feuerschwanz, schon vorzeitig aus.
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Mit ihrem Stück „Knightclub“ hat die fränkische Band die höchsten Streaming-Zahlen von allen Teilnehmenden erreicht. Was bei der Publikumsabstimmung sicher zu einem guten Abschneiden geführt hätte. Doch dem schiebt die Jury einen Riegel vor.
Raab gefällt an dem Song zwar „der Dreck, den es beim ESC selten gibt“, doch er gibt auch zu bedenken, dass dort 60 Prozent der Abstimmenden Frauen seien. Ein in diesem Zusammenhang altbacken wirkendes Argument, das zu Murren im Raum führt. Doch auch Yvonne Catterfeld windet sich bei der Einschätzung des Feuerschwanz-Songs, zumindest „Kraft und Intensität“ kann sie darin entdecken.
Wenn im Mai zwei junge Menschen aus Wien für Deutschland in Basel auf der Bühne stehen, werden die Details des „Chefsache“-Finales vergessen sein. Doch falls „Baller“ auch dort ballert, kann sich Stefan Raab einmal mehr als deutscher ESC-König fühlen.
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