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Comiczeichner Alfred: „Die Musik beeinflusst den Rhythmus meiner Zeichnungen“
Der Franzose Alfred hat sich mit drei in Italien spielenden Comicerzählungen international einen Namen gemacht. Im Tagesspiegel-Fragebogen gibt er Einblicke in seine Arbeit.
Stand:
Wer hat sie künstlerisch geprägt? Woran arbeiten sie gerade? Was empfehlen Sie Comic-Einsteigern? Im Tagesspiegel-Fragebogen geben Zeichnerinnen und Zeichner Einblicke in ihre Arbeit und in ihre Leidenschaft für die Kunstform. Heute: der Franzose Alfred („Come Prima“, „Senso“), von dem zuletzt die in Italien spielende Erzählung „Maltempo“ auf Deutsch erschienen ist.
1. Was kommt bei Ihrer Arbeit zuerst: Worte oder Bilder?
Beides lässt sich oft kombinieren. Aber es sind vor allem, sehr viele, Bilder, die mir kommen und mich dazu bringen, sie in Worte zu fassen.
2. Hören Sie beim Zeichnen Musik, und wie beeinflusst Sie das?
Ich habe schon immer Musik gehört, während ich gezeichnet habe. Und in den letzten zwanzig Jahren habe ich viele gezeichnete Live-Konzerte gespielt. Die Musik hat einen Einfluss auf die Art und Weise, wie ich zeichne und auf den Rhythmus, den ich einer Szene verleihe. „Maltempo“ wurde von einem Lied inspiriert, das ich geschrieben habe, als ich 16 Jahre alt war!
3. Was essen oder trinken Sie am liebsten bei der Arbeit?
Kaffee am Morgen. Tee am Nachmittag.
4. Angenommen Ihre Wohnung brennt: Welche Comics würden Sie auf jeden Fall aus Ihrem Regal retten?
„Le Petit Cirque“ von Fred, Lorenzo Mattottis und Claudio Piersantis „Stigmata“ sowie den ersten Moebius-Comic, der mir in die Hände fällt. Aber auf jeden Fall „Die Hermetische Garage“.
5. Welche Zeichner/innen und Autor/innen waren für Ihre eigene Entwicklung die prägendsten?
Als Kind hat sich mein Zeichnen zwischen der Strenge der klaren Linie von Hergé und der improvisierten und magischen Freiheit von Fred entwickelt. Ich brauche beides. Als Teenager Zeichner wie Tardi, Munoz oder Moebius. Später haben Gipi oder Catherine Meurisse meine Arbeit genährt.
6. Welchen Comic würden Sie jemandem empfehlen, der sonst eigentlich keine Comics liest?
„Der Fotograf“ von Emmanuel Guibert.
7. Glauben Sie, dass der Comic aktuell die Aufmerksamkeit hat, die er verdient?
Ursprünglich wurden Comics von Leuten gemacht, die ein wenig am Rande der Gesellschaft standen und nicht unbedingt darauf bedacht waren, mehr Aufmerksamkeit als ihre Figuren zu erhalten. In den vergangenen 30 Jahren haben sich die Comics und die Menschen, die sie machen, stark verändert. Es wird mehr und weniger herablassend über sie gesprochen als noch vor einigen Jahren, und das ist auch gut so. Die Dinge werden sich weiter bewegen.

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8. Welche zeitgenössischen Comiczeichner/ innen verdienten mehr Aufmerksamkeit, als sie sie im Moment haben?
Ich mag die Arbeit von jemandem wie Jean Harambat sehr, dessen Bücher manchmal zu unauffällig sind...
9. Wenn Sie einen hoch dotierten Preis für das Comic-Lebenswerk zu vergeben hätten, wer würde ihn bekommen?
Blutch oder Alan Moore.
10. Wie würden Sie einem Blinden beschreiben, was das Besondere an Ihren Comics ist?
Meine Bücher bewegen sich zwischen klassischen, traditionellen Comics im Stil eines Hergé und experimentellen Versuchen, die eher auf Illustratoren wie Topor schielen. Ich erlaube mir innerhalb meiner Bücher große grafische Abweichungen, damit meine Zeichnungen so gut wie möglich mit den Emotionen der Erzählung übereinstimmen...

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11. Woran arbeiten Sie derzeit, wenn Sie nicht gerade Fragebogen ausfüllen?
Ich verbringe viel Zeit damit, ohne ein bestimmtes Projekt schriftliche oder gezeichnete Notizen in Notizbüchern zu machen. In ein paar Wochen werde ich sehen, ob ein Buch in all diesem Durcheinander versteckt ist...
12. Wieso würden Sie einem jungen Menschen raten, Comic-Autor/in zu werden - und wieso würden Sie ihm oder ihr davon abraten?
Ich gebe niemals einen solchen Rat, wenn man mich nicht danach fragt. Und wenn man mich fragt, versuche ich herauszufinden, warum Sie Comics machen wollen. Was macht es für Sie zu einer Selbstverständlichkeit?
13. Wie fühlt es sich für Sie an, Ihre Zeichnungen als gedruckte Bücher in der Hand zu halten?
In den 25 Jahren, in denen ich Bücher veröffentlicht habe, ist die Freude, das gedruckte Objekt zu entdecken, immer gleich geblieben. Es ist eine Mischung aus Aufregung und Schrecken. Man erkennt sehr wohl, dass es sich um die eigene Arbeit handelt, und gleichzeitig spürt man, dass sie einem schon nicht mehr gehört...
14. Welche Noten hatten Sie im Kunstunterricht?
Ich habe keine Kunstschule besucht. Ich bin ein absoluter Autodidakt.
15. Was können Sie überhaupt nicht zeichnen?
Waffen.
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