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Eine Seite aus „Jakob Neyder“ von Franz Suess. Foto: Avant

© „Jakob Neyder“ / Avant

Die besten Comics des Quartals: Außenseiter-Drama führt Kritiker-Auswahl an

Alle drei Monate wählen 30 deutschsprachige Comic-Kritiker die aus ihrer Sicht besten Neuerscheinungen der Saison. Hier die Liste der zehn aktuellen Favoriten

Stand:

Der österreichische Comiczeichner Franz Suess erzählt mit Vorliebe von Menschen am Rande der Gesellschaft, von traurigen Glückssuchern, Verlierern und Zurückgewiesenen. Besonderen Wert legt Suess auf die überproportional groß gezeichneten Gesichter seiner Protagonisten, die er oft in Nahaufnahme zeigt.

Auch in seiner aktuellen, mit dem Comicbuchpreis 2024 der Berthold-Leibinger-Stiftung geförderten Graphic Novel „Jakob Neyder“ (Avant, 184 Seiten, 29 Euro) steht ein Außenseiter im Zentrum: Der Jugendliche Jakob, der nach einer Straftat mit den Konsequenzen ringt.

Jetzt ist Suess‘ Buch von einer Jury aus 30 deutschsprachigen Comic-Kritikerinnen und -Kritikern zur besten Veröffentlichung des vergangenen Quartals gewählt worden.

1 Franz Suess: „Jakob Neyder“

Das Titelbild des Jury-Favoriten.

© Avant

Der Tagesspiegel präsentiert die Comic-Bestenliste in Kooperation mit dem RBB-Sender Radio 3, der Fachzeitschrift „BuchMarkt“ und der Website Comic.de.

2 Sean Phillips, Ed Brubaker: „Criminal“

Eine Seite aus „Criminal“.

© Verlag Schreiber & Leser

Auf Platz zwei der Kritiker-Bestenliste kommt der Hardcover-Sammelband einer vielgelobten US-Krimireihe: Die Deluxe Edition von Ed Brubakers und Sean Phillips‘ „Criminal“ (Band 1, Übersetzung Bernd Kronsbein und Resel Rebiersch, Schreiber & Leser, 432 Seiten, 49,80 Euro). Die düsteren Episoden, in denen Kriminelle und Berufsverbrecher im Zentrum stehen, sind von klassischen Noir-Krimis inspiriert.

3 Jens Harder: „Gamma“

Eine Seite aus „Gamma“.

© Jens Harder/Carlsen-Verlag

Auf den dritten Platz wählte die Jury den Abschlussband eines epischen Projekts: „Gamma“ (Carlsen, 192 Seiten, 44 Euro) von Jens Harder. In dieser Bilderzählung entwirft der mehrfach mit Branchenpreisen ausgezeichnete Berliner Künstler ein Szenario, wie die Zukunft der Erde in den nächsten 100 Milliarden Jahren aussehen könnte. Es ist der Abschlussband seiner „Großen Erzählung“, die er vor gut 20 Jahren begonnen hat.

4 Jacques Tardi: „Nestor Burma: Rififi in Menilmontant“

Eine Seite aus „Nestor Burma: Rififi in Menilmontant“.

© Verlag Schreiber & Leser

Jacques Tardis „Nestor Burma: Rififi in Menilmontant“ (Übersetzung: Resel Rebiersch, Verlag Schreiber & Leser, 200 Seiten, € 29,80) kam auf Platz vier. Darin beschert der französische Comicveteran dem von Léo Malet (1906–1996) geschaffenen Pariser Privatdetektiv Nestor Burma nach rund 25 Jahren ein neues Abenteuer. Die in der Vorweihnachtszeit angesiedelte Geschichte spielt im 20. Pariser Arrondissement, wo auch Tardi selbst lebt. 

5 Taiyo Matsumoto: „Tokyo dieser Tage“ 

Eine Seite aus „Tokyo dieser Tage“.

© Reprodukt

Der kürzlich auf Deutsch erschienene zweite Band von Taiyo Matsumotos „Tokyo dieser Tage“ (aus dem Japanischen von Daniel Büchner, Lettering: diceindustries / Font: Uli Oesterle, Reprodukt, je 240/216 Seiten, je 20 Euro) wurde auf Platz fünf gewählt. In dem auf drei Bände angelegten Werk erzählt der Japaner, dessen Zeichenstil eher an westliche Independent-Comics als an Mainstream-Manga erinnert, diesmal nicht wie in mehreren früheren Werken von jugendlichen Außenseitern oder übernatürlichen Phänomenen. Sondern es geht um die Beziehungen zwischen Mangazeichnern und ihren Redakteuren sowie um das Lebensgefühl in Tokyo.

6 Sean Murphy: „Zorro – Die Legende lebt“

Eine Seite aus „Zorro – Die Legende lebt“.

© Spitter-Verlag

Auf Platz sechs kam die Neuinterpretation einer klassischen Erzählung: „Zorro – Die Legende lebt“ (Übersetzung Harald Sachse, Splitter-Verlag, 128 Seiten, 25 Euro) von Sean Murphy. In dem Action-Thriller verknüpft der für originelle Genre-Werke wie „Batman: Der weiße Ritter“ bekannte US-Zeichner Elemente der historischen Mantel-und-Degen-Vorlage mit einer modernen Rache-Story. Die ist im Mexiko der Gegenwart angesiedelt und behandelt unter anderem die Verbrechen mexikanischer Kartelle.

7 Hayao Miyazaki: „Nausicaä aus dem Tal der Winde“

Eine Seite aus  „Nausicaä aus dem Tal der Winde“.

© Illustration: Miyazaki/Carlsen

Ein neu aufgelegter Manga-Klassiker wurde auf Platz sieben gewählt: Hayao Miyazakis „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ (Übersetzung Jürgen Seebeck und Junko Iwamoto, Carlsen, Doppelbände à 272/292 Seiten, je 20/22 Euro). Im Zentrum des Manga-Epos des zweifachen Oscar-Gewinners („Chihiros Reise ins Zauberland“, „Der Junge und der Reiher“) steht eine junge Frau, die in einer postapokalyptischen Welt versucht, Mensch und Natur zu versöhnen und als Mittlerin zwischen verfeindeten Stämmen agiert.

8 Guy Delisle: „Für den Bruchteil einer Sekunde – Das bewegte Leben von Eadweard Muybridge“

Eine Seite aus „Für den Bruchteil einer Sekunde – Das bewegte Leben von Eadweard Muybridge“.

© Reprodukt

.Der in Frankreich lebende Kanadier Guy Delisle kam mit seinem neuen Buch auf Platz acht: „Für den Bruchteil einer Sekunde – Das bewegte Leben von Eadweard Muybridge“ (aus dem Französischen von Ulrich Pröfrock, Lettering: Tim Gaedke / Font: Guy Delisle, Reprodukt, 208 Seiten, 26 Euro). Hauptfigur der dokumentarischen Graphic Novel ist der Foto-Pionier Eadweard Muybridge, der als erster den Lauf eines galoppierenden Pferdes auf Film festhielt – und auch jenseits seiner technischen Pionierleistungen eine schillernde Lebensgeschichte hatte.

9 Gerry Alanguilan: „Elmer“

Eine Seite aus „Elmer“.

© Dantes Verlag

Auf Platz neun wählte die Jury einen Comic aus dem diesjährigen Buchmessen-Ehrengastland Philippinen: „Elmer“ (Übersetzung Jens R. Nielsen, Dantes Verlag, 144 Seiten, 18 Euro) von Gerry Alanguilan. Die fantastische Fabel spielt in einer Welt, in der Hühner das Bewusstsein von Menschen haben und mit diesen zusammen in einer Gesellschaft leben, aber unter struktureller Diskriminierung leiden und für ihre Gleichberechtigung kämpfen.

10 George Abe, Masasumi Kakizaki: „Rainbow“

Das Titelbild des ersten Bandes von „Rainbow“.

© Manga Cult

Das Action-Drama „Rainbow“ (Übersetzung Burkhard Höfler, Manga Cult, 424 Seiten, 18 Euro) des 2019 gestorbenen Autors George Abe und des Mangazeichners Masasumi Kakizaki kam auf Platz zehn. Darin erzählt Abe, der als junger Mann Mitglied krimineller Yakuza-Gruppen war und im Gefängnis gesessen hat, von sechs jugendlichen Straftätern, die im Japan der 1950er Jahre in einer sadistischen Strafanstalt landen.

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