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Besucher:innen vor einem der Zeltbauten beim Internationalen Comic-Salon Erlangen 2024, dem bedeutendsten deutschsprachigen Szene-Festival.

© Erich Malter / CSE

Update

Festival in Erlangen soll stattfinden: Comic-Salon startet Planungen für 2026 – trotz Sparzwängen

Ein Haushaltsdefizit in dreistelliger Millionenhöhe stellt die Veranstalter von Deutschlands wichtigstem Comicfestival vor große Herausforderungen. Nun zeichnet sich eine Lösung ab.

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Gute Nachrichten für Comicfans, schlechte Nachrichten für Literaturfreunde. So lässt sich zusammenfassen, was aktuell aus Erlangen zu hören ist. In der fränkischen Stadt findet seit 1984 alle zwei Jahre der Internationale Comic-Salon statt, der nach Veranstalterangaben regelmäßig zehntausende Besucher anzieht und als wichtigstes Festival seiner Art im deutschsprachigen Raum gilt.

Der nächste Salon wäre turnusgemäß 2026 dran – doch das Kulturamt der Stadt Erlangen, das das Festival veranstaltet, steht in diesem Jahr vor unerwarteten finanziellen Herausforderungen. Da der 120.000-Einwohner-Stadt vergangenes Jahr Steuereinnahmen in dreistelliger Millionenhöhe weggefallen sind, hat Erlangen ein akutes Finanz- und Liquiditätsproblem.

Neben dem Comic-Salon veranstaltet das Kulturamt auch zwei weitere Festivals, mit denen sich Erlangen bundesweit und international einen Namen als Kultur-Metropole gemacht hat: Das internationale Figurentheaterfestival sowie das Erlanger Poet*innenfest.

Seit Sommer 2024 zeichnet sich ab, dass die Stadt Erlangen in große finanzielle Schwierigkeiten gerät, weil in erheblichem Umfang Gewerbesteuern rückerstattet werden müssen.

Bodo Birk, Abteilungsleitung Festivals und Programme beim Kulturamt der Stadt Erlangen

„Seit Sommer 2024 zeichnet sich ab, dass die Stadt Erlangen in große finanzielle Schwierigkeiten gerät, weil in erheblichem Umfang Gewerbesteuern rückerstattet werden müssen“, hatte Bodo Birk, Abteilungsleitung Festivals und Programme beim Kulturamt der Stadt Erlangen, dem Tagesspiegel bereits Anfang 2025 gesagt.

Besucher:innen beim Internationalen Comic-Salon Erlangen 2024, dem bedeutendsten deutschsprachigen Szene-Festival.

© Lars von Törne

Da Gewerbesteuerzahlungen in der Größenordnung von 180 Millionen Euro zurückgezahlt werden müssen, blieben der Stadt von kalkulierten 220 Millionen Euro Gewerbesteuer aktuell lediglich 60 Millionen Euro. „Damit reduziert sich der gesamte städtische Haushalt um rund 25 Prozent – eine Größenordnung, die durch Einsparungen allein überhaupt nicht zu erzielen ist.“

Ist der Comic-Salon gefährdet?

Das hatte in der Comicszene zu der Sorge geführt, dass der Comic-Salon in seiner Existenz gefährdet sein könnte.

Allerdings hatte Birk schon zu Jahresbeginn gesagt, dass in der Stadt „niemand davon ausgeht, dass der Salon 2026 ausfällt“. Man müsse allerdings im langfristigen Konsolidierungskonzept das Budget des Salons reduzieren, die Größe der Festivaljahre 2022 und 2024 werde man „sicher so schnell nicht wieder erreichen können“, kündigte er im Januar im Gespräch mit dem Tagesspiegel an.

Bunte Oase: Der Comic-Salon findet seit einigen Jahren unter anderem im Schlossgarten von Erlangen statt.

© Erich Malter/CSE

Nun zeichnet sich ab, wie das Kulturamt Erlangen sein Sparziel möglicherweise erreichen kann, was das für den Comic-Salon bedeutet – und worauf die Stadt 2026 voraussichtlich verzichten muss.

An diesem Donnerstag steht im Stadtrat die Haushaltseinbringung für das Jahr 2026 durch den Wirtschafts- und Finanzreferenten Konrad Beugel auf der Tagesordnung, wie die „Erlanger Nachrichten“ in ihrer aktuellen Ausgabe berichten. Im Arbeitsprogramm des Kulturamtes „droht ein für Kulturfreunde dramatischer Einschnitt“, schreibt Stefan Mößler-Rademacher, Leiter der Lokalredaktionen Erlangen, in dem Artikel weiter.

Die Verleihung der Max-und-Moritz-Preise, die als wichtigste deutsche Comicauszeichnung gelten, findet traditionell alle zwei Jahre auf dem Comic-Salon statt, hier die Prämierten des Jahrgangs 2024.

© Screenshot Tsp

„Die zur Verfügung stehenden Sachmittel genügen nicht zur Durchführung des Internationalen Comic-Salons und des Erlanger Poet*innenfests“, zitieren die „Erlanger Nachrichten“ aus dem Dokument. Deshalb sei eine „radikalere Maßnahme“ denkbar, die laut Arbeitsprogramm so aussehen könnte: Die Verwaltung schlägt vor, den „Internationalen Comic-Salon 2026 in einer reduzierten, jedoch erfolgversprechenden Version durchzuführen und dafür das Erlanger Poet*innenfest 2026 einmalig auszusetzen“.

„Eine zentrale wirtschaftliche Komponente“

Laut Einschätzung der Verwaltung habe der Comic-Salon „mit seiner Messe und den teilnehmenden Verlagen eine zentrale wirtschaftliche Komponente, für die eine gewisse Größe und Medienpräsenz sowie eine entsprechende Besucher*innenzahl erforderlich ist“, zitieren die „Erlanger Nachrichten“ weiter aus dem Arbeitsprogramm.

Das Poet*innenfest hingegen sei für den deutschsprachigen Literaturbetrieb „zwar eine wichtige Veranstaltung, aber sicherlich nicht existenziell“. Die Verwaltung gehe davon aus, dass ein einmaliges Aussetzen „kommunizierbar“ sei.

Das letzte Wort in der Sache ist das aber noch nicht, wie Stefan Mößler-Rademacher in den „Erlanger Nachrichten“ betont. Bei den Arbeitsprogrammen handele es sich um die Einschätzungen der Verwaltung, wie sie mit den für den Haushalt vorgesehenen Mitteln arbeiten kann. Die politische Entscheidung über das Poet*innenfest falle im Stadtrat.

Der Comic-Salon startet bereits die Planungen für 2026

Das Veranstaltungsteam für den Comic-Salon ist derweil schon in die Planung des Festivals eingestiegen, wie es am Freitag auf Instagram und Facebook verkündete: „Wir starten in die konkrete Vorbereitungsphase“, lautete der Titel des Postings. Und danach die klare Ansage: „Vom 4. bis 7. Juni 2026 wird der 22. Internationale Comic-Salon Erlangen stattfinden.“

Derzeit, so heißt es weiter, „bereiten wir die Messeausschreibung vor, die wir in der zweiten Oktoberhälfte online stellen werden.“ Die Messe des Internationalen Comic-Salons werde auch 2026 wieder in Zelthallen auf dem Schlossplatz und im Schlossgarten stattfinden.

Und dann ergänzt das Team noch, dass auch über das Erlanger Poet*innenfest 2026 „noch längst keine Entscheidung getroffen“ sei: „Die Haushaltsberatungen beginnen jetzt erst, und uns erreichen viele Stimmen aus der Politik, dass das Poet*innenfest nicht ausfallen soll.“

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