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Die Natur schlägt zurück: Eine Seite aus „The End“.

© Schreiber & Leser

Öko-Thriller in Comicform: Die geheime Rache der Bäume

Der Schweizer Comicautor Zep hat sich für sein Endzeitdrama „The End“ von einem Sachbuch-Bestseller inspirieren lassen.

Ein junges Paar wandert durch die Pyrenäen und genießt den Ausblick. Plötzlich sacken beide leblos zusammen, ohne dass eine Ursache dafür erkennbar ist. Und auch im nahe gelegenen Dörfchen sterben alle Menschen im selben Augenblick.

Schon auf den ersten Seiten der Graphic Novel „The End“ (Schreiber und Leser, 96 S., 19,80 €) entsteht eine alptraumhafte Stimmung, eine heitere Szene kippt in ein Endzeitszenario. Lange bleibt im Dunkeln, was das rätselhafte Geschehen zu bedeuten hat. Stattdessen findet ein Ortswechsel statt: in einem Naturreservat in Schweden arbeitet eine Gruppe von Wissenschaftlern an der Erforschung von Bäumen.

Eine weitere Szene aus „The End“.
Eine weitere Szene aus „The End“.

© Schreiber & Leser

Der junge ehemalige Öko-Aktivist Theodor stößt als Praktikant dazu. Anfangs hat er Schwierigkeiten, mit Professor Frawley, dem mürrischen Leiter des Teams, klarzukommen, der während der Arbeit zwanghaft den Doors-Song „The End“ hört.

Die Serie „Titeuf“ machte Zep international bekannt

Dessen umstrittene These lautet, dass Bäume die DNA der Erdgeschichte in sich tragen, auf intelligente Weise miteinander kommunizieren und aktiv auf Bedrohungen reagieren. Haben sie vielleicht einst das Ende der Dinosaurier beschlossen, als diese das Öko-Gleichgewicht des Planeten bedrohten? Immer mehr Indizien weisen darauf hin, dass die Natur sich heute erneut abnorm verhält.

Der Anfang vom Ende: Eine Szene aus „The End“.
Der Anfang vom Ende: Eine Szene aus „The End“.

© Schreiber & Leser

Der 1967 geborene Genfer Künstler Zep (mit bürgerlichem Namen Philippe Chappuis) gehört in seiner Heimat Schweiz und im französischsprachigen Raum zu den Superstars unter den Comiczeichnern.

Seine seit den 90er Jahren laufende Serie „Titeuf“ ist ein Bestseller, in der er in kurzen Gagstrips sowie einer Animationsserie (die in Deutschland auf Kika lief) die prä-pubertären Erlebnisse und Nöte eines zehnjährigen Jungen mit Knollennase und markanter Haartolle humoristisch-frivol auf die Schippe nimmt.

Schon der Look von „The End“ zeigt eine ganz andere, anspruchsvollere Seite des Künstlers. Für seinen gezeichneten Öko-Thriller hat sich Zep vom 2015 erschienenen populären Sachbuch „Das geheime Leben der Bäume“ des deutschen Försters und Autors Peter Wohlleben inspirieren lassen.

Verfolgt die Natur einen intelligenten Plan?

Der Schweizer denkt den heutigen Klimawandel mit dessen bedrohlichen Auswirkungen weiter und entwirft in feinen, realistischen Zeichnungen und unter Verzicht auf die sonst üblichen Panel-Rahmen eine intelligente wie beklemmende Zukunftsvision.

Das Titelbild des besprochenen Bandes.
Das Titelbild des besprochenen Bandes.

© Schreiber & Leser

Steckt ein globales Pharmaunternehmen hinter den rätselhaften Naturphänomenen und unbekannten Pilzarten, die Theodor entdeckt? Was bedeutet das unnatürlich zutrauliche Verhalten einiger Wildtiere? Oder trifft die These des „Bäume-Flüsterers“ Professor Frawley zu und die Natur verfolgt einen intelligenten Plan, der die den Planeten ruinierende Menschheit ins Visier nimmt?

Der unaufgeregte Erzählrhythmus von „The End“ zieht den Leser in einen unwiderstehlichen Sog und lässt ihm zugleich den nötigen Raum, um eigene Schlussfolgerungen zu ziehen. Zeps oft atemberaubend schöne, vollendet gezeichnete und in vorwiegend blau-grünen Farbflächen unterlegten Naturbilder wirken lange nach.

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