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„Eine Virtuosin der deutschen Comic-Szene“: Jugendliteratur-Preis für Zeichnerin Barbara Yelin
Akademie für Kinder- und Jugendliteratur ehrt Künstlerin für ihre biografischen Erzählungen und die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte.
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Die Comic-Zeichnerin Barbara Yelin erhält in diesem Jahr den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur. Damit werde das vielschichtige Erzählen der Künstlerin im Medium Comic gewürdigt, teilte die Akademie in Volkach mit. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert.
Yelin, die von der Akademie als „Virtuosin der deutschen Comic-Szene“ bezeichnet wird, studierte in Hamburg Illustration und veröffentlichte ihre ersten Werke als Comiczeichnerin in Frankreich. 2010 erschien beim Berliner Verlag Reprodukt ihre zusammen mit dem Autor Peer Meter erarbeitete Comicerzählung „Gift“ über die Bremer Mörderin Gesche Gottfried.
Im Jahr 2014 habe sie ihr „Glanzstück“ vorgelegt, die Graphic Novel „Irmina“, die das Leben ihrer Großmutter „tiefgründig und bildgewaltig“ nachzeichne, heißt es in der Begründung zur Auszeichnung. Einen Namen machte sich die 1977 in München geborene Yelin in den folgenden Jahren auch mit der künstlerischen Aufarbeitung der Lebenserinnerungen von NS-Verfolgten.

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„Ihre individuelle Form der Auseinandersetzung zeigt sich insbesondere in den bereits 2019 begonnenen Gesprächen und Aufzeichnungen über Lebenserinnerungen der niederländischen Holocaust-Überlebenden Emmie Arbel, die als Kind drei NS-Konzentrationslager überlebte“, heißt es in der Begründung.
Yelin macht mit ihren Bildwerken ungesehene Lebenswege und Schicksalsschläge für uns alle sichtbar.
Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur
Zentrale Passagen aus Emmie Arbels Lebensgeschichte hat Yelin zuerst in einem kürzeren Comic im Sammelband „Aber ich lebe – Vier Kinder überleben den Holocaust“ aufgearbeitet und dann in längerer Form in dem Buch „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“.

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In dieser Graphic Novel „tritt einmal mehr Barbara Yelins herausragende Gabe für biografisches Erzählen zutage, ihre genaue Beobachtungsgabe, ihre einfühlsame Zugewandtheit und ihre dichte atmosphärische Bildsprache“, heißt es in der Begründung. Neben ihrem künstlerischen Talent zeichne Yelin zudem „ihr großes soziales Verstehen und gesellschaftliches Engagement aus“.
„Yelin macht mit ihren Bildwerken ungesehene Lebenswege und Schicksalsschläge für uns alle sichtbar“, hebt die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur hervor. Das gelte auch für ihr neues Buch, das im Oktober bei Reprodukt erscheinen soll. Anlässlich des 50. Todestages der Schauspielerin Therese Giehse habe Yelin „eine sehr berührende Hommage“ unter dem Titel „Die Giehse. Ein Leben für das Theater 1898–1975“ geschaffen.
Die damals an den Münchner Kammerspielen erfolgreiche Schauspielerin Therese Giehse „musste 1933 als linke, jüdische und queere Frau in die Schweiz fliehen, um aus dem Exil das unfassbare Weltgeschehen zu kommentieren, karikieren und dramatisieren – gegen Diktatur und Krieg und für eine offene Gesellschaft“, heißt es in der Begründung. Und zusammenfassend: „Yelin steht mit ihrem Werk für ein Themenspektrum ein, das höchste Anerkennung verdient.“
Die Preisverleihung findet am 21. November 2025 in Volkach statt. (epd/lvt)
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