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Besucher:innen beim Internationalen Comic-Salon Erlangen 2024, dem bedeutendsten deutschsprachigen Szene-Festival.

© Lars von Törne

Kultur in Zeiten des Sparzwangs: Berliner Comicförderung schrumpft weiter

Der Senat vergibt auch 2025 wieder Stipendien an Comicschaffende aus der Hauptstadt. Die Summe liegt allerdings erneut unter der des Vorjahres.

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Berlin muss sparen, davon ist auch der Kultur-Etat der Bundeshauptstadt betroffen. So gesehen ist es für die Comicszene vorerst eine gute Nachricht, die die Senatskulturverwaltung in dieser Woche verkündete: Es wird auch für 2025 wieder Comicstipendien des Berliner Senats geben. Diese waren 2017 eingeführt worden, womit Berlin unter den Bundesländern eine Pionierrolle übernahm. Inzwischen gibt es ähnliche Förderprogramme unter anderem auch in Hamburg, Bayern und Niedersachsen.

„Die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt vergibt im Jahr 2025 – vorbehaltlich verfügbarer Haushaltsmittel – Arbeitsstipendien für Comic-Künstlerinnen und -Künstler, die ihren Lebensmittelpunkt in Berlin haben“, heißt es in der aktuellen Ankündigung aus dem Hause von Kultursenator Joe Chialo (CDU).

Die Dauer der Stipendien kann vier oder acht Monate umfassen, monatlich sind sie mit 2000 Euro dotiert. Dazu kommt wie in den Vorjahren ein Auslandsstipendium, das den Aufenthalt in der Berliner Künstlerwohnung in Paris finanziert.

Zwei Besucher des Internationalen Comic-Salons Erlangen 2024, dem bedeutendsten deutschsprachigen Szene-Festival.

© Lars von Törne

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass die eigentlich gute Nachricht mit zwei Einschränkungen verbunden ist. Zum einen steht „alles unter dem Vorbehalt der ausstehenden Einsparungen“, wie der kommissarische Sprecher der Kulturverwaltung, Daniel Bartsch, dem Tagesspiegel auf Anfrage sagt. „Der Haushalt 2025 steht eben noch nicht fest.“

Aktuell hat Berlins Finanzsenator Stefan Evers die Sparvorgabe von minus zehn Prozent verkündet. Das ist für den Kulturetat „eine brutale Herausforderung“, wie Senator Chialo kürzlich im Tagesspiegel-Interview sagte.

Wir befinden uns in intensiven Diskussionen, wie wir die geforderte Einsparsumme erbringen können.

Daniel Bartsch, kommissarischer Sprecher der Kulturverwaltung

„Wir befinden uns in intensiven Diskussionen, wie wir die geforderte Einsparsumme erbringen können“, erklärt Kulturverwaltungssprecher Bartsch am Freitag. „Uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt an Spekulationen über einzelne Projekte, Vorhaben oder Pläne zu beteiligen, wäre vor dem Hintergrund der laufenden Abstimmungen gleichzeitig sowohl unseriös als auch schädlich für den Prozess.“

Die zweite Einschränkung: Die jetzt vorläufig beschlossene Fördersumme der Senatskulturverwaltung liegt zum zweiten Mal in Folge unter der des Vorjahres. Konkret stehen nach jetziger Planung von Chialos Behörde 48.000 Euro für die Arbeitsstipendien Comic sowie das Paris-Stipendium in Höhe von 15.000 Euro zur Verfügung. Das gesamte Paket umfasst also 63.000 Euro.

Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren die Comicstipendien mit 87.000 Euro gefördert worden, wovon allerdings 24.000 aus anderen Literaturförderprogrammen stammten. Und im Jahr davor hatte Berlin insgesamt sogar 192.000 Euro für Comicstipendien bezahlt. Was allerdings eine Ausnahme war: Ein Großteil des Geldes stammte aus dem Bereich Literatur, dazu kam eine weitere Erhöhung aus zusätzlichen Haushaltsmitteln in Form der sogenannten Corona-Hilfen in Höhe von 64.000 Euro.

So gesehen ist die aktuelle Summe von 63.000 die fortgesetzte Rückkehr zur Normalität vor der Corona-Pandemie – falls die aktuellen Sparzwänge die Kulturverwaltung nicht doch noch zu weiteren Reduzierungen auch im Bereich Comic zwingen. Mehr zum aktuellen Stand der Förderung und zum Bewerbungsverfahren (Einsendeschluss 19. September 2024) gibt es auf der Internetseite des Förderprogramms.

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