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Das Titelbild der Neuausgabe von „Le Lotus bleu“.

© Casterman

Neue Ausgabe von Comic-Klassiker „Der Blaue Lotos“: „Tim und Struppi“-Band erscheint in kolorierter Originalversion

Fast doppelt so lang und in anderen Farben: Mit „Le Lotus bleu“ wurde jetzt zum vierten Mal eine frühe Ausgabe der populären Reihe des Zeichers Hergé neu aufgelegt.

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Fans der belgischen Comicserie „Tim und Struppi“, die Französisch verstehen, können sich auf frisches Lesevergnügen freuen: Der in China spielende Band „Le Lotus bleu“ („Der Blaue Lotos“) ist am Mittwoch in Frankreich in der fast doppelt so langen und neu kolorierten Originalversion neu erschienen.

Anders als etwas Asterix und Obelix oder Lucky Luke, die nach dem Tod ihrer Schöpfer durch andere Zeichner weiterleben, gibt es von dem jungen Reporter Tim seit 1983 keine neuen Abenteuer mehr.

Die Nachfahren des belgischen Comic-Zeichners Hergé – der für seinen Künstlernamen die Initialen seines Namens Georges Remi umgedreht zusammengefügt hat – haben nicht zugelassen, dass jemand anders die Comicfigur in neuen Bänden weiterleben ließ.

Die Titelbilder der Neuausgabe von „Le Lotus bleu“ sowie des regulären Albums im Vergleich.

© Casterman

Es ist allerdings bereits das vierte Mal, dass ein Band in seiner Originalfassung neu aufgelegt wird. Die Bände, die im Kongo, in der Sowjetunion und in Amerika spielen, wurden ebenfalls neu koloriert wieder herausgegeben.

In Deutschland sind in den vergangenen Jahren ebenfalls einzelne klassische Tim-und-Struppi-Alben als Farbversion des Originalalbums neu erschienen, teilweise begleitet von Streitigkeiten um die Veröffentlichungsrechte. Daher dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis „Der Blaue Lotos“ auch hierzulande in der kolorierten Originalversion erscheint.

Konkrete Pläne gibt es bislang dafür allerdings noch nicht. „Bei uns ist derzeit noch nichts eingeplant“, sagte die Sprecherin des deutschen Tim-und-Struppi-Verlages Carlsen, Claudia Jerusalem, am Donnerstag auf Tagesspiegel-Anfrage. Das schließe aber nicht aus, dass der Band später auch auf Deutsch bei dem Hamburger Verlag veröffentlicht werde.

In den USA ist der Band „Tim und Struppi im Lande der Sowjets“ seit Beginn des Jahres sogar rechtefrei – dort gelten die Urheberrechte lediglich 95 Jahre. „Das wird keine wirtschaftlichen Folgen haben“, meint aber der Tim-und-Struppi-Experte Benoît Peeters.

„In den USA sind Tim und Struppi nicht besonders weit verbreitet.“ In Europa erlischt das Urheberrecht erst 70 Jahre nach dem Tod des Autors: „Tim und Struppi“ werden also erst 2054 nicht mehr urheberrechtlich geschützt sein.

Die Neuausgabe des Lotos-Bands erinnert daran, dass Hergé ein Faible für chinesische Kunst hatte. „Dadurch habe ich meinen Sinn für Ordnung gelernt und versucht, Sorgfalt, Schlichtheit, Harmonie und Bewegung miteinander zu verknüpfen“, so wird er in dem Band zitiert.

„Der Blaue Lotos“ war zuerst 1934 in einer Zeitschrift erschienen. Mit seiner realistischen Darstellung setzte Hergé sich von den früheren Bänden ab, in denen er häufig Stereotypen verwendete. Dies war auch ein Verdienst des mit ihm befreundeten chinesischen Künstlers Tschang Tschon-jen, den er auf der Brüsseler Kunstakademie kennengelernt hatte. Der Junge namens Tschang in dem Band ist eine Hommage an ihn.

Bei Versteigerungen erzielen Originalseiten aus „Tim und Struppi“-Comics regelmäßig hohe Preise. 2021 hatte eine Zeichnung für den Titel des Bandes „Der Blaue Lotos“ für 3,2 Millionen Euro den Besitzer gewechselt. (AFP/lvt)

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