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Mawil ist ein passionierter Radfahrer - hier mit zwei Exemplaren der Figur Supa-Hasi, die in seinen Comics immer wieder auftaucht.

© Karoline Bofinger / Promo

Nach Loriot, Robert Gernhardt und Ralf König: Wilhelm-Busch-Preis 2021 für langjährigen Tagesspiegel-Zeichner Mawil

Der Berliner Comicautor wird für sein Werk als satirischer und humoristischer Zeichner geehrt. Er sei ein „würdiger Nachfolger“ des Max-und-Moritz-Schöpfers.

Humor, Vielseitigkeit und der genaue Blick auf den menschlichen Alltag – das seien Eigenschaften gewesen, die einst Wilhelm Busch auszeichneten, dessen Erzählung „Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen“ ein internationaler Klassiker der Bildliteratur ist – und eine der Keimzellen der Kunstform Comic.

Und es sind aus Sicht der Jury des Wilhelm-Busch-Preises für satirische und humoristische Zeichenkunst und Versdichtung auch Eigenschaften, die das Werk des Berliner Comicautors Mawil kennzeichnen. Der 45-jährige Zeichner trete mit seinen Arbeiten „würdig“ in Buschs Nachfolge.

Dafür wurde Mawil jetzt mit dem Wilhelm-Busch-Preis mitgeteilt, wie der Kulturförderverein Schaumburger Landschaft in der Nacht zu Sonnabend mitteilte. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre von der Stiftung Sparkasse Schaumburg, der Schaumburger Landschaft und den „Schaumburger Nachrichten“ verliehen. Wilhelm Busch lebte und arbeitete jahrzehntelang in dieser niedersächsischen Region, und zwar in seinem Geburtsort Wiedensahl im Schaumburger Land.

Die feierliche Preisverleihung soll im Herbst in Stadthagen stattfinden. Vor Mawil wurde der Preis, der „Fähigkeiten als satirische Erzähler“ und „vor allem auch eine ästhetisch-hochwertige Zeichenkunst“ auszeichnen soll, Robert Gernhardt, F.W. Bernstein, Vicco von Bülow (Loriot), Ernst Kahl, Franziska Becker, Hans Traxler, Ralf König sowie 2019 Isabel Kreitz.

„Mit Mawil ehrt die Jury in diesem Jahr einen national wie international höchst angesehenen, aber vor allem auch viel gelesenen Comic-Künstler, dessen Auszeichnung für den Wilhelm-Busch-Preis in mehrfacher Hinsicht eine Wegscheide markiert“, heißt es in der Begründung der Jury. Sie bestand aus folgenden Mitgliedern: Prof. Hans-Georg Bögner, SK Stiftung Kultur/SK Stiftung Jugend und Medien der Sparkasse KölnBonn, Prof. Dr. em. Dietrich Grünewald, Kunstdidaktiker, Universität Koblenz-Landau, Martin Jurgeit, Comic-Fachjournalist, unter anderem für „buchreport“ und den Tagesspiegel sowie Dr. Gisela Vetter Liebenow, Museum Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Hannover.

Ein Selbstporträt des Zeichners von 2018.
Ein Selbstporträt des Zeichners von 2018.

© Illustration: Mawil

Mit dem 1976 als Markus Witzel geborenen Mawil werde erstmals ein Zeichner geehrt, „der auf eine Veröffentlichungshistorie seiner Werke zurückblicken kann, die komplett in das 21. Jahrhundert fällt“. Er stehe zudem für eine neue Künstler-Generation, „die selbstbewusst die Hochschulen für eine ausgewiesene Comic-Ausbildung für sich erobert hat“. Mawil hat an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee studiert, wo er auch Teil der Gruppe „Monogatari“ war, der neben ihm Comicschaffende wie Jens Harder oder Ulli Lust angehörten.

„Sehr lockerer und ungemein stilsicherer Zeichenstrich“

Mawil, und das ist der Jury wichtig zu betonen, sei auch der erste Wilhelm-Busch-Preisträger, „der in der DDR geboren wurde, wo er seine Kindheit in Ost-Berlin in einer religiös geprägten Familie verbrachte, die den Alltag in kritischer Übereinkunft mit den Erwartungen der sozialistischen Herrschaftsordnung organisieren musste“.

Mawils 2019 erschienene Lucky-Luke-Hommage ist inzwischen international erfolgreich.
Mawils 2019 erschienene Lucky-Luke-Hommage ist inzwischen international erfolgreich.

© Mawil

Von dieser Zeit erzähle auch sein in Teilen autobiografisch konnotiertes Comic-Schaffen: „Allen voran die preisgekrönte Graphic Novel „Kinderland“ von 2014, die zur Zeit des Mauerfalls spielt und für Mawil mit zahlreichen Übersetzungen, darunter einer vielbeachteten französischen Ausgabe, den endgültigen internationalen Durchbruch markierte.“

Die Jury lobt Mawils schon früh „sehr lockeren und ungemein stilsicheren Zeichenstrich“, der sich bereits in Werken wie „Strandsafari“ und „Wir können ja Freunde bleiben“ gezeigt habe: „Der ganz spezielle Mawil-Stil.“ Die Zeichnungen strahlten so „eine ungekünstelte Authentizität aus, die perfekt zu den sehr persönlichen Inhalten seiner Werke passt.“

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Das bestätigen aus Sicht der Wilhelm-Busch-Preis-Jury ganz besonders seine großformatigen Sonntagscomics, die von 2006 bis 2019 im Tagesspiegel erschienen sind. „Hier konnte er sich – gepaart mit einer unglaublichen Detailfülle in den Zeichnungen – nicht nur in die Tradition der großen amerikanischen Zeitungs-Comics stellen, sondern eroberte sich mit diesem grandiosen Comic-Schaufenster schon in jungen Jahren ein veritables Massenpublikum.“

Auch Mawils jüngstes Werk wird in der Laudatio erwähnt: Sein Hommage-Band „Lucky Luke sattelt um“, der vor knapp zwei Jahren veröffentlicht wurde. „Wie er diese sich überraschend gut in das Setting des Originals einpassende Aufgabe bewältigte und gleichzeitig einen authentischen Mawil-Comic ablieferte, unterstreicht die Meisterschaft dieses Künstlers, von dem auch in den nächsten Jahren sicherlich noch Großes zu erwarten ist“, heißt es in der Laudatio.

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