zum Hauptinhalt

© Splitter

„Wuthering Heights“ als Comic: Im Sturm der Leidenschaften

Düstere Farben, schablonenhafte Mimik: Die Comic-Adaption von Emily Brontës „Sturmhöhe“ vermittelt die Dramatik des Originals nicht wirklich überzeugend.

Ende Juli wurde auch in Berlin wieder „The Most Wuthering Heights Day Ever“ gefeiert. Wie in anderen Städten weltweit hatten sich im Görlitzer Park hunderte meist weibliche, ausnahmslos rot gewandete Fans der Sängerin Kate Bush zu einem musikalischen Flashmob versammelt, um zu ihrem ersten Hit „Wuthering Heights“ die Choreografie des berühmten Musikvideos nachzutanzen, so gut es eben ging.

Die Britin hatte mit dem Song dem 1847 erschienenen Roman der Schriftstellerin Emily Brontë und ihren beiden wichtigsten Figuren („Heathcliff, it’s me, I’m Cathy, I’ve come home“) gehuldigt, als eine der zahllosen Adaptionen in Film, Hörspiel, Literatur und eben Musik.

Eine Seite aus dem Comic „Sturmhöhe“.
Eine Seite aus dem Comic „Sturmhöhe“.

© Splitter

Nun ist „Sturmhöhe“ mit einer weiteren Umformung geehrt worden, als Graphic Novel eines französischen Autorenpaares, des Szenaristen Yann und der Zeichnerin Édith (Übersetzung Sophie Beese, Splitter, 96 Seiten, 19,80 Euro). Ein strahlendes Rot wie das von Kate Bushs fast ikonischem Tanzkleid sucht man auf den Seiten des Bandes allerdings vergeblich.

Es passte zu den optischen Bedürfnissen eines Musikvideos, aber genau genommen nicht zu der düsteren, von Liebe, Hass, Verrat, Rache und Tod geprägten Geschichte um das Findelkind Heathcliff und die beiden Familien Earnshaw und Linton. Und schon gar nicht zu ihren benachbarten, in der Einöde der Hochmoore von Yorkshire liegenden Gutshöfen Wuthering Heights und Thushcross Grange.

Das Titelbild des besprochenen Albums.
Das Titelbild des besprochenen Albums.

© Splitter

Die Kolorierung dominieren daher düstere, gedeckte Farben, ein blaustichiges Olivgrün etwa, ein senffarbenes Gelb, ein schmutziges Braun. Nur gelegentlich hellt sich das Gesamtbild auf, wird bunter, aber nie wirklich farbenfroh - stets ein Indiz, dass den Hauptfiguren vorübergehend so etwas wie Glück, Zufriedenheit, Ruhe beschieden ist, bevor die Leidenschaften, die unerfüllte Liebe, die abgewiesene Zuneigung, die gekränkte Eitelkeit und ja, auch die Trink- und Spielsucht, wieder überhand nehmen.

Ausgaben des Romans wird gelegentlich ein gezeichneter Stammbaum der ineinander verflochtenen Familien beigefügt, was dem Comic leider fehlt. Und schade ist auch, dass die Figuren, gerade vor dem Hintergrund der eine düstere Stimmung geschickt beschwörenden, oft fast spukhaften Szenerie, von schablonenhafter Mimik sind.

Ihren schlicht gezeichneten Gesichtern nimmt man die Leidenschaften, von denen sie durchtost werden, nicht recht ab, von dem ob seiner tödlichen Kränkung durch beide Familien rachedurstigen Heathcliff einmal abgesehen. Dem zum Schluss sogar die geliebte, längst verstorbene Catherine Linton, geborene Earnshaw, erscheint, wenngleich nur als Geist - ganz wie in Kate Bushs berühmtem Song: „Heathcliff, it’s me, I’m Cathy, I’ve come home.“       

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false