
© Panini Comics
Comiczeichner Flix über „Man of Kruppstahl“: „So einen Superman gab’s noch nie“
Der Berliner Comicautor Flix hat erstmals einen offiziellen Superman-Comic gezeichnet. Im Interview gibt er Einblicke in das ungewöhnliche Projekt.
Stand:
Das ist eine Premiere in der 87-jährigen Geschichte von Superman: Ein deutscher Comiczeichner lässt den dienstältesten Superhelden der Welt ein Abenteuer in Berlin erleben. „Man of Kruppstahl“, lautet der Titel der Geschichte. Am 24. Juni erscheint sie im Sammelband „Superman: The World“ in 17 Ländern gleichzeitig.
Dafür hat der US-Comicverlag DC, der die Rechte an der Figur Superman besitzt, Zeichner und Autoren aus einem Dutzend Länder zusammengebracht, die jeweils eine Kurzgeschichte beisteuern. Ähnliche Projekte gab es zuvor auch schon mit den Figuren Batman und Joker, für die die Rechte ebenfalls beim DC-Verlag liegen.
Der deutsche Beitrag kommt von Felix Görmann, besser bekannt als Flix. Der Berliner Zeichner hat viele Jahre auch für den Tagesspiegel gearbeitet und sich zuletzt unter anderem durch Alben auch international einen Namen gemacht, in denen er bekannte frankobelgische Comicfiguren wie Spirou und das Marsupilami in Berlin neue Abenteuer erleben ließ.
Im Interview spricht Flix über die Hintergründe des Projekts und erklärt, was Superman ihm bedeutet und welche Botschaft die Figur bis heute vermittelt

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Flix, wie kam es dazu, dass Du nach vielen eigenen Comics und einigen Fortsetzungen frankobelgischer Comic-Klassiker jetzt eine Superman-Geschichte geschrieben und gezeichnet hast?
Eigentlich war es ganz einfach, wie bei den meisten Dingen, die gut sind im Leben. Eines Tages landete eine E-Mail vom deutschen Superman-Lizenznehmer, dem Panini-Verlag, in meinem Posteingang, mit der Frage, ob ich mir vorstellen könne, eine Geschichte mit dem Mann aus Stahl zu zeichnen. Da schluckt man erstmal, denn man weiß ja irgendwie, dass Superman eine der bekanntesten Comicfiguren der Welt ist. Den kennt sogar meine Mutter. Und sagt man freundlich: „Versuche ich gerne!“
Superman ist ja eine der wertvollsten Marken des US-Verlages DC – wie viele Freiheiten hattest Du beim Schreiben und Zeichnen, welche Vorgaben gibt es für derartige Geschichten?
Es gab erstaunlich wenige Vorgaben. Das wesentliche war, so ist eben das Konzept der „The World“-Anthologien, dass die Geschichte hier bei uns spielen soll. Was würde Superman machen, wenn er in Deutschland wäre? Es sollte also eine Geschichte sein, die so nur hier spielen kann. Aber ob da nun Lois Lane oder Wonder Woman mit drin auftauchen oder ob Lex Luthor oder Brezel-Man den Gegenspieler gibt, das stand mir völlig frei.
Laut Ankündigung des Panini-Verlags, bei dem die Superman-Comics auf Deutsch erscheinen, schickst Du Superman in der Kurzgeschichte „Man of Kruppstahl“ in deinem „einzigartigen Stil und mit Flix-typisch kritischem Unterton“ in ein Abenteuer. Ohne vorab schon alles zu verraten, worum geht es da?
Man spoilert ja bei einer zehnseitigen Story schnell etwas, deswegen sage ich nur, dass Superman an einem der bekanntesten Orte der deutschen Hauptstadt eine Aufgabe bekommt, der er fast nicht gewachsen ist.
Deine Geschichte scheint sich im Titel auf die auch von Adolf Hitler benutzte Redewendung „Hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder“ zu beziehen. Was bedeutet der Titel und wieweit ist er eine Anspielung auf die Propaganda-Sprache der Nationalsozialisten?
Der Comic heißt „Man of K-Ruppstahl“ und es ist tatsächlich eine bewusste Anspielung auf dieses Zitat. Der Grund dafür erklärt sich in der Geschichte und der Zeit, in der sie spielt. Würde ich jetzt hier genauer erzählen, wäre sehr viel davon verraten. Was ich vorab gerne vermeiden würde.
Dein Zeichenstil ist ja kein typischer Superhelden-Strich. Statt harter, hyperdynamischer Action im Stil US-amerikanischer Comic-Hefte haben deine Zeichnungen eher eine freundliche, spielerische Anmutung in der frankobelgischen Comic-Tradition. Wieweit hast du dich bei deiner Superman-Geschichte zeichnerisch ein bisschen dem US-Stil angepasst – oder ist es eher andersherum, dass deine Geschichte auch inhaltlich von deinem Zeichenstil geprägt wurde?
Natürlich bin ich kein typischer Superheldenzeichner. Und das war auch genau der Grund, warum ich diesen Job bekommen habe. Es sollte „anders“ aussehen und meine Handschrift tragen. Geschichte und Bilder sollten zueinander passen. So transportiert sich der Ton meiner Geschichte und ich kann damit dem Superman-Kosmos etwas Kleines, aber Neues hinzufügen. So einen Superman gab‘s noch nie.
Deine Superman-Geschichte spielt im Nachkriegsdeutschland. Historische Epochen hast Du ja zuvor auch als Handlungszeiten für Deine Spirou- und Marsipulami-Hommage-Alben gewählt, einmal die Zeit des Mauerfalls in Berlin und einmal die Zeit kurz vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Was reizt Dich an Settings aus der Vergangenheit?
Ich mag diesen „Was wäre wenn“-Ansatz von Geschichten. Und das war hier ja genau die Aufgabe: Was wäre, wenn Superman in Deutschland auftauchen würde? Ich habe mich dann gefragt: Wann? Wann wäre ein guter Zeitpunkt dafür (gewesen)? In den 1930er Jahren war es ja schon mal hier und hat die Nationalsozialisten auseinandergenommen. Das ist gut. Wann wäre ein guter Zeitpunkt für seine Rückkehr. Und da nach dem Krieg hier in Deutschland nicht plötzlich alles nazifrei war, dachte ich, das wäre eine gute Zeit, um ihn nochmal nach dem Rechten gucken zu lassen.

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Superman ist ja als strahlender, allmächtiger und nahezu unverwundbarer Held im Vergleich zu anderen eher komplexeren Figuren aus dem Superhelden-Universum wie Spider-Man oder Batman erzählerisch eine besondere Herausforderung. Denn in der Figur selbst sind keine besonders interessanten Widersprüche oder Dramen angelegt. Wie hast Du Superman in deiner Geschichte angelegt?
Bei Superman ist dieser Gegensatz zwischen seiner „Tarnung“ Clark Kent und dem strahlenden Helden interessant. Dieses Wechselspiel wollte ich auf jeden Fall mit drin haben. Weil es ja auch zeigt, dass in den tapsigen Losern, die einen umgeben, manchmal größere Helden stecken, als wir vermuten.
„Supermans Stärke und sein mutiger Kampf für das Gute haben mich als Kind schwer beeindruckt“, hast Du vor Jahren mal im Tagesspiegel zu Protokoll gegeben, „ich habe ihn oft gezeichnet. Ich wollte sein wie er.“ Was hat die Figur damals für Dich so attraktiv gemacht?
Ich mag an Superman das Prinzip Hoffnung, das er verkörpert. Er hat was von einem großen Bruder, der einen raushaut, wenn man mal wieder Mist gebaut hat. Da ist er in meiner Wahrnehmung deutlich freundlicher als Batman. Oder der Hulk. Und weniger nachtragend.
Superman hatte seinen ersten Auftritt 1938 und ist bis heute populär. Wie erklärst du dir das – und was kann die Figur uns heute, 87 Jahre später, noch sagen?
Er steht für den Wunsch, dass man nicht allein ist. Dass jemand auf einen aufpasst. Und dass es einen gibt, der einem wohlgesonnen ist und dem (fast) nichts etwas anhaben kann. Im Kern ist er wie ein guter Geist. Oder das Kuscheltier, das einen durch die dunkle Nacht bringt. Und das braucht man immer. Auch nach 87 Jahren.
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