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Umstritten. Gründervater Hans Sloane.

© twitter.com/britishmuseum

Nach „Black Lives Matter“: Das British Museum stellt sich seiner Kolonialgeschichte

Hans Sloane wurde als Gründervater des Museums lange verehrt. Nun arbeitet man seine Beziehung zur Sklaverei im 18. Jahrhundert auf.

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Das British Museum in London hat eine Büste des Sammlers und Mäzens Hans Sloane, der Sklaven für sich arbeiten ließ, von seinem ursprünglichen Platz entfernt und an einem prominenteren Ort wieder aufgestellt. „Wir dürfen nichts verstecken. Wissen ist Heilung“, sagte der deutsche Museumsdirektor Hartwig Fischer der Zeitung „Telegraph“ über den Sockelstoß ins Rampenlicht.

Der Biologe und Mediziner Sloane hatte seine 71 000 Artefakte umfassende Sammlung von Gemälden, Antiquitäten, Münzen, Fossilien und Insekten dem Staat vermacht und damit im 18. Jahrhundert den Grundstock für das Museum gelegt.

Sein Vermögen verdankte Sloane vor allem Zuckerplantagen in Jamaika, wo er zunächst als Arzt arbeitete. Seine spätere Frau war Erbin solcher Plantagen, auf denen Sklaven arbeiteten. „Die Verpflichtung zur Wahrheit ist entscheidend, wenn es um die Geschichte geht“, so Museumschef Fischer.

Es gehe darum, „unsere gemeinsame, komplizierte und teilweise auch sehr schmerzliche Geschichte neu zu schreiben“. Die Beschäftigung mit Sloane sei dabei ein wichtiger Schritt.

Sloane wurde 1660 in Irland geboren, er starb 92-jährig in Chelsea. In Großbritannien wurden Plätze und Straßen nach ihm benannt. Die Büste ist nun mit Erläuterungen zu dessen Wirken in der Zeit des British Empire versehen.

Denkmalstürze und Umbenennungsdebatten

Das British Museum, das am Donnerstag seine Pforten wieder fürs Publikum öffnet, geht auch sonst proaktiv mit dem Thema Rassismus und Kolonialismus um. Die Neuaufstellung der Büste ist Teil einer umfassenden Aufarbeitung der Provenienz sämtlicher Objekte im Zusammenhang mit Kolonialismus und Sklaverei – mit dem Ziel einer möglichen Neupräsentation des gesamten Hauses.

So sollen etwa Objekte, die der Seefahrer und Entdecker James Cook von seinen Reisen mitbrachte, mit der Erklärung versehen werden, dass sie bei „kolonialen Eroberungszügen und Armeeplünderungen“ erworben wurden.

Der zuständige Kurator Neal Spencer betonte, die „Black Lives Matter“-Bewegung habe die Sloane-Maßnahme noch dringlicher gemacht. Seit den Protesten gegen den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd durch einen Polizisten am 25. Mai in Minneapolis gab es überall in der Welt Denkmalstürze und Umbenennungsdebatten, wie in Berlin um die U-Bahn-Station Mohrenstraße.

Ein gestürztes Denkmal würde zum Symbol der Bewegung

Zum Symbol der „Black Lives Matter“-Bewegung in Großbritannien war dabei eine Protestaktion vom Juni in Bristol geworden, wo Demonstranten das Denkmal des Sklavenhändlers Edward Colston ins Hafenbecken warfen.

Colston (1636 – 1721) war lange als Wohltäter verehrt worden, weil er Armenhäuser und Schulen unterstützte. Sein Reichtum gründete jedoch auch auf seiner Tätigkeit als Sklavenhändler. Die Statue wurde mittlerweile geborgen, sie soll in ein Museum kommen, gemeinsam mit Plakaten der Demonstranten.

In den Londoner Docklands wurde kurz darauf das Denkmal des Sklavenbesitzers Robert Milligan entfernt, das bisher vor dem Dockland Museum aufgestellt war. Das Haus beherbergt eine ständige Ausstellung zur Sklaverei. (mit dpa)

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