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Isa Genzkens Ausstellung bei neugerreimschneider.

© Isa Genzken, VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin. Photo: Jens Ziehe, Berlin

Das Empire platzt: Die Galerie neugerriemschneider eröffnet Isa-Genzken-Ausstellung

Im Juli stellt Isa Genzken in der Neuen Nationalgalerie aus. Zuvor zeigt ihre langjährige Berliner Galerie eine ihrer wichtigen Serien.

Eine Kolumne von Birgit Rieger

Kurz bevor Isa Genzken im Juli endlich eine Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie bekommt – sie, die sich so viel mit der Moderne-Architektur auch von Mies van der Rohe auseinandergesetzt hat –, erweist ihr auch ihre langjährige Galerie neugerriemschneider die Ehre.

Ein bisschen ungewöhnlich mutet sie an, die Einladung dazu. Vormittags um 11 Uhr, an einem Dienstag, eröffnet die Ausstellung einer der bedeutendsten Gegenwartskünstlerinnen? Vielleicht falsche Uhrzeit denke ich, oder ein Pressetermin? Ist es dann beides nicht.

Das Prinzip der Galerie sei es, grundsätzlich nur dann Eröffnungsfeiern zu veranstalten, wenn die Künstler:innen anwesend sein können, erklärt man mir in der Galerie. Isa Genzken, die im November 75 Jahre alt wird. Also startet die Galerie an diesem Vormittag einfach die Ausstellung, ohne offizielles Tamtam. Tür auf und los. Mit dem schönen Nebeneffekt, dass es leer ist.

Dystopische Szenen statt Moderne-Architektur

Ich stehe allein mit Genzkens Objekten aus der Serie „Empire / Vampire“. Bunte Materialassemblagen auf hohen weißen Sockeln. Hie und da glitzert eine Folie, zwei orangefarbene Blüten lenken den Blick auf sich. Hier wird neben dem anstehenden Geburtstag noch ein weiteres Jubiläum begangen. Die Serie wurde vor genau 20 Jahren erstmals in der Galerie ausgestellt.

Die jüngsten Arbeiten stammen aus dem Jahr 2003 und sie markieren einen Zäsur im Werk der Wahlberlinerin, das ja etliche Zäsuren kennt. Statt der minimalistischen, reduzierten Betonskulpturen, mit denen sie bis dato bekannt war, baute sie nun etwas völlig anderes. Das kann Sammler und Fans verschrecken, nicht jeder Künstler traut sich das.

Es sind überbordende Objektansammlungen, Bühnen mit allerhand Konsumkram, kleinen Soldaten- und Cowboy-Figürchen, Tierspielzeug, Plastikgläsern und Baumarktmaterial. Meist bunt besprüht. Genzken sei eine Shopping-Queen, war sie zumindest eine Weile, kaufte gern und viel ein, außerdem liebt sie New York, erzählt man mir.

Die Last und Lust des Konsums spiegelt sich in den Arbeiten. Noch wichtiger ist aber der Zeitpunkt, an dem sie entstanden sind. Es ist die Zeit nach 9/11, die Twin-Towers des World Trade Centers waren von Islamisten zum Einsturz gebracht worden, Amerika getroffen. Noch eine Zäsur, dieses Mal für den ganzen Westen und sein „Wir sind die Größten“-Selbstverständnis. Der Tumult, den die Künstlerin in ihren Arbeiten zum Ausdruck bringt, ist immer noch sehr aktuell. Man darf gespannt sein auf dieses Genzken-Jahr.

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