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Kultur: Das Tor bleibt versperrt

Kunst als Trost: Pinhas Golans Werke und der Holocaust

Bilder hatten einmal die Kraft, zu beschwören: den Glauben, gelebte oder erträumte Vergangenheit, eine bessere Zukunft. Mit dieser Erwartung räumte das 20. Jahrhundert gründlich auf. Was bleibt, ist Misstrauen. Heute sehen wir in Bildern – gleich ob Foto oder bemalte Leinwand – nicht mehr die Fenster zur Welt oder in Gegenwelten. Bilder existieren bestenfalls in einem elementaren Sinn um ihrer selbst willen.

Wenn der 1924 in Ungarn geborene, 1948 nach Israel ausgewanderte Künstler Pinhas Golan im Gespräch eingesteht, er zeige „die Unmöglichkeit, Abwesenheit auszudrücken“, dann wird unser unvollkommenes Bilddenken buchstäblich nachvollziehbar. Zwar bedienen sich die zwischen Gemälde und Skulptur oszillierenden Werke der Serie „The blocked Gate“ starker Materialien: Farbe, Holz und Sand, Zinn und Aluminium. Familienfotos und hebräische Schriftzeichen, die Golan in seine hermetischen Raumgebilde integriert, legen eine teils biografische, teils politische Spur. Mit der vor zehn Jahren begonnenen, noch immer nicht abgeschlossenen Werkgruppe versucht Golan, sich dem Mord an seiner Mutter und seinen Brüdern in Auschwitz und dem eigenen Überleben zu stellen. Doch der Zugang zur Erinnerung bleibt, so sieht es auch der Künstler, versperrt.

Im Zentrum einer auf Bildsymbole vertrauenden Erinnerungskultur lässt dies aufmerken. Die Ausstellungshalle der Commerzbank liegt keine 200 Meter von der Baustelle des Holocaust-Mahnmals entfernt. Deidre Berger, Berliner Geschäftsführerin des American Jewish Committee, warb für die konzentrierte Werkschau, die außerhalb Israels noch nie gezeigt worden ist.

Zusammen mit Sibylle Quack, bis vor kurzem Geschäftsführerin der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, sorgte sie für den Präsentationsort, den Eröffnungstermin zum 60. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz und bewegte schließlich die Lufthansa, Werke und Künstler samt Familie nach Berlin zu holen.

Commerzbank, Pariser Platz 1, bis 9. Februar; täglich 11-17 Uhr. Katalog 5 € .

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