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Juliet (Lily James) und Dawsey (Michiel Huisman)

© Studiocanal

„Deine Juliet“ im Kino: Liebe und Krieg auf Guernsey

„Deine Juliet“ beginnt wie eine englische Provinz-Komödie, entpuppt sich dann aber als zunehmend bedrückende Erzählung über Traumata des Krieges.

Mike Newell ist ein Könner des gehobenen Unterhaltungskinos – und als Regisseur und Produzent seit 40 Jahren im Geschäft. Dem Briten gebührt das ewige Verdienst, Hugh Grant als Prototyp des in seiner Stoffeligkeit unwiderstehlichen Herzensbrechers etabliert zu haben. Und zwar 1994 mit der hinreißenden Komödie „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“.

Auch Newells Verfilmung des Briefromans „Deine Juliet“ von Mary Ann Shaffer und Annie Barrows ist elegant gebaut und gepflegt ausgestattet, fällt jedoch um einiges dramatischer, sentimentaler, um nicht zu sagen kitschiger aus. Die Grundanlage der Geschichte – junge Autorin besucht skurrile Insulaner auf der Kanalinsel Guernsey – verheißt eine pittoreske englische Provinz-Komödie im Stil von „Grasgeflüster“ oder „Kalender Girls“. Doch dann entpuppt sich die Nachkriegsgeschichte in Rückblenden als zunehmend bedrückende Erzählung über den von Repressalien, Zwangsarbeit und Verhaftungen geprägten Kriegsalltag auf der von der deutschen Wehrmacht besetzten Insel.

Keine sommerleichte „Romantic Comedy“

Das ist eine in epischer Ruhe eingefädelte Drehung der Tonlage, die man erst mal hinbekommen muss, zumal die Romanze zwischen der Schriftstellerin Juliet Ashton und dem bildungsbeflissenen Schweinebauern Dawsey Adams (Michiel Huisman) nicht die einleuchtendste Konstellation der Filmgeschichte ist.

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Dass sie überhaupt zusammenfinden, liegt an Adams’ Korrespondenz mit der Autorin und seiner Liebe zur Literatur, genauer der Mitgliedschaft in der Gesellschaft der „Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf“. Über den kuriosen Lesezirkel will die von Lily James, die mit „Mamma Mia. Here we go again“ gerade auf Platz zwei der deutschen Kinocharts steht, ausnahmsweise brünett angelegte Autorin eine Geschichte schreiben. Unversehens bekommt es die Londoner Ausgebombte auch bei den Inselbewohnern mit geballten Kriegstraumata zu tun. Besonders die „Downton Abbey“-erprobte Penelope Wilton berührt als spröde, von der Trauer über die Toten in ihrer Familie gezeichnete Amelia Maugery.

Am bewegendsten in dem von Plakat und deutschem Titel fälschlich als sommerleichte „Romantic Comedy“ beworbenen Drama sind aber weder Krieg noch Liebe, sondern die feurig beschworene Kraft der Literatur.

in 23 Kinos, OV/OmU: Blauer Stern Pankow, Neukölln Arcaden, Sony Center, Delphi Lux, Kulturbrauerei

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