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Deutscher Filmpreis nicht mehr dotiert: Kein Geld, mehr Ehre, endlich!
Für die Lolas gab es bisher drei Millionen Euro vom Bund. Jetzt ist Schluss mit der fragwürdigen Vermischung von Kultursubventionen und branchen-eigener Preisvergabe durch Filmakademie.

Stand:
Der Deutsche Filmpreis ist künftig nicht mehr dotiert. Die rund drei Millionen Euro, mit der die Lolas bislang ausgestattet waren, sollen der jurybasierten kulturellen Filmförderung des Bundes zugute kommen, die ab 2025 von knapp sieben auf 18 Millionen Euro aufgestockt werden. 2026 und 2027 kommen je zwei weitere Millionen hinzu.
Endlich! In der Mitteilung von Kulturstaatsministerin Claudia Roth zum Haushaltsentwurf 2025 steckt eine kleine Sensation. Nach jahrelanger vergeblicher Kritik an der Lola-Vergabepraxis ist Schluss mit der fragwürdigen Vermischung von kultureller Filmförderung und Gewinner-Kür durch die Deutsche Filmakademie.
Seit 2005 haben die Mitglieder der Filmakademie per Mehrheitsbeschluss über die Vergabe von Fördermitteln, also Steuergeldern an die eigene Branche entschieden. Auch die Autorin dieser Zeilen hat gebetsmühlenartig auf den Missstand eines an Selbstbedienung grenzenden Procederes hingewiesen. Der Staat überließ seine höchstdotierte Exzellenz-Kulturförderung naturgemäß befangenen Filmschaffenden, die Preise an Freunde, Kollegen, Konkurrenten vergaben. Die Lolas wurden unweigerlich zur Konsensschleuder: Wenn über Kunst nicht gestritten, sondern abgestimmt wird, ist der Sieger nicht der wagemutige Film, die ästhetische Meisterleistung oder der virtuos-freche Publikumsrenner, sondern der kleinste gemeinsame Nenner. Dieser wurde dann mit Subventionen belohnt.
Nichts gegen branchen-eigene Preise und die jährliche Gala, in der die deutsche Filmszene sich feiert. Im Gegenteil, sie kann es umso entspannter und unabhängiger tun (das nächste Mal am 9. Mai 2025 in Berlin), als Trophäe und Staatsknete nun entkoppelt sind. Und man weiß ja von den seit jeher undotierten Oscars, Baftas, Césars oder Goyas, dass auch die Ehre sich an der Kinokasse auszahlen kann. Zudem erhalten die nominierten und ausgezeichneten Filme künftig deutlich mehr Punkte bei der sogenannten Referenzförderung der Filmförderanstalt, auch auf diesem Wege fließt Geld an die Produzenten zurück. Darauf macht die Filmakademie selbst in einer aktuellen Stellungnahme aufmerksam, die die Änderung mit verhaltenem Wohlwollen begrüßt.
Und sonst? 2,2 Milliarden Euro sieht der Haushaltsentwurf 2025 für die gesamte Bundeskultur vor, Claudia Roth könnte damit einen leichten Zuwachs verbuchen. Auch bei der großen Filmförderreform geht es voran: Die versprochene Erhöhung der kulturellen Förderung durch den Bund findet statt, die Kinos und der Verleih wurden nun doch nicht vergessen, auch hier soll aufgestockt werden, wenn auch bescheiden. Die Weichen für ein steuerbasiertes Anreizsystem für ausländische (Ko-)Produzenten sind ebenfalls gestellt. Ob die Länder, die deshalb Mindereinnahmen für sich befürchten, nun doch mitspielen?
Offen ist außerdem, ob es mit der zweiten großen Förderreform-Säule klappt, der Investitionsverpflichtung für Streamer wie Netflix und für die Sender. Es bleibt spannend im Herbst.
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