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Arbeiter im Braunkohle-Tagebau, Borna 1990, von Stefan Moses.

© Archiv stefan moses, Courtesy Johanna Breede PHOTOKUNST

Stefan Moses in Neuhardenberg: Der Menschenfischer

„Deutsche Vita“ von Stefan Moses: Die Ausstellung der Stiftung Schloss Neuhardenberg zeigt Porträts aus einem „exotischen Land“.

Welten liegen zwischen beiden Bildern – und doch wieder nicht. Selbstbewusst schauen die Bergleute in Stefan Moses’ Kamera, die aus dem Braunkohletagebau Borna 1990 und jene aus der Zeche Amalia in Essen, zwei Jahre nach dem Mauerbau. Die Fotos sind Dokumente eines wirtschaftlichen und historischen Wandels – und haben eines gemeinsam: das Selbstbewusstsein der Menschen und den Stolz auf ihre Arbeit.

Stefan Moses (1928–2018), einer der bedeutendsten Fotografen der Bundesrepublik, wird bis zum 16. Juni von der Stiftung Schloss Neuhardenberg mit der Ausstellung „Deutsche Vita“ geehrt, parallel zu der Ausstellung „Das exotische Land“ im Deutschen Historischen Museum in Berlin (bis 12. Mai).

Die Schau in Neuhardenberg konzentriert sich vor allem auf den Menschenfischer Moses, dem es gelang, bekannte und unbekannte Persönlichkeiten vor die Kamera zu locken und sie in seiner unverwechselbaren Art zu porträtieren. „Für mich ist Deutschland genau so exotisch wie Afghanistan oder Paraguay, überall unerforschte Gebiete“, sagte er einmal. Mit der gleichen Intensität hat er sich auch den Menschen dieses zunächst geteilten und dann vereinten Landes in seinem umfangreichen Œuvre gewidmet.

Hauer der Zeche Amalia, Essen 1963. Hauer der Zeche Amalia, Essen 1963. Mit diesen Berufsbildern vor der weißen Plane wurde Stefan Moses berühmt.
Hauer der Zeche Amalia, Essen 1963. Hauer der Zeche Amalia, Essen 1963. Mit diesen Berufsbildern vor der weißen Plane wurde Stefan Moses berühmt.

© Archiv stefan moses, Courtesy Johanna Breede PHOTOKUNST

Er hat sich auch an die großen Politiker der Republik gewagt

Mehr als ein halbes Jahrhundert fotografierte er sie. Berühmt wurde er für seine Darstellungen von Berufen vor weißer Plane, zu denen auch die Bergleute aus Essen von 1963 gehören. Ihr weibliches Pendant sind drei Rollmopspackerinnen, die er im gleichen Jahr in Büsum aufgenommen hat. Die Frauen mit Fischen und Gurken hatten offensichtlich ihren Spaß bei der Fotosession.

Otto Dix’ Porträt von 1964 mutet fast surreal an: Dix nutzt die Grifflöcher einer Schere als Brille. Kaum zu erkennen dagegen Meret Oppenheim mit Kormoranmaske (Bern 1982). Es ist ein rätselhaftes Bild, das von der Künstlerin wenig preisgibt.

Stefan Moses hat sich auch an die großen Politiker der Republik gewagt. Willy Brandt etwa fotografiert er gedankenverloren im tiefen Wald des Siebengebirges 1983, während sich Modrow und Gysi 1990 im Jahr der Einheit auf zwei Stühlen vor weißer Plane lächelnd umarmen. „Deutsche Vita“ vermittelt einen tiefen Einblick in die Menschen dieses „exotischen Landes“.

Bis 16. Juni, Austellungshalle Stiftung Schloss Neuhardenberg, Di-So 10–18 Uhr (an Tagen mit Veranstaltung bis zu deren Beginn). Eintritt 5 €, ermäßigt 3 €.

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