
© dpa/Bernd von Jutrczenka
Der Rohbau für das Museum „Berlin Modern“ steht: Richtungswechsel zum Richtfest?
Bisher war das neue Museum am Kulturforum die Ungeliebte. Das könnte sich ändern. Der Schweizer Architekt Jacques Herzog macht sich Hoffnungen.
Stand:
Der Ruf des Museums der Moderne ist zweifellos miserabel, und das von Anfang an: Streit um den Bauplatz, um den Siegerentwurf von Herzog & de Meuron, die explodierenden Kosten und mangelnde Nachhaltigkeit.
Das alles steckte in dem Stoßseufzer von Jacques Herzog, als er in seiner Ansprache zum Richtfest sagte: So viel Kritik an einem Bau wie in Berlin habe er noch nie erlebt. David Chipperfield dürfte ihn nach seinen Erfahrungen mit dem Neuen Museum bestätigen. Dessen Werk auf der Museumsinsel wurde jedoch hinterher geliebt und der britische Architekt mit weiteren Aufträgen überhäuft.
Zerdeppertes Glas und Konfetti
Etwas Ähnliches stellt sich auch der Schweizer Herzog vor, nachdem er bereits in Hamburg mit der Elbphilharmonie erleben konnte, wie die Stimmung in einer Stadt wechseln kann. Die Chancen stehen sogar nicht einmal schlecht seit dem Richtfest des „Berlin Modern“, wie das Museum am Kulturforum etwas unglücklich heißt.
Genau zwanzig Monate sind seit der Grundsteinlegung vergangen, daran erinnerte der Polier in seiner sich reimenden Richtfest-Rede, bevor er mit seinen Vorarbeitern und einer Kollegin das mit Rotwein gefüllte Glas erhob und, nachdem es geleert war, rituell zerschmetterte. Zur Musik von Bläsern der Philharmonie erhob sich dann der zweieinhalb Meter große Richtkranz am Kranseil in die Höhe, dazu regnete es Konfetti.

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Seit der Grundsteinlegung, damals noch mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth, war der Bau mit jedem Monat beängstigend in die Höhe gewachsen und bedrängt seitdem die Neue Nationalgalerie, ja überragt sie mit seinen 18 Metern: als störendes Trumm zwischen den Architekturikonen von Mies van der Rohe und Hans Scharoun, statt als geniale letzte Tat am Kulturforum, wie die Macher es verstanden haben wollen.
Dieser Eindruck wird auch die nächsten Monate, wenn nicht Jahre bis zur Eröffnung 2029 bleiben. Doch eines könnte sich mit dem Richtfest geändert haben, bei dem neben Stiftungspräsidentin Marion Ackermann und Nationalgalerie-Direktor Klaus Biesenbach auch Kulturstaatsminister Wolfram Weimer sprach: Der Bau dürfte fortan weniger als Körper, genauer: Fremdkörper wahrgenommen werden, sondern als ein Haus mit Funktion, das sogar sehr gut funktionieren könnte.
Insofern ist es von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ein kluger Zug, anlässlich des Richtfests die Baustelle zwei Tage lang für Besucher zu öffnen, denn von innen hat das Gebäude eine ganz andere Wirkung. Geschickt sind da und dort Projektionen an die Wand geworfen, wie die Kunst eingebracht werden soll, etwa der Raum mit Rebecca Horns Skulpturen und Performances oder der eigens auf Joseph Beuys’ Installation „Das Kapital“ zugeschnittene Saal.
Plötzlich wird vorstellbar, wie es sein könnte, dass Leben einzieht und Besucher im ersten Geschoss im Café auf der einen Seite auf die Philharmonie, auf der anderen zur 150-jährigen Platane blicken, die alle Baumanöver unbeschadet überstanden hat.
Was noch alles hätte passieren können, daran erinnerte der Leiter der Bundesbaubehörde Baden-Württemberg, bei der die Fäden zusammenlaufen: Die Baugrube blieb dicht, die benachbarte St. Matthäus-Kirche unversehrt, sogar die Stromtrasse hielt stand, ohne einen Black-out für die halbe Stadt auszulösen. Diese Wendungen zum Guten braucht das Haus, will es geliebt werden.
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