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Die Croisette wird bereits für die Rückkehr der internationalen Filmbranche herausgeputzt.

© Eric Gaillad/ REUTERS

Cannes Filmfestival 2021: Der Tanz um die Goldene Palme

Die Rückkehr des Cannes-Festivals ist das globale Startsignal für das Kino gegen Ende der Pandemie. Der diesjährige Wettbewerb zeigt, wie sehr die Branche das Event herbeisehnt.

Von Andreas Busche

Im Interview mit dem US-Branchenmagazin „Variety“ stellte Cannes-Direktor Thierry Frémaux kürzlich ein kleines Imageproblem des wichtigsten Filmfestivals fest. Cannes brauche eine neue Willkommenskultur, auf viele Gäste wirke das Festival mit seiner elitären Hierarchie einschüchternd, gab er auf die Frage nach Reformen zu.

Er wolle das Festival für das Publikum weiter öffnen, weg vom Branchen-Event. In diesem Jahr finden mehr Vorführungen am Strand statt, ein Teil des Festivals wird in ein neueröffneten Multiplexkino ausgelagert.

Die Konkurrenz in Berlin und Venedig dürfte diese Ankündigung mit einem säuerlichen Lächeln quittieren. Am Donnerstag verkündete Frémaux das Programm der 74. Cannes-Ausgabe (6. bis 17. Juli) und es scheint, als hätte das Festival nach der einjährigen Pandemie-Pause das gesamte Weltkino an sich gerissen. Frémaux zementiert damit eindrucksvoll Cannes’ herausragende Stellung, viele Filmemacher:innen haben ihre Produktionen extra für diesen Termin ein Jahr zurückgehalten.

So kann Frémaux aus gleich zwei Jahrgängen schöpfen; das Angebot war so überwältigend, dass eigens für dieses Jahr die Reihe „Cannes Première“ eingeführt wurde, die mit Namen wie Andrea Arnold, Hong Sangsoo, Kornél Mundruczo und Mathieu Almaric selbst schon wettbewerbsfähig wäre.

Cannes wirbt mit vollen Kinosälen

Man kann die Bedeutung von Cannes für das internationale Kino gar nicht hoch genug einschätzen. Neben der Wiedereröffnung der Leinwände in New York und Los Angeles bedeutet die Rückkehr von Cannes das globale Startsignal für das Kino: Filmkunst und Glamour, in diesem Jahr dazu – aufgrund der Verschiebung in den Juli – an der hochsommerlichen Côte d'Azur.

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Und erstmals seit 15 Monaten wieder in vollbesetzten Kinos, sollten die Pandemie-Einschränkungen aufgrund der Inzidenz-Entwicklung in Frankreich wie geplant bis Ende Juni komplett aufgehoben sein.

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Ein normales Festival, so viel ist klar, dürfte Cannes 2021 nicht werden. Zwar nimmt der Einfluss der Hollywood-Studios weiter ab, und auch Netflix scheint keine Einigung mit Frémaux gefunden zu haben, aber der Wettbewerb liest sich wie ein Best-Of der vergangenen Jahre, mit neuen Filmen von Paul Verhoeven, Nadav Lapid, Leos Carax, Mia Hansen-Løve, Sean Penn, Kirill Serebrennikow, Asghar Farhadi sowie dem heiß antizipierten Starvehikel „The French Dispatch“ von Wes Anderson mit Timothée Chalamet, Frances McDormand, Bill Murray, Christoph Waltz – und Léa Seydoux, die in drei weiteren Filmen zu sehen ist. Deutsche Regisseur:innen sind dieses Jahr nicht vertreten.

Auch ohne große US-Produktionen wird es an großen Namen nicht mangeln. Im Eröffnungsfilm „Annette“ spielt Adam Driver an der Seite von Marion Cotillard, Jodie Foster erhält eine Ehrenpalme, Spike Lee sitzt der Jury vor. Und Tilda Swinton hat die Hauptrolle im neuen Film von Apichatpong Weerasethakul. Mit vier Regisseurinnen in der Palmen-Konkurrenz hält Frémaux sein Versprechen von mehr Diversität, ohne sich ein Bein auszureißen. Man darf gespannt sein, ob die Pandemie dem größten Filmereignis des Jahres Demut gelehrt hat.

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