zum Hauptinhalt
Der Vorreiter: Im deutsch-französischen Kulturzentrum in Ramallah können Interessierte aus einem vielfältigen Sprachkursangebot wählen.

© Goethe-Institut Ramallah

Deutsch-französische Kulturinstitute: Zwei unter einem Dach

Bis 2020 sollen weltweit zehn gemeinsame deutsch-französische Kulturinstitute entstehen. Das Vorbild steht seit 2004 in Ramallah.

Die deutsch-französische Freundschaft steht seit Jahrzehnten auch für kulturellen Dialog in Europa. Die Kulturinstitute beider Länder arbeiten schon lange eng zusammen; weltweit gibt es gemeinsame Projekte. Um die Zusammenarbeit noch zu vertiefen, entstehen nun gemeinsame Häuser im Ausland.

Wie Deutschland und Frankreich bereits im Juli 2017 im Ministerrat vereinbart haben, sollen bis 2020 mindestens zehn neue gemeinsame Kulturinstitute geschaffen werden. Auch im Aachener Vertrag werden die Institute angeführt, um die Zusammenarbeit in „allen Bereichen des kulturellen Wirkens“ zu stärken.

Bibliothek, die Grenzen überwindet: Als gemeinsames Projekt bringt der Bibliobus deutsche und französische Bücher zu Schulen im Westjordanland, in Ostjerusalem und im Gazastreifen.
Bibliothek, die Grenzen überwindet: Als gemeinsames Projekt bringt der Bibliobus deutsche und französische Bücher zu Schulen im Westjordanland, in Ostjerusalem und im Gazastreifen.

© Shadi Daoud/Goethe Institut Ramallah

Als Vorbild dient das deutsch-französische Kulturinstitut in Ramallah im Westjordanland, das vom Goethe-Institut und dem Institut Français gemeinsam betrieben wird – damals ein eher spontanes Zusammenkommen, da Anfang der 2000er- Jahre beide Institute eine Unterkunft suchten. Seit mehr als zehn Jahren arbeiten dort Mitarbeiter beider Häuser an gemeinsamen Projekten. „Wir profitieren sehr von der Expertise und dem Netzwerk des anderen; wir komplementieren uns“, sagt Institutsleiterin Mona Kriegler. Im Haus sei es selbstverständlich, trotz der getrennten Strukturen als Team aufzutreten. Das wirkt auch nach außen: „Wir werden durch diese lange Zusammenarbeit auch als europäisches Institut wahrgenommen“, sagt Kriegler. Noch ist diese Art der kulturellen Kooperation weltweit einmalig. Das soll sich mit den geplanten „Nachfolgern“ nun ändern.

Die Kooperation steht symbolisch für die europäische Zusammenarbeit

Dabei wird es verschiedene Stufen der Integration geben, erklärt das Auswärtige Amt auf seiner Webseite. An vier Standorten – in Rio (Brasilien), Palermo (Italien), Bischkek (Kirgisistan) und Erbil (Irak) – werden das Goethe-Institut und das Institut Français in einer sogenannten vollintegrierten Struktur aufgehen. In der Praxis heißt das: Unter einem Dach wird es einen gemeinsamen gemischten und zweisprachigen Mitarbeiterstab geben. Geleitet von einer Person, die entweder vom Goethe-Institut oder vom Institut Français kommt. Die Teams sollen eng zusammenarbeiten und zivilgesellschaftliche Projekte ausführen. In einem nächsten Schritt sollen weitere semi-integrierte deutsch-französische Kulturstützpunkte entstehen.

Das Goethe-Institut verweist auf den hohen symbolischen Charakter für die europäische Zusammenarbeit. Diese reiche bereits heute von zahlreichen Projekten im Kultur- und Sprachbereich, die mit anderen europäischen Instituten durchgeführt werden, bis zur Zusammenarbeit im Netzwerk der nationalen Kulturinstitute EUNIC, verrät Goethe-Generalsekretär Johannes Ebert. Auch gemeinsame Institute seien ein wertvolles Instrument. „Es ist mir jedoch wichtig, dass solche Modelle auch anderen europäischen Partnern offenstehen“, betont Ebert. Denn: Durch die gemeinsame Arbeit werde europäische Kooperation eingeübt und die Vielfalt der europäischen Kulturlandschaft im EU-Ausland authentisch dargestellt.

Zur Startseite