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Marie Wilke (li.) und Catherine Ann Berger übernehmen die Leitung der dffb.

© Mathias Bothor

Deutsche Film- und Fernsehakademie: Neue Doppelspitze am Potsdamer Platz

Die deutsche Regisseurin Marie Wilke und die Schweizerin Catherine Ann Berger übernehmen die Leitung der Filmakademie dffb.

Von Andreas Busche

So geräuschvoll, wie zu Beginn des Jahres die Suche nach einer neuen Leitung der Deutschen Film- und Fernsehakademie (dffb) verlief, so unaufgeregt verkündete am Freitag die Filmhochschule die neue Personalie.

Die deutsche Regisseurin Marie Wilke und die Schweizerin Catherine Ann Berger, die zuletzt der Marketingagentur Swiss Film vorstand, werden sich ab dem 1. August die Geschäftsführung teilen; Wilke übernimmt die künstlerische Leitung, Berger die wirtschaftlichen Aufgaben.

Marie Wilke ist eine spannende Wahl

Fast hätte man sich schon wieder Sorgen gemacht. Die Findungskommission, die zu gleichen Teilen aus dem Kuratorium und Mitarbeiter:innen der Hochschule bestand, schien sich verdächtig viel Zeit zu lassen, die ersten Auswahlgespräche fanden bereits im April statt.

Die Besetzung der dffb-Leitung war in der jüngeren Vergangenheit immer wieder zum Politikum geworden, das zunehmend gespaltene Verhältnis des Kuratoriums und der Hochschule befeuerte auf beiden Seiten das Misstrauen.

Die dffb besitzt mit seiner bewegten Gründungsgeschichte aus dem Geist der 68er heraus ein unter den deutschen Filmausbildungsstätten einzigartiges Profil, das sich auch in der Biografie der Person an der Spitze wiederspiegeln soll. Seit dem frühzeitigen Ausscheiden von Hartmut Bitomsky im Jahr 2009, dem letzten unumstrittenen Chef, scheiterte das Kuratorium zweimal mit seinen Berufungen, immer gegen den Widerstand der Akademie.

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Mit Christian Gaebler, der als Chef der Berliner Senatskanzlei dem Kuratorium vorsteht, scheint nach langen Jahren des Kampfes wieder ein Dialog möglich. Die Berufung der Dokumentarfilmerin Marie Wilke lässt auf eine einvernehmliche Entscheidung in der Findungskommission schließen. Es ist eine spannende Wahl – nicht ohne Präzedenz (auch Bitomsky arbeitete an der Schnittstelle von Essay und dokumentarischer Form), dennoch mit erkennbarer Programmatik.

Mit ihren Langzeitstudien „Staatsdiener“ (2015) über die Ausbildung an einer Polizeischule in Sachsen-Anhalt und „Aggregat“ (2018), einem Gesellschaftsporträt der Bundesrepublik in den Jahren nach der sogenannten Flüchtlingskrise, gehört sie aktuell zu den interessantesten Filmemacherinnen mit einem Blick für das Verhältnis von Öffentlichkeit und Politik. Zuletzt drehte Wilke für das ZDF die True-Crime-Doku „Höllental“.

Sie hat an der Universität der Künste unter Jutta Brückner, Heinz Emigholz und Harun Farocki studiert; letzterer gehört zum ersten dffb-Jahrgang. Auch das ein Zeichen von Kontinuität, worauf man an der Hochschule besonderen Wert legt. An eine weibliche Doppelspitze ist zudem der Wunsch geknüpft, dass nach der Ära großherrlicher Macher wieder ein anderer Umgangston einkehrt.

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