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Die Deutsche Streicherphilharmonie wurde 1973 in der DDR gegründet. 

© Björn Kadenbach

Die Deutsche Streicherphilharmonie wird 50: Jugendorchester mit Geschichte

Bei einem Festkonzert im Berliner Haus des Rundfunks feiert die Deutsche Streicherphilharmonie ihr 50. Gründungsjubiläum – mit ansteckendem Enthusiasmus.

Von Keno-David Schüler

Es ließen sich nur „Vermutungen anstellen“, erzählt Wolfgang Hentrich, der Leiter der Deutschen Streicherphilharmonie, aber „es werden schon deutlich über 1000 junge Menschen gewesen sein“, die seit der Gründung 1973 in der damaligen DDR in diesem besonderen Jugendorchester gespielt und gelernt haben.

Seit der ersten Stunde unterstützt das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin die Nachwuchsarbeit – und die Elf- bis 20-Jährigen brauchen sich nicht zu verstecken: Die Deutsche Streicherphilharmonie verfügt über einen homogenen, aber balancierten Klang, der im Großen Sendesaal des RBB kultiviert satt ankommt. Und das bei einem durchaus ambitionierten Programm.

Volkstümliches Fest 

„Mutig, wie es sich für junge Menschen gehört“, findet Hentrich. Denn es wird einiges an „zu selten bis gar nicht“ gespielter Musik aufgeboten. Der rote Faden entspinnt sich aus den volksmusikalischen Elementen, von arabisch bis slawisch. Sie klingen aus Werken von Béla Bartók, Malcolm Arnold, Gideon Klein oder Leos Janácek. Dabei werden Abgründe keineswegs gescheut.

Die Entdeckung des Abends im Haus des Rundfunks ist zweifellos Kleins „Partita für Streichorchester“, die Vojtech Saudek aus dem Streichtrio des Komponisten erarbeitete. Es entstand, wenige Tage bevor der 24-Jährige 1944 den Tod in einem Außenlager des KZ Auschwitz fand. Musik im KZ zu komponieren, bedeutet vor allem eines: Lebensbejahung.

In diesem Sinne fügt sich der dunkle Kontrast gut neben die musikantisch-ausgelasseneren Stücke. So haben Bartóks „Rumänische Tänze“ einiges Dionysische zu bieten. Gut gelingen die Tanzcharaktere der Miniaturen, in den Soli von Konzertmeisterin Noa Lea Weckner ist auch schon einiges an kantigem Esprit angelegt. Da klingt das so idiosynkratische Kolorit eines Janácek gleichermaßen souverän aus seiner „Suite für Streichorchester“.

Zwei Solisten vom RSB

Gleich zwei Solisten des RSB sind zu erleben: Mariano Esteban Barco findet mit klangschön rundem Ton zu einer vitalen Lesart des Oboenkonzertes von Arnold, während Harfenistin Maud Edenwald mit den begleitenden Streicherpartien in Claude Debussys „Danses sacreé et profane“ partnerschaftlich fusioniert.

Die beiden geben im Duo noch ein Arrangement von Debussys berühmter „Rêverie“ zu. Und bei einer Zugabe bleibt es nicht. So bedankt sich das Orchester bei ehemaligen Dozenten zum Schluss noch mit „Nimrod“ aus Edward Elgars Enigma-Variationen. Passender als durch die berühmte „Dankbarkeitsvariation“ könnte der Festakt nicht in das allgemeine „Juhu“ des Schlussapplauses münden. Wer Lust bekommen hat, kann die Übertragung des Konzertes am 4. Mai ab 20 Uhr auf Deutschlandfunk Kultur nachhören.

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