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Kultur: Die fünfte "Jahreszeit" des türkischen Außenministers

Er hat nicht jenen finsteren Blick, und auch der tiefschwarze Schnäuzer fehlt, der einem asiatischen Mann den Eindruck des säbelschwingenden Kämpfers gibt. Dafür schauen seine Gesprächspartner in blaue Augen und ein freundliches Lächeln.

Er hat nicht jenen finsteren Blick, und auch der tiefschwarze Schnäuzer fehlt, der einem asiatischen Mann den Eindruck des säbelschwingenden Kämpfers gibt. Dafür schauen seine Gesprächspartner in blaue Augen und ein freundliches Lächeln. Schon das Äußere des türkischen Außenministers Ismail Cem entspricht nicht den gängigen Klischees, so dass seine Fotoausstellung, die der Politiker am Montagabend in den Räumen des Türkischen Kulturzentrums eröffnet hat, erst recht erstaunt.

In der Einrichtung des türkischen Konsulats traf sich die halbe rot-grüne Bundesregierung zu Rindersalami-Häppchen und gefüllten Weinblättern. Innenminister Otto Schily war ebenso dabei wie Außenminister Joschka Fischer. Zuvor hatte Außenminister Ismail Cem bereits die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck, in der überfüllten Altbauwohnung von Foto zu Foto geführt. Unter den Gästen war auch die bündnisgrüne Europaabgeordnete Claudia Roth, Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte, sowie ihr Parteifreund Cem Özdemir.

"Jahreszeiten" ist der Titel seiner bereits fünften Ausstellung, die der Außenminister am Rande des Treffens aller türkischen Generalkonsule in Berlin eröffnete. Sie zeigt Bilder des leidenschaftlichen Hobbyfotografen, die er von den siebziger Jahren an bis heute auf seinen zahlreichen Reisen geschossen hat. Ein Foto zeigt ein bettelndes Mädchen, das in Portugal auf dem Straßenpflaster sitzt, und aus seiner Perspektive die Hosenbeine von Managern. "Universelle Wirklichkeit", hat Cem das Bild aus dem Jahr 1991 genannt. Auch Bilder aus England, China, Frankreich und Kuba werden gezeigt.

Mehrere hundert Gäste waren zur Eröffnung gekommen. "Überwiegend türkische High-Society", sagte eine Besucherin. Auch die Ausländerbeauftragten von Schöneberg, Emine Demirbüken, und des Senats, Barbara John, waren da. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen hatte keine Zeit. Auch Kenan Kolat vom Türkischen Bund Berlin-Brandenburg (TBB) war verhindert. Dafür aber schob sich Sabr¤ Adak von der konservativen Konkurrenz, der Türkischen Gemeinde Berlin, durch die Menge.Das Türkische Kulturzentrum ist am Kurfürstendamm 175-176, in der Nähe des Olivaer Platzes. Die Ausstellung geht noch bis zum 10. März. Der Eintritt ist frei.

Susan Gülfirat

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