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Zum Tod der US-Regisseurin Penny Marshall: Die Hollywood-Pionierin
Sie drehte Kinokassenschlager, als Frauen auf dem Regiestuhl in Hollywood noch seltener waren als heute: zum Tod der Komödien-Regisseurin Penny Marshall.
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Sie hat sich als Komödienprofi und Hollywood-Pionierin einen Namen gemacht: Die US-Filmemacherin Penny Marshall ist im Alter von 75 Jahren in Hollywood Hills gestorben. Sie erlag in der Nacht zu Dienstag in ihrem Haus in L.A. den Folgen von Diabetes-Komplikationen, wie ihr Agent mitteilte. Marshalls Komödie „Big“ mit Tom Hanks, der als Junge plötzlich Erwachsenengröße annimmt und mit kindlichem Gemüt in der Welt der Großen klarkommen muss, spielte als erster Film einer Frau überhaupt in den USA mehr als 100 Millionen Dollar ein. Hanks wurde mit „Big“ zum Star, zudem lässt sich der Film von 1988 bis heute als Parabel auf das Kino selbst lesen: als Verteidigung der spielerischen Freiheit gegen die Regeln.
Regeln hat Penny Marshall öfter gebrochen. Sie wurde als Carole Penelope Masciarelli in der New Yorker Bronx in eine Filmfamilie hineingeboren: Ihr Vater Tony Marshall war Produzent; ihr Bruder Garry Marshall wurde mit „Pretty Woman“ berühmt. Die Filmemacherin, die zunächst als Schauspielerin in der TV-Serie „Laverne & Shirley“ debütiert, macht bald in Hollywood Karriere – zu einer Zeit, als Frauen noch seltener auf dem Regiestuhl saßen als heute. „Selma“-Regisseurin Ava DuVernay würdigte deshalb jetzt ihre Rolle als Vorreiterin, auch der Schauspieler Josh Gad („Die Eiskönigin“) betonte, Marshall habe in der Traumfabrik Barrieren eingerissen.
Sie tat dies mit Filmen wie „Jumpin’ Jack Flash“ (1986) mit Whoopi Goldberg oder mit „Eine Klasse für sich“, ein im Zweiten Weltkrieg angesiedelter Frauenbaseball-Film mit Geena Davis, Madonna und wieder mit Hanks. Oder auch mit der anrührenden Oliver-Sacks-Adaption „Zeit des Erwachens“ mit Robert De Niro und Robin Williams.
Eine Frau als Mainstream-Regisseurin mit Boxoffice-Hit-Potenzial, das ist bis heute in Hollywood eine Seltenheit. Ohne sie, schreibt denn auch die Baseball-League der All-Americans Girls, wäre das Frauenbaseballteam aus den 40er Jahren noch immer die größte Unbekannte in der Geschichte des Baseballs.
"Mann, haben wir gelacht", twitterte Tom Hanks
Anlässlich der Todesnachricht würdigen zahlreiche Prominente aus Amerikas Filmwelt Marshalls Verdienste. „Sie ist mit einer lustigen Ader geboren“, schreibt Regisseur Rob Reiner, der von 1971 bis 1981 mit Marshall verheiratet war.
„Mann, haben wir gelacht“, twitterte Tom Hanks; Stars wie Rosanna Arquette, Danny DeVito (der in Marshalls weniger erfolgreicher Militärkomödie „Renaissance Man“ von 1994 die Hauptrolle spielte) oder Mark Wahlberg erinnern ebenfalls an Marshalls Humor, ihre Situationskomik, ihr Talent. Sie sei mit einer „komödiantischen Natur, einem fotografischen Gedächtnis und Instinkt für Situationskomik“ gesegnet gewesen, schreibt ihre Familie. Humor hatte sie auch in eigener Sache: „Meine Mutter war verrückt“ lautete der Titel ihrer Autobiografie von 2012. (mit AFP)
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