
© Warner Brothers/Mathias Bothor
Die wichtigsten Kinostarts der Woche: Diane Kruger auf „Amrum“, Atomraketen und Blutfontänen
In dieser Kino-Woche läuft der neue Film von Fatih Akin an. Bei Kathryn Bigelow herrscht Ausnahmezustand und Jared Leto kommt als KI-Wesen daher.
Stand:
Ein Krieg geht zu Ende, ein anderer droht loszubrechen. Fatih Akin verfilmt mit „Amrum“ die Kriegskindheit von Hark Bohm auf der Nordseeinsel. In Kathryn Bigelows „A House Of Dynamite“ rast eine Atomrakete auf Chicago zu und die Regisseurin beweist sich einmal mehr als Virtuosin des Ausnahmezustands. Eine durchgeknallte und blutige Hommage an das Agentenkino der Sechziger ist „Reflection in a Dead Diamond“. Welche Filme sonst noch wichtig sind, lesen Sie hier.
1 Amrum
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Nordsee ist Mordsee. Das erlebt Nanning in einer mondhellen Nacht, als er über den Kniepsand stromert, um Treibholz zu sammeln. Da liegt ein britischer Fallschirmspringer am Strand, vom Meer angeschwemmt. Mausetot, die Augen von Möwen rausgehackt.
„Nordsee ist Mordsee“ heißt ein Klassiker des Filmemachers Hark Bohm, dessen 2024 als Roman erschienene, autobiografische Erinnerungen an die Kriegskindheit auf Amrum Fatih Akin verfilmt hat. Im Vorspann wird ein „Hark Bohm Film von Fatih Akin“ angekündigt, was die Temperatur der Coming-of-Age-Geschichte gut beschreibt.
Die eine Woche im Frühjahr 1945, die das Drama erzählt, ist atmosphärisch dicht, aber ausgesprochen zurückhaltend inszeniert. Bei Fatih Akin geht es sonst hitziger zu. Seinem alten Hamburger Freund und Mentor zuliebe, der auch die Drehbücher zu „Tschick“ und „Aus dem Nichts“ mitgeschrieben hat, hat er sich Bohms neorealistisch inspiriertem Regiestil angenähert.
Der Film wird so zur Hommage – an den Filmemacherkollegen und an die Insel. Jasper Billerbeck ist als nachdenklicher, zupackender Junge, in dessen Zügen sich die Zweifel des Erwachsenwerdens spiegeln, eine Idealbesetzung. (Gunda Bartels)
2 Kontinental ‘25
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Rein rechtlich treffe sie keine Schuld, das betont Orsolya (Eszter Tompa) immer wieder. Und doch lassen sie die Schuldgefühle einfach nicht los, worauf ihre Gesprächspartner mal mehr, mal weniger verständnisvoll reagieren. Orsolya hat schließlich nur ihre Arbeit getan: Sie ist Gerichtsvollzieherin in Cluj-Napoca in Transsilvanien, zweitgrößte Stadt Rumäniens und kulturelles Zentrum der ungarischen Minderheit, der Orsolya angehört. Teil ihres Jobs ist es, Zwangsräumungen zu vollziehen. Doch ein Mann, der seinen Unterschlupf im Heizungskeller räumen soll, begeht Suizid – und stürzt Orsolya damit in eine Sinnkrise.
Radu Jude gewann für „Kontinental ‘25“, eine Hommage an Roberto Rossellinis „Europa ‘51“, dieses Jahr bei der Berlinale den Silbernen Bären für das beste Drehbuch. Judes Film ist weniger experimentell und überbordend mit Ideen als sein Bären-Gewinner von 2021, „Bad Luck Banging or Loony Porn“, rechnet aber auf unterhaltsam sarkastische Art und Weise mit den Widersprüchlichkeiten des Lebens im Spätkapitalismus ab und gibt spannende Einblicke in die rumänische Gesellschaft. (Inga Barthels)
3 A House Of Dynamite
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Eine Atomrakete, gezündet von einem unbekannten Aggressor (oder war es ein Unfall?), rast Richtung Amerika. Das Ziel: Chicago. Es bleibt kaum Zeit für eine angemessene Reaktion. Aber gegen wen soll man zurückschlagen?
Action-Spezialistin Bigelow kehrt zurück zu ihrem vertrauten Thema der amerikanischen Institutionen Militär und Geheimdienst. Die 73-Jährige, die mit dem Irak-Kriegsdrama „The Hurt Locker“ 2009 als erste Regisseurin den Oscar gewann, beweist sich erneut als Virtuosin des Ausnahmezustands. Wie nur wenige in Hollywood beherrscht sie die Kunst der ökonomischen Verknappung von Raum und Zeit.
In gerade mal 18 Minuten spielt sich die Handlung ab, zweimal setzt der Film neu an, aus anderer Perspektive, mit neuem Personal. So kreist Bigelow um ein präzise umrissenes, dokumentarisch anmutendes Szenario, das eine drohende globale Katastrophe auf eine schnelle Abfolge von Entscheidungen reduziert.
Sidney Lumets Kalter-Kriegs-Klassiker „Angriffsziel Moskau“ (1964) steht Pate für Bigelows frivoles Gedankenspiel mit der Angstlust. Und wieder müssen die Amerikaner realisieren, dass sie für einen atomaren Zwischenfall nicht gut aufgestellt sind. (Andreas Busche)
4 Reflection in a Dead Diamond
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Diamanten sprudeln aus Wunden, metallische Fingernägel hinterlassen blutige Striemen, die Pailletten eines Cocktailkleids zerfetzen Angreifer. Im vierten Film von Hélène Cattet und Bruno Forzani löst sich Gewalt in Abstraktion und Formspielereien auf. Das belgische Regie-Duo hat eine Hommage an das Agentenkino der Sechziger geschaffen. Sie beziehen sich jedoch eher auf die zweite Garnitur der Männer (und Frauen) mit der Lizenz zum Töten. Der Bond-Boom brachte damals in Italien ein ganzes Subgenre von billigen Rip-offs hervor.
In „Reflection in a Dead Diamond“, der im Wettbewerb der Berlinale lief, blühen die Metaebenen. Der alternde John D (B-Movie-Ikone Fabio Testi) verbringt seinen Lebensabend im Luxushotel an der Côte d’Azur und trauert besseren Zeiten nach. Die manifestieren sich als wilde Pastiche aus Erinnerungen, Fantastereien und Comic-Gewaltausbrüchen, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Delirium aufgehoben sind.
Ist die mysteriöse Frau im Zimmer nebenan wirklich seine tödliche Nemesis? Oder fantasiert sich der alte Mann zum Hauptdarsteller in seinem inneren Agentenfilm? Ziemlich durchgeknallt das Ganze, mit Ideen (und Blutfontänen) für zwei Filme – und einem tollen Giallo-Soundtrack. (Andreas Busche)
5 Tron: Ares
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Auch in diesem Sequel ist die Handlung, die zwischen Realität und zwei Paralleluniversen hin und her zappt, kompliziert, aber keineswegs komplex. Immerhin ist der Diskurs über Chancen und Risiken künstlicher Intelligenz, der schon im Original aus dem Jahre 1982 angelegt war, heute aktueller denn je. Die beiden Grundfragen – Was passiert, wenn die KI in falsche Hände gerät?
Was, wenn sich die überlegene Technik gegen die Menschheit wendet? – behandelt „Tron: Ares“ gleichzeitig auf dystopische wie optimistische Weise. Zwar versucht Bösewicht Dillinger (Evan Peters) die Technologie für eine kriegerische Zerstörung der Welt einzusetzen.
Aber das künstlich-intelligente Wesen Ares (Jared Leto) entwickelt sich schon bald eigenständig vom bloßen Befehlsempfänger zu einem Programm mit Gewissen, Empathie und Gefühl. Um die Menschwerdung seines KI-Helden herum inszeniert Regisseur Joachim Rønning („Maleficent 2“) ein hochstilisiertes Action-Feuerwerk. Wie in den Vorgängern bestimmt auch hier das Design das Bewusstsein des Films, der eher zum Eintauchen als zum Nachdenken einlädt. (Martin Schwickert)
6 Stolz & Eigensinn
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Der Dokumentarfilm „Stolz und Eigensinn“ ist eine medienarchäologische Arbeit, die ein weitgehend vergessenes Kapitel der deutschen Vereinigungsgeschichte erzählt. Ausgehend von einer 30 Jahre alten Reportage des Leipziger Piratensenders Kanal X über DDR-Industriearbeiterinnen, die am Beginn der 1990er-Jahre im geschlechterpolitischen Backlash nach der Wiedervereinigung ihre Jobs verlieren, sucht der Filmemacher Gerd Kroske („Der Boxprinz“) die älteren Damen in der Gegenwart der 2020er-Jahre erneut auf. Und lässt sie am Bildschirm auf ihr jüngeres Ich gucken, um Erinnerungsarbeit zu leisten.
Der Film versammelt, im Splitscreen kontrastiert mit den historischen Videobildern, die knappen Lebensgeschichten von knapp einem Dutzend Protagonistinnen: So entstehen eindringliche Porträts von Bergmännern und Brückenfahrern, Maschinisten und Chemikern, wie die Frauen sich in der nach alter Tradition männlichen Berufsbezeichnung selbst nennen. Es geht um Stolz und Schmerz bis hin zu Suiziden. Was der Film mit seinen wenigen Mitteln aus den kurzen Begegnungen herausholt, ist bereichernd und berührend. (Matthias Dell)
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