
© dpa/Eric Zachanowich
Die wichtigsten Kinostarts der Woche: Muskelmänner, Plattenbau-Queens und Kindheitsheldin Momo
In dieser Kinowoche tritt Dwayne Johnson in den Ring, während Michael Endes Momo gegen Zeit-Diebe kämpft. Was außerdem sehenswert ist, lesen Sie hier.
Stand:
Ein Mann wie eine Maschine, oder eben ein Felsen: Eine naheliegendere Besetzung für ein Mixed Marshal Arts-Biopic als Dwayne „The Rock“ Johnson gibt es wohl nicht. In „The Smashing Machine“ stellt er, in der gefühls- und anabolikagetriebenen Hauptrolle, neben seinem gestählten Körper seine Schauspielkünste zur Schau.
Ansonsten gehört diese Kinowoche jungen Heldinnen. In Christian Ditters kontemporärer Adaption der Momo-Bücher kämpft die Protagonistin gegen Zeit-Fresser, die einem in Zeiten von Social Media und Smartphones nur allzu bekannt sein dürften.
Das österreichische Plattenbau-Drama von Marie Luise Lehner porträtiert die junge Anna, die sich von nichts und niemandem kleinkriegen lässt. Und das Historiendrama „Karla“ begleitet ein Mädchen in ihrem mutigen Kampf um Gerechtigkeit.
Was diese Woche sonst noch einen Kinobesuch wert ist, lesen Sie hier.
1 The Smashing Machine
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Mark Kerr kann nicht verlieren. Er weiß nicht, wie sich das anfühlt. „Ich kann Ihnen auf diese Frage nicht antworten“, entgegnet er einem sichtlich irritierten Reporter.
Der Mixed-Martial-Arts-Champion, gespielt von Dwayne Johnson in seiner ersten dramatischen Rolle, lebt für das Gewinnen. Und als es irgendwann dann doch anders kommt, bricht eine Welt zusammen.
Mark Kerr war eine der schillerndsten Figuren aus den wenig glamourösen Anfängen der Ultimate Fighting Championships. In den späten 1990er-Jahren, in denen „The Smashing Machine“ von Benny Safdie spielt, war der UFC-Verband noch weit davon entfernt, das heute milliardenschwere Unternehmen zu sein.
Safdies Sport-Biopic spielt noch in der Welt der mittelgroßen Sporthallen und Spielcasinos, wo die Kämpfer durch die Parkgarage in die Arena einlaufen müssen. Einmal kreuzen sich nach einem Kampf die Wege des geprügelten Kerrs und eines Kellners, die sich den Lastenaufzug teilen müssen. Große Szene.
Biopics über vergessene Helden und Wegbereiter, denen die Anerkennung (und das große Geld) verwehrt blieben, sind Traumstoffe für Hollywood, das solche Underdog-Geschichten liebt. Aber das Sportdrama interessiert Safdie weniger, die Kämpfe im Ring (später im Oktagon) sind in der Halbdistanz gefilmt.
„The Smashing Machine“ versucht sich eher an einer Charakterstudie, die Besetzung des Ex-Wrestlers Johnson ist hierzu der Schlüssel, nicht nur, weil zur Spiegelung des Kämpfers und Privatiers Kerr noch die Persönlichkeit des Schauspielers als weitere Metaebene eingezogen wird. Dwayne Johnson ist die eigentliche Attraktion. (Andreas Busche)
Eine ausführliche Rezension lesen Sie hier.
2 Karla
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In einer Nacht im Jahr 1962 steht die zwölfjährige Karla (Elise Krieps) in einem Münchner Polizeirevier, verlangt einen Anwalt und zitiert aus dem Grundgesetz das „Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“.
Die Unsicherheit von Karla und dem hinzugerufenen Richter Lamy (Rainer Bock), ob das so auch für Kinder gelte, ist bestürzend.
Sehr bestimmt macht Klara trotzdem deutlich, dass sie raus muss aus ihrer Familie, in der sie ihr Vater seit Jahren sexuell und psychisch missbraucht.
Zwar ohne Rücksicht auf Verluste, allerdings nicht zu dem Preis, vor Gericht durch die Schilderung des Unsagbaren ihre Würde zu opfern. Mit Unterstützung von Lamys Sekretärin Frau Steinberg (Imogen Kogge), kann sie Richter Lamy überzeugen, am Ende seiner Laufbahn etwas zu riskieren.
Der Prozess vor dem Prozess hilft allen dreien, mit ihren individuellen Traumata umzugehen.
Regisseurin Christina Tournatzés hat sich entschieden, den zeitgeschichtlichen Kontext zugunsten des Kammerspiels ihrer tollen Darsteller zurückzunehmen. Das raubt dem Drama nach einer wahren Geschichte leider viel von seiner Brisanz. (Ingolf Patz)
3 Momo
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Die Adaptionen der beiden erfolgreichsten Michael-Ende-Bücher gehörten zu den prägenden jugendlichen Kino-Erfahrungen der 1980er-Jahre.
Die Idee, dass mächtige Männer mit Gimmick-Spielzeugen den Menschen ihre wertvolle Lebenszeit stehlen, bekommt im Zeitalter von Mark Zuckerberg, Apple Watch und „TikTok Addiction“ neue Aktualität.
Nostalgie bespielt der Jugendklassiker-erprobte Regisseur Christian Ditter (die „Vorstadtkrokodile“-Trilogie) mit seiner „Momo“-Verfilmung daher nicht, was Fans durchaus irritieren könnte.
Die Menschen werden mit leuchtenden Armbändern gefügig gemacht, die ihre Zeit-Ökonomie messen. Bald schon stehen alle unter dem Einfluss des Tech-Konzerns Grey, auch Momos bester Freund Gino (Araloyin Oshunremi), der plötzlich ein erfolgreicher Influencer ist.
Regisseur und Autor Ditter hat in der zwölfjährigen Alexa Goodall eine würdige Nachfolgerin für die ewige Momo Radost Bokel gefunden.
Aber seine unterkühlt-aufgeräumte Ästhetik zwischen mediterranem Tourismusklischee und dystopischer Investorenarchitektur erwärmt nicht gerade die Herzen. (Andreas Busche)
4 A Big Bold Beautiful Journey
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Als der bindungsunwillige David (Colin Farrell) auf dem Weg zu einer Hochzeitsparty eine absurde Mietwagenagentur in Anspruch nimmt, deren Vehikel statt GPS spirituelle Beratung bieten, beginnt seine „journey“.
Schon bald sitzt ein anderer Hochzeitsgast, die schöne, ebenfalls bindungsunwillige Sarah (Margot Robbie) auf dem Beifahrersitz, und die beiden fahren im magischen Mietauto ihre bildgewordenen Erinnerungen ab: klassische Schuldgefühle, emotionale Teenagertraumata, Lieblingsmuseen und schambehaftetes Lieblings-Fastfood.
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Interessant an dem mit seichten Pop-Songs und Wandtattoo-Weisheiten zugedonnerten Werk ist einzig die Perspektive: Während RomComs meist aus heteroweiblicher Sicht erzählt werden, ist es hier der emotional distanzierte Heteromann, der loszieht, um seine Gefühle auszugraben.
Farrell und Robbie geben sich Mühe und absolvieren sogar ein paar Gesangs- und Tanzszenen mit Leidenschaft. Aber wahrscheinlich ist das alles nur ein Werbespot: Als David und Sarah sich nämlich in einem Burger-Imbiss treffen, trägt der zwar offiziell einen anderen Namen. Doch das Product-Placement einer großen Fast-Food-Kette ist überdeutlich. (Jenni Zylka)
Den vollständigen Text können Sie hier lesen.
5 Wenn du Angst hast, nimmst du dein Herz in den Mund und lächelst
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Anna liegt die Stadt zu Füßen. Mal steht sie auf dem Balkon (mindestens 15. Stock), dann auf dem Fünf-Meter-Brett im Hallenbad, am Ende fliegt sie auf dem Kettenkarussell über Wien.
Auch wenn die Zwölfjährige mit einem Plastiklöffel im Mund geboren wurde – sie teilt sich im Hochhaus mit ihrer Mutter ein Bett –, sie lässt sich nicht unterkriegen.
Der Song über eine „motherfucking princess“ mit unsichtbarer Krone, zu dem sie mit ihrer Freundin wild durchs Wohnzimmer tanzt, sagt eigentlich alles über diese Plattenbau-Queens (überhaupt: lässiger Soundtrack). Anna wird von Siena Popović so natürlich gespielt, dass man rasch das Gefühl hat, Teil der Familie zu sein.
Das Mädchen hat es echt nicht leicht: Als sie aufs Gymnasium kommt, hat sie weder die richtigen Klamotten noch Hilfe bei den Hausaufgaben, subtile Spitzen gegen die gehörlose Mutter gibt’s obendrauf. Dem begegnet sie mit einer Mischung aus Scham und Trotz. Und erstaunlicher Resilienz.
Wir dürfen mit in ihre verschiedenen Welten, die differenziert gezeichnet sind – die Schule, ein Geburtstag bei der wohlhabenden Mitschülerin, die Nachbarn im Wohnblock. So zart wie kämpferisch – die Hauptfigur und der ganze Film. (Antje Scherer)
6 Wie das Leben manchmal spielt
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Die Mutter hat sich umgebracht, die ältere Schwester ist über alle Berge, um ihren depressiven Vater kümmert sie sich ganz alleine – es grenzt an ein Wunder, dass die 25-jährige Marie-Line ihren Lebensmut nicht verliert.
Doch als ihr neuer Freund sie wochenlang ghostet, rastet sie aus. In der Folge verliert sie ihren Job als Kellnerin und wird wegen schwerer Körperverletzung zu sechs Monaten auf Bewährung und einer Geldbuße verurteilt. Um die stemmen zu können, überredet sie ihren gerade führerscheinlosen Richter, sie als Privatchauffeurin zu engagieren.
Natürlich ist weder die Figurenkonstellation (hier die unterprivilegierte, pragmatische Proletin, dort der mürrische Feingeist) noch die Plotkonstruktion (die auf eine umfassende éducation humaine beider Protagonisten hinausläuft) besonders originell.
Aber die Behutsamkeit, mit der Regisseur und Drehbuchautor Jean-Pierre Améris Konflikte aufbaut und wieder auflöst, ist wohltuend.
Und Louane Emera („Verstehen Sie die Béliers?“) und Comedy-Urgestein Michel Blanc spielen ihre Rollen mit so viel Hingabe, dass man dieser warmherzigen, im spröden Le Havre verorteten Tragikomödie gern bis zum bittersüßen Ende folgt. (Jörg Wunder)
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