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Kultur: Dies ist kein Film

Iran: Urteil gegen Jafar Panahi bestätigt

Ein iranisches Berufungsgericht hat die sechsjährige Haftstrafe für den Filmemacher Jafar Panahi bestätigt, ebenso das 20-jährige Berufs- und Reiseverbot. Wie seine Familie bestätigte, ist das Urteil bisher nicht umgesetzt worden und Panahi noch auf freiem Fuß. Seine Anwältin sagte, über die Ablehnung der Revision sei ihnen von den Behörden nichts mitgeteilt worden. Die Regierungszeitung „Iran“ berichtete hingegen darüber und bestätigte auch, dass es für den mit der gleichen Strafe belegten Filmemacher Mohammed Rasoulof eine Haftminderung auf fünf Jahre gebe.

Der 51-jährige, international preisgekrönte Panahi („Offside“, „Der Kreis“), der die iranische Oppositionsbewegung unterstützt und trotz der drastisch eingeschränkten Arbeitsmöglichkeiten unter Ahmadinedschads Regime das Land nicht verlassen will, war nach seiner Festnahme im März 2010 gemeinsam mit Rasoulof im Dezember verurteilt worden. Wegen des internationalen Protests von etlichen Regierungen sowie von den Filmfestivals in Cannes, Berlin und Venedig, geriet ihr Fall nicht in Vergessenheit. Rasoulof drehte daraufhin einen Film über die Schikanen gegen Dissidenten: „Auf Wiedersehen“ wurde in Cannes ausgezeichnet. Auch das von Panahi gemeinsam mit Mojtaba Mirtahmasb realisierte Video-Tagebuch „This is not a Film“ lief im Mai in Cannes und auf vielen anderen Festivals; in Frankreich kam es kürzlich ins Kino. Panahi improvisiert darin in seinem Teheraner Wohnzimmer Szenen aus den Filmen, die er nicht drehen durfte: Ein-Mann-Theater gegen die Zensur.

Wie streng mit regierungskritischen Künstlern umgegangen werden soll, darüber herrscht unter Irans Behörden Uneinigkeit. Während die Tatsache, dass Panahi und Rasoulof bis zur Stunde nicht hinter Gittern sitzen, für eine vorsichtige Liberalisierung spricht, greifen offenbar auch die Hardliner wieder durch – bei weniger prominenten Künstlern. So wurde Mirtahmasb am 18. September gemeinsam mit sechs weiteren iranischen Filmschaffenden festgenommen und ins berüchtigte Ewin-Gefängnis gebracht. Der Vorwurf: Kooperation mit der BBC. In der Tat hatte der britische Sender kurz zuvor Mirtahmasbs Dokumentarfilm „Offbeat“ über iranische Musiker ausgestrahlt. Schon beim Filmfest Venedig Anfang September war ihm zur Vorführung von „This is not a Film“ die Ausreise verweigert worden. Ebenfalls im September war die Schauspielerin Marzieh Vafamehr zu 90 Peitschenschlägen und einem Jahr Gefängnis verurteilt worden. Ihr wird vorgeworfen, dass sie in einem australischen Film ohne Kopftuch auftritt und in einer Szene Alkohol trinkt. Auch Vafamehr hat jetzt Berufung eingelegt. Sollten Panahi und Rasoulof nun tatsächlich ins Gefängnis kommen, hätten die Hardliner im innerbehördlichen Zwist fürs Erste gesiegt. Christiane Peitz (mit AFP)

Christiane Peitz (mit AFP)

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